Hattingen. Aufklären, Ideen sammeln: Ein neuer Verein in Hattingen will die Energiewende beschleunigen. Die Ziele - und wie jeder mitmachen kann.

Heizen mit Ruhr- und Grubenwasser, Energie von Windrädern in Hattingen: Tempo in Sachen Energiewende wollen jetzt Menschen aus Hattingen machen.

Die Akzeptanz der Energiewende zu erhöhen, das ist ein Ziel des jetzt gegründeten Vereins „BürgerEnergieHattingen e.V.“ (BEH). Den Aktiven reicht es nicht, dass Hattingen in 2024 und 2025 alle städtischen Gebäude mit Ökostrom versorgt, denn „das ist zwar schön, aber das Grundproblem ist, dass es viel Sanierungsbedarf gibt. Die Heizkosten fliegen uns um die Ohren“, meint Rolf Novy-Huy.

Energiewende Hattingen: Heizen mit Ruhr- oder Grubenwasser

Es gebe derzeit Förderprogramme. „Ich bin Kaufmann. Bis 90 Prozent können gefördert werden, da kann man gut einen Kredit über die zehn Prozent Eigenanteil aufnehmen, denn anschließend spart man Geld bei den Heizkosten.“

Vereinsziel und Kontakt

Der Verein will Bürgerinnen und Bürger zum Thema Klimaschutz, Energie und Nachhaltigkeit weiterbilden und beraten und an der Gestaltung der Kommunalen Wärmeplanung mitwirken.

Daneben will der BEH auch die Entstehung von Bürgerenergie-Gemeinschaften und -Genossenschaften fördern, in denen Hattinger Bürger konkrete wirtschaftliche Teilhabe und Mitgestaltung an der Energiewende haben können. So soll die Akzeptanz der Energiewende gefördert werden. Vorbild für das Engagement im BEH ist der Verein ‚Energieland2050 e.V.“ im Kreis Steinfurt.

Klimaneutralität ist in der Europäischen Union das Ziel bis 2045. „Bis Mitte 2028 muss die Stadt Hattingen verpflichtend ihre kommunale Wärmeplanung vorlegen, um aufzuzeigen, wie zur zukünftigen Deckung des Energiebedarfs geplant werden muss“, so der BEH. Kontakt: über die Homepage www.behattingen.de, per E-Mail an info@behattingen.de oder Telefon 0151 6493 6498.

Auch die Nutzung von Grubenwasser ist für die Aktiven ein Thema. „Dem Vernehmen nach ist die Stadtverwaltung schon in der Prüfung. Wasser, das mit stabil 20 Grad heute einfach nur ,entsorgt‘ werden muss, stellt ein wunderbares Medium für Heizungspumpen dar und könnte, wenn es wohnortnah zur Verfügung steht, über ein Nahwärmenetz verteilt werden“, erklären die Vereinsmitglieder.

Standorte für Windräder gesucht: Bürgergenossenschaft erwünscht

Mit Hilfe des Ruhrwassers könne geheizt werden. „Flusswasser für Wärmepumpen zu nutzen, klingt exotisch. Aber Rosenheim macht das schon. Und die Stadt ist nicht riesig.“ Wenn es möglich sei, den Mühlenbach dafür zu nutzen, dann müsse das erst recht mit der Ruhr funktionieren, so Novy-Huy.

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„Es wird zwar schwer, aber es wäre doch auch schön, wenn wir ein, zwei Standorte für Windräder in Hattingen finden würden“, erklärt Novy-Huy, „es ist eine Bürgergenossenschaft denkbar für die Windkraft.“ Größere Wärmepumpen für Gewerbegebiete, die Nutzung von Geothermie beispielsweise für Siedlungen wie am Pottacker, Biogasanlagen: Die Ideen sind zahlreich.

Hattingen muss künftig Energiebedarf ohne fossile Brennstoffe decken

Novy-Huy engagiert sich bei Bündnis90/Die Grünen, stellt aber klar: „Zwar sind bislang überwiegend Aktive der Grünen im Verein dabei, aber wir sind hier in einer anderen Rolle, wollen keine Politik machen.“ Man habe starten wollen, jetzt sollen sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger anschließen. „Beim ersten Treffen waren auch schon Interessierte da, wir wollen auch noch eine Frau im Vorstand. Den können wir auch schnell neu besetzen“, erklärt er.

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Mit Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Hochschulen, den Menschen in Hattingen über die Ideen ins Gespräch zu kommen, wie Hattingen künftig den Bedarf an Strom und Wärme deckt, wenn auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas „verzichtet werden soll und muss“, ist Ziel des Vereins.

Traum beim Wettlauf um Energieprojekte: „Hattingen vorne!“

Hattingen, so der Verein, habe einen Energiebedarf von etwa 800 Gigawattstunden pro Jahr, wovon aktuell nur etwa drei Prozent nachhaltig und ohne Treibhausgas-Emmisionen erzeugt würden. Davon entfielen 45 Prozent auf private Haushalte, ein Viertel auf die Industrie und der Rest auf den Verkehrssektor.

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„Wenn die derzeit in Ausarbeitung befindlichen Wärmekonzepte der Städte fertig sind, wird es einen Wettlauf um Energieprojekte geben. Da wäre es doch gut, wenn es hieße: Hattingen vorne!“, findet Novy-Huy, der Menschen überzeugen möchte, dass sie mit alternativen Energien „ihre Bude sicher warm kriegen“.