Hattingen. Viele Bürger in Hattingen müssen ihre Mülltonen bald zu Sammelstellen schieben. Das sorgt für Empörung. Manche reden sogar von einem Skandal.
Weil Müllwagen nicht mehr rückwärts fahren dürfen, müssen viele Menschen in Hattingen ihre Mülltonnen künftig weit schieben. Die Müllabfuhr kommt nur noch zu Sammelplätzen. Das sorgt für Empörung.
Gilbert Gratzel spricht gar von einem Skandal. „So ein Vorgehen kann man nur als skandalös bezeichnen. Was machen denn alte Menschen und Gehbehinderte? Ich würde den Müll auf die Straße schmeißen“, schimpfte der FDP-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt. „Diese Maßnahme ist rein verwaltungsorientiert. Ich erwarte aber eine bürgerorientierte Handlungsweise.“
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Auch andere Parteien sind kritisch. „Kann man es nicht mit Einweisern versuchen und dazu einen dritten Mann auf dem Wagen mitfahren lassen“, will CDU-Fraktionschef Gerhard Nörenberg wissen.
Hattingen ist mit der Umsetzung der neuen Müllabfuhr-Richtlinie spät dran
„Nein“, sagt Baudezernent Jens Hendrix. „Rückwärtsfahren ist zu vermeiden. Daran müssen wir uns halten. Das dient der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger und unseres Personals.“ Möglichkeiten, das Hin- und Herschieben der Mülltonnen für sich selbst zu vermeiden, sieht Hendrix nur bei den Betroffenen selbst.
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„Wir hören aus anderen Städten, dass Nachbarschaftshilfe die häufigste Lösung ist“, so der Baudezernent. „Wenn das nicht geht, muss eben ein Hausmeisterservice gebucht werden.“ In wenigen Städten würden auch die Mitarbeiter der Müllabfuhr die Tonnen schieben. Aber das müsse dann bezahlt werden.
Hattingen ist mit der Umsetzung der neuen Richtlinie spät dran. Das Rückwärtsfahrverbot für Müllwagen gibt es seit 2017. Es ist eine Branchenregel. Solche Vorgaben sind kein eigenes Recht. Sie fassen lediglich geltendes Recht im Arbeitsschutz zusammen und geben den Unternehmen Empfehlungen, wie sie die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten gewährleisten können.
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Bei der umfassenden Untersuchung der Hattinger Straßen durch Fachingenieure ging es zunächst um eine Bestandsaufnahme. Dabei wurden rund 250 Stellen, an denen rückwärts gefahren wird, genau ins Visier genommen. Kritisch ist es an Straßenabschnitten, an denen es ein starkes Gefälle gibt, es extrem schmal ist oder es ein besonders hohes Verkehrsaufkommen gibt.
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Rund 130 Straßenabschnitte im gesamten Stadtgebiet von Hattingen sind betroffen und werden künftig nicht mehr direkt angefahren. Die neue Regelung startet Im Bezirk 1 in Niederwenigern. Dort muss der Müll - grau, braun, blau, gelb - vom 3. Mai an bis morgens um 6 Uhr an der Sammelstelle bereitstehen, damit er abgeholt wird. In Niederwenigern sind 150 Haushalte an 17 Problemstellen von der Umstellung betroffen.