Hattingen. Jörg Jetzkus war Elektriker und Rettungssanitäter – jetzt sitzt er am Steuer eines Schulbusses. Brummelige, freundliche oder aufgeregte Schüler erlebt er jeden Tag.

„Manche der Schüler bekommen kein ,Guten Morgen’ aus dem Mund. Andere grüßen dagegen freundlich. Ich komme aber mit jedem Pendler klar“, sagt Jörg Jetzkus. Sein Arbeitsplatz ist hinter dem breiten Lenkrad eines Busses. Er fährt Schüler nicht nur zur Schule und zurück, sondern auch während der Schulzeit für ihre Kurse von A nach B.

Seinen Beruf übt Jetzkus seit 15 Jahren aus. Vor elf Jahren hat er das ehemalige Busunternehmen Gäbler gekauft und ist nun selbst Unternehmer. „Ich habe mir damit ein neues Standbein aufgebaut. Denn im Handwerksbereich ist es wesentlich schwieriger, Fuß zu fassen“, meint der 53-Jährige. Er ist ausgebildeter Elektriker und hat einige Jahre in dem Bereich gearbeitet. Im Anschluss daran war er zunächst als Rettungssanitäter tätig. Dabei steuerte er Krankenwagen. „Ich habe diesen Weg bestritten, um immer wieder weiter zu kommen“, sagt Jetzkus. Momentan kann er sich keinen anderen Beruf vorstellen. „Ich habe es noch nicht bereut und bin total zufrieden.“

Mit den Schülern pflegt er ein gutes Verhältnis. „Die Grundschüler bedanken sich für jede Fahrt. Sie sind sehr offen, gehen locker auf mich zu“, erzählt der Busfahrer. Sie entwickeln viel Vertrauen und erzählen einiges. Aber auch die älteren Schüler sprechen schon mal über ihre Sorgen. „Wenn die Zeit da ist, rede ich auch mit ihnen. Ich muss nur aufpassen, nicht zu sehr in irgendein Problem einzugreifen“, so Jetzkus. Aber auch Witze werden ihm mitunter erzählt. „Als Busfahrer muss ich mich mit den Schülern anfreunden und daran gewöhnen, dass vor allem Grundschüler auch mal laut sind.“

Nur selten Ermahnungen nötig

Ermahnungen musste der Welperaner nur selten aussprechen. „Das kann ich an einer Hand abzählen, mittlerweile habe ich auch alle im Griff“, sagt Jörg Jetzkus. Einmal kam es vor, dass ein Schüler vor den Bus getreten hat. Jetzkus verweigerte ihm den Eintritt. Der Schüler wandte sich an den Direktor. Anstatt einer Beschwerde kam aber eine Entschuldigung des Schülers. Rausschmeißen musste Jetzkus noch niemanden.

Im Schnitt kutschiert er 150 Schüler am Tag. Die genaue Zahl ist von Schuljahr zu Schuljahr unterschiedlich, je nach Stundenplänen. Sein Tag fängt um sieben an. Er fährt Grundschüler zur Schule. Feierabend macht Jetzkus erst nach drei Uhr nachmittags. „Manchmal noch später, wenn in der Oberstufe noch ein Kooperationskurs war und danach Sportunterricht am anderen Gymnasium ist.“ Er glaubt, dass manchmal auch einfach andere mitfahren, die schon Schluss haben. „Das merke ich, wenn mir das Schoko-Ticket gezeigt wird. Aber auf einen mehr oder weniger kommt es nicht an. Und wenn mir gesagt wird, dass noch jemand fehlt, warte ich.“ Stressig ist die Arbeit nie, da zwischendurch immer Zeit für eine Pause ist.

Während eines Schuljahres merkt sich Jörg Jetzkus die Gesichter und weiß später, wer wieder mitfährt. Danach geraten die Schüler schon mal in Vergessenheit. „Aber es gibt nichts Schöneres, als von ihnen dann wieder in der Altstadt angesprochen zu werden.“