Hattingen. Kondome, Prosecco-Flaschen und Trockenfleisch: Eine Spurensuche auf den Parkplätzen in Hattingens Elfringhauser Schweiz – es wird eklig.
Nein, schön ist das nicht – sondern eher eklig! Spurensuche nach Müll auf den Parkplätzen in Hattingens Hügelland.
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Wer in die unberührte Natur der Elfringhauser Schweiz möchte, der muss teils erst mal im unansehnlichen Dreck parken, um dann die Schönheit der Natur zu genießen. Die Wandersaison startet gerade durch. Was sich da alles an Abfall findet.
„Wenn die Leute ihren Müll mal mitnehmen würden, gäbe es das Problem nicht“, sagt Andreas Berg von „Straßen.NRW“, an deren Straße - Wodantal - die Parkplätze liegen.
Menschen bringen den Müll zu Hattingens Wanderparkplätzen
Doch viele Menschen nehmen ihren Müll nicht mit. Im Gegenteil: Viele steuern die Parkplätze gezielt mit mitgebrachtem Müll an, um ihn dort abzuladen. Mit Wandern und Erholen haben sie nichts im Sinn. Wer den Wanderparkplatz Wodantal/Am Zippe anfährt, blickt derzeit auf die ersten weißblühende Blümchen, auch lilafarbige sind darunter - und was diese Farbe angeht, passt die weggeworfene Schokoherzchen-Verpackung zumindest dazu.
Gemüsescheune: Bratwurst für Müllsammler bei Aktion
Unter dem Motto „Hügelland astrein!“ laden Uli Auffermann und das Archiv Anderl Heckmair mit der Gemüsescheune Elfringhausen am Sonntag, 14. April, zu einer Müllsammelaktion ein. Los geht es ab 10 Uhr an der Gemüsescheune Elfringhausen (Elfringhauser Straße 136), um das Hügelland im Umkreis von Unrat entlang der Wanderwege zu befreien.
So möchte Initiator Uli Auffermann mit seiner Aktion der Natur etwas zurückgeben, darüber hinaus aber auch daran erinnern, dass Abfall jeglicher Art für Tiere lebensgefährlich sein kann.
Dazu gibt es von der Gemüsescheune Elfringhausen je abgeliefertem, gefülltem Sack eine Bratwurst gratis, die Pächter Daniel Stranzenbach den Mitwirkenden spendiert.
Greifzangen, Handschuhe sowie Müllsäcke stellt die Stadt. Sie stehen an der Gemüsescheune. Dort können gefüllte Müllsäcke bis 16 Uhr abgegeben werden. Die Aktion läuft im Rahmen der Stadtkampagne „Hattingen sauber!“ Info: www.dashuegelland.de
Gelb wie der unweit stehende Löwenzahn strahlt auch die Zitronen-Kuchen-Verpackung, in der sich schon Wasser gesammelt hat. Zerknautschte Energy-Drink-Dosen sind übrigens allenthalben zu finden, dabei hätte es für manche in unbeschädigtem Zustand sogar noch Pfandgeld gegeben. Bonbonpapierchen müssen nach ihresgleichen auf dem Parkplatz nicht besonders lange suchen.
Bauschutt, Flaschen, Kondome verunstalten die Natur in Hattingen
Mancher Müll gibt auch Rätsel auf: Was beispielsweise hat die signalrot leuchtende Kordel wohl mal gehalten? Was hat sie hier in die Elfringhauser Schweiz verschlagen? Jedenfalls liegt sie da, zerrissen und unbrauchbar.
Am Rand des Parkplatzes gegenüber von „Wodans Quell“ hat jemand Bauschutt abgeladen - und verblühte Topfpflanzen. Zwei Sektflaschen liegen fast schon malerisch an einem Busch, der gerade die ersten grünen Blättchen zeigt. Bald werden die Flaschen auf dem Boden zugewuchert sein. Sekt übrigens und Prosecco scheinen die Menschen gern zu trinken, die herkommen. Denn auf allen Parkplätzen finden sich Flaschen, teils sogar in den Bachläufen, die sich gebildet haben.
Trockenfleisch-Verpackung und Schrankteile gefunden
Burgerverpackungen, ein leeres Tütchen Trockenfleisch. Wer weiß, ob das schmeckt zum prickelnden Sekt. . Ein Kanister, in dem mal destilliertes Wasser gewesen sein soll. Jetzt zeigt sich darin eher eine braune Brühe. Neben einem Gestänge. Schokoladenverpackungen gibt‘s reichlich, Einweg-Becher ebenso. Eine Windel hängt an einem Ast, leere Müllsäcke sind halb unter Schlamm begraben. Wer noch Dachschindeln braucht: Hier gäbe es eine Auswahl.
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Frische bunte Tulpen blühen in einer Vase am Parkplatz am Skihang, daneben steht ein Blecheimer mit einer Pflanze mit liliafarbenen Kelchen, Steckerchen sind darin - und ein Kreuz: 1971 bis 2023 steht darauf und „Micha Wir lieben Dich“. Rechts davon liegen ein achtlos entsorgt Schrankteile, linker Hand massenhaft Sektflaschen - und Kondome, Kondome, Kondome. Ein Lappen, Lachsschinkenverpackung, Grillkohlereste, dazu auch noch Glasscherben.
Für den Parkplatz ist „Straßen.NRW“ zuständig
Für die Säuberung dieses Parkplatzes ist „Straßen.NRW“ zuständig. Ein- bis zweimal pro Jahr reinigen Mitarbeitende ihn, weil es ein touristisch attraktiver Bereich ist, ausnahmsweise auch häufiger. Auch das ist ein so genannter „müllfreier“ Parkplatz, also ohne Mülleimer.
Hinsichtlich der anderen Parkplätze hat „Straßen.NRW“ laut Berg eine Vereinbarung mit der Stadt Hattingen: „Die Parkplätze dürfen als Wanderparkplätze genutzt werden, dafür muss die Stadt sie säubern und reinigen.“
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„Die Wanderparkplätze im Wodantal und in der Elfringhauser Schweiz werden dreimal pro Woche kontrolliert, in der Regel montags, mittwochs und freitags.Der Umfang der Reinigung erfolgt nach Bedarf, insbesondere wenn illegal Sperrmüll entsorgt wurde. Aktuell ist der Wanderparkplatz“, sagt Stadtsprecher Julian Mawick. Derzeit sei der Parkplatz „Am Künning“ zwischen Fellerstraße und Felderbachstraße aufgrund von Baumaßnahmen gesperrt, so sein Hinweis.