Hattingen. Wenn Ehrenamtliche mit der Rikscha durch Hattingen fahren, ist das ein Hingucker und sorgt für Glücksmomente. Jetzt wird das Angebot ausgeweitet.
Seit April 2023 bieten ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer Rikscha-Touren für Bewohnende von Pflegeeinrichtungen in Hattingen an und sorgen so für Glücks-Momente. Nun geht ein zweites Gefährt an den Start. Und auch das hat viel mit Glück zu tun.
Entspannen, an die frische Luft gehen und einfach mal rauskommen – für die meisten Menschen gehört das zum Alltag. Für Seniorinnen und Senioren ist das in überfüllten Pflegeeinrichtungen und Altenheimen mit wenig Personal meist gar nicht oder nur selten möglich. Um das zu ändern, hat die Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Hattingen vor einem Jahr das Rikscha-Projekt ins Leben gerufen.
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„ADFC im Lotterie-Glück“ - so bezeichnet es der Verein selbst. Jetzt startet das Rikscha-Projekt nicht nur in die zweite Saison, sondern auch mit einem zweiten Gefährt. Der Erfolg sei im vergangenen Jahr so groß gewesen, dass der Verein einen Antrag auf Vollfinanzierung einer zweiten Rikscha bei der Postcode-Lotterie einreichte, berichten die Initiatoren.
Die richtige Organisation der Rikscha-Fahrten in Hattingen ist entscheidend
Mit einer Bewilligung gerechnet haben Kai Sieverding, Bernd Lauenroth und Gerd Isenberg nicht. Tatsächlich aber übernimmt die deutsche Postcode-Lotterie nun die Komplettfinanzierung der nagelneuen Rikscha und auch die Betriebskosten im Gesamtwert von 14.000 Euro. Das schwarz-orangene Dreirad kommt nun also auf die Straßen. Acht weitere Fahrerinnen und Fahrer machen es möglich. „Wir sind total glücklich darüber“, sagt Lauenroth.
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Insgesamt gibt es nun zehn Teams mit bis zu acht Personen, die zu festen Zeiten einmal wöchentlich oder auch nach Absprache für eine bestimmte Einrichtung unterwegs sind. In Sprockhövel wird es demnächst noch zwei weitere Einrichtungen geben, bei denen das Angebot wahrgenommen werden kann. Das Modell wurde von einem Projekt aus Bonn übernommen, durch das auch die Kooperation mit der weltweiten Initiative „Radeln ohne Alter“ entstanden ist. „Wir wollen natürlich, dass die Fahrrad-Piloten sicher fahren und sich auch sicher fühlen“ sagt Bernd Lauenroth.
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Entsprechend werden die Fahrerinnen und Fahrer vorher eingewiesen. Zudem ist ein Erste-Hilfe-Kursus erforderlich. Sogar eine Fußablage gibt es an dem hochmodernen Gefährt mit Elektromotor und Schnelligkeitsanzeige. Das etwas andere Fahrrad soll natürlich auch zur Verkehrswende aufrufen. „Wir würden uns auch mehr innerstädtisches Fahren und Alltagsfahrten wünschen“, sagt Gerd Isenberg. Der ADFC stehe aus diesem Grund eng mit der Stadt in Kontakt, um vor allem die Infrastruktur zu verbessern.
Meist wird es bei den Touren durch Hattingen auch emotional
„Aber an sich ist unsere Arbeit nicht schwer“, erzählt Bernd Lauenroth. Meist wird es bei den Touren durch Hattingen auch emotional. „Das ist eigentlich das Schönste an dem, was wir machen“, sagt Kai Sievering. „Wir wissen, dass es für die Einrichtungen natürlich auch mehr Aufwand ist. Aber wir bieten den Seniorinnen und Senioren etwas Schönes“, ergänzt Lauenroth.
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Neben Pflegeeinrichtungen und Altenheimen arbeitet der Verein auch mit dem Ambulanten Hospiz-Dienst zusammen, der Menschen am Lebensende begleitet. Bernd Lauenroth erzählt von einer Patientin des Hospiz-Dienstes, deren Nichte eine Tour mit der Rikscha organisiert hatte. Sie fuhren an den Ort, wo die Frau ihr halbes Leben über die Ruhr pendelte – dem alten Fähranleger in Hattingen. Die Dame erzählte von ihrem damaligen Leben – und ihre Nichte machte Fotos. Die später auf dem Nachttisch des Krankenzimmers standen, in dem sie starb.
Das ist nicht die einzige Geschichte, die die drei Ehrenamtlichen erzählen können. „Die Kommunikation ist viel wichtiger, als die Route“, sagt Lauenroth.