Hattingen. .

Kinos haben’s schwer. Das bekommt auch das Central zu spüren. Nun steht Hattingens einziges Filmtheater auf der Kippe. Denn die Fixkosten drücken gewaltig und 53 Prozent vom Verkaufspreis jeder Karte geht direkt an den Verleih.

Zweimal großes Kino. Es ist ein Doppelschlag im wahren Wortsinn: Am Donnerstag haben im Central-Kino „Karate Kid“ und „Das A-Team“ Premiere. Der Streifen um den zwölfjährigen Dre Parker und seine Kampfkünste kommt drei Wochen nach dem Start in deutschen Kinos relativ zeitnah an die Bahnhofstraße 7, die Leinwandfassung der 80er-Jahre-Serie um eine Gruppe ehemaliger Soldaten, die Menschen aus Notlagen herausschlagen, ist in Hattingen als Bundesstart zu sehen. Das verspricht gute Besucherzahlen. Die hat das Central-Kino allerdings auch bitter nötig. Hattingens einziges Filmtheater kämpft ums Überleben.

Die Gründe sind vielfältig. Natürlich beginnt die Liste der Sorgen mit seit Jahren sinkenden Besucherzahlen. Die Konkurrenz im Internet und das Murren über die Eintrittspreise sieht Christian Groteheide als zentrale Ursachen für den stetigen Niedergang des Interesses. Nicht von ungefähr sei der Trend um das Jahr 2001 gekippt, als der Euro eingeführt und das Herunterladen von Filmen Volkssport wurde, so der Inhaber der G & K Filmtheater und Kulturbetriebe GmbH in Gütersloh und Betreiber des Central-Kinos in Hattingen. Auch sei die Qualität der Streifen stetig schlechter geworden.

Gerade mal 40 bis 60 Besucher täglich

Saisonale Kino-Killer haben den schleichenden Abwärtstrend in den vergangenen Monaten verstärkt. Die Fußball-WM, die anhaltende Hitzewelle und die Sommerferien sorgten dafür, dass die letzten der letzten Kinofans an den Kassen zumindest keine Warteschlangen vorfanden. Gerade mal 40 bis 60 Besucher täglich wollten sich zuletzt im Central Angst und Schrecken einjagen oder in zauberhafte Welten entführen lassen. Zu wenig für das Drei-Säle-Haus mit insgesamt gut 400 Plätzen.

Denn die Fixkosten drücken gewaltig. Rund 2500 Euro kostet die Monatspacht der Räume am Rande der Altstadt, jeweils 1000 Euro fressen Heizung und Strom auf. Wer weiß, dass 53 Prozent vom Verkaufspreis jeder Kinokarte direkt an den Verleih gehen – bei Kassenknüllern gerne auch als Vorschuss – der ahnt, dass der Handel mit Kinoträumen betriebswirtschaftlich schnell zum Alptraum werden kann. So ist auch die Entscheidung der Hattinger Kino-Macher zu erklären, auf den Einbau der 3-D-Technik zu verzichten. Rund 6000 Euro würde es kosten, den technischen Stand der Dinge ins Central zu bringen. Zu teuer, sagt Christian Groteheide.

Mietvertrag verlängert sich zurzeit immer nur im Drei-Monats-Rhythmus

Den Hüter der Hattinger Kino-Kultur plagt überdies ein Standortproblem. Der Mietvertrag ist zum 1. April 2010 ausgelaufen und verlängert sich zurzeit immer nur im Drei-Monats-Rhythmus. Der Eigentümer will das Gebäude (Baujahr 1927) verkaufen. Was die Unsicherheit schürt und den von Groteheide geforderten Umbau auf kostensenkende Energiestandards blockiert. Grund genug für den Gütersloher Unternehmer, mit der Stadt Gespräche über Alternativstandorte zu führen. Bisher ohne konkretes Ergebnis, aber auch nicht ganz ohne Hoffnung.

Die will Christian Groteheide ohnehin nicht aufgeben, einen Showdown der Hattinger Kinoszene auf jeden Fall vermeiden. Der 36-Jährige stammt aus einer Film-Familie, sein Vater betrieb in Ostwestfalen 28 Kinos. Auch Groteheide junior hatte mehrere Standorte am Start, musste die Häuser in Menden, Castrop-Rauxel und Rheda-Wiedenbrück aber schließen. Übrig blieb allein Hattingen. Grund genug, hier fürs Happy End zu kämpfen.

An seiner Seite: Helga Erdmann. Die 70-Jährige ist seit 1996 Motor und Mädchen für alles im Central. Sohn Martin (29) arbeitet als Filmvorführer. Sie sind im Film, wann immer es in Hattingen um Kino geht. Und so soll es bleiben.