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Unterhaltsame Filme ziehen immer wieder viele Menschen ins Kino. Zur Fußball-WM setzten die meisten aber auf spannende Spiele. Die Besucherzahlen in den Kinos sind um elf Prozent zurückgegangen. Hoffnung bringt das zweite Halbjahr.

Die Fußballweltmeisterschaft hat den deutschen Kinos etliche Zuschauer geraubt. Die Besucherzahl lag im ersten Halbjahr 2010 mit rund 56,2 Millionen um 11,4 Prozent hinter der ersten Jahreshälfte 2009, wie die Kinowirtschaft am Donnerstag in Berlin mit Verweis auf Zahlen des Marktforschers Rentrak Germany mitteilte. Dennoch verbuchte die Branche mit einem Umsatz von rund 417,8 Millionen Euro ein leichtes Plus von 1,1 Prozent. Dies ist war vor allem auf die teureren Kartenpreise für 3D-Filme zurückzuführen.

Die Kinowirtschaft sieht den Besuchereinbruch gelassen und erklärte, dies sei aufgrund der WM „erwartet und einkalkuliert“ worden. Der stellvertretende Vorstand des Branchenverbandes HDF Kino und Geschäftsführer der Zukunft Kino Marketing (ZKM), Andreas Kramer, sagte: „Die deutschen Kinos haben Sommerwetter und die Fußball-WM gemeistert.“ ZKM-Berater Jan Oesterlin betonte auf ddp-Anfrage: „Der Vergleich zum Vorjahr ist extrem schwierig, weil da keine WM war.“ Im Vergleichszeitraum des WM-Jahres 2006 hätten die Zahlen ähnlich ausgesehen.

Während der Fußball-WM gab es bewusst keine wichtigen Filmstarts

Den Angaben zufolge liegen die aktuellen Besucherzahlen bei knapp 66,6 Millionen. Im WM-Jahr 2006 hatte die Zahl um diese Zeit bei rund 68,8 Millionen gelegen. Beim derzeitigen Gesamtumsatz konnten die Kinos im Vergleich zu 2006 mit mehr als 492 Millionen Euro jedoch ein Plus von 20 Prozent verbuchen.

Oesterlin sagte, während der WM mit anfangs bis zu drei Spielen täglich habe es bewusst keine wichtigen Filmstarts gegeben. Auch große 3D-Filme seien nicht angelaufen. Die Blockbuster der zweiten Jahreshälfte ließen aber „auf ein gutes Kinojahr hoffen“. Zugleich räumte er ein, die Rekordzahlen aus 2009 seien nicht zu toppen. In dem Jahr war die Zahl der Besucher um 13,1 Prozent auf 146,3 Millionen gestiegen, die Umsätze kletterten um 22,8 Prozent auf 976,1 Millionen Euro.

Optimistischer Ausblick in das zweite Kinohalbjahr

Jetzt ruhen die Hoffnungen der Branche auf Filmen wie dem dritten „Twilight“-Teil, „Eclipse - Biss zum Abendrot“ und dem Thriller „Inception“ mit Leonardo DiCaprio. „Ecplise“ verbuchte bereits mehr als drei Millionen Besucher, „Inception“ zählte zum Start schon 688 672 Filmfans.

Der Geschäftsführer des Verbandes der Filmverleiher, Johannes Klingsporn, sagte, er blicke „optimistisch ins zweite Kinohalbjahr“. Er verwies auf die Starts von „Das A-Team“ (12. August), „Salt“ mit Angelina Jolie (19. August), „Das Leben ist zu lang“ von Dani Levy (26. August), „Die Konferenz der Tiere“ in 3D (7. Oktober), „Wall Street - Geld schläft nicht“ mit Michael Douglas (21. Oktober) und „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1“ (18. November).

Avatar erfolgreichster Film im ersten Halbjahr

Die erfolgreichsten Filme der ersten Jahreshälfte 2010 waren den Angaben zufolge „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ mit einem Umsatz von knapp 72 Millionen Euro und knapp sieben Millionen Besuchern in sechs Monaten, gefolgt von „Alice im Wunderland“ (28,3 Millionen Euro Umsatz und 2,9 Millionen Besucher) und „Sex & The City 2“ (18 Millionen Euro Umsatz und 2,4 Millionen Besucher).

Oesterlin verteidigte auch die höheren Kartenpreise für 3D-Filme. Die Zuschauer seien bereit, „den Erlebnischarakter entsprechend zu vergüten“, sagte er. Die Kinos hätten zudem hohe Investitionskosten für die neue Technologie. 3D-Filme seien inzwischen „ganz sicher unverzichtbar“ - aber nicht um Besucherverluste zu kompensieren, sondern aus künstlerischen Aspekten. (ddp)