Hattingen. Lennart Nüfer vom Nüfer Hof in Hattingen ist derzeit draußen in den Weihnachtsbaum-Schonungen. Gut 70.000 Bäume schneidet er von Hand in Form.

Während andere schon an Ostern denken, ist Lennart Nüfer vom Nüfer Hof gedanklich immer noch - oder besser - schon wieder bei Weihnachten. Das Wetter ist gut, da zieht es ihn hinaus in die Tannenbaumschonungen. Denn damit angehende Weihnachtsbäume den Kunden gefallen, muss er Hand anlegen - ganzjährig. An 70.000 Bäume. Die WAZ begleitet ihn in loser Folge durchs Jahr.

„Wir kümmern uns jetzt um den Formschnitt“, erklärt Lennart Nüfer. Das bedeutet: Er schaut sich jeden einzelnen Baum an. Mit dabei: ein Messer, eine Gartenschere und eine Topstopp-Zange. Dabei besucht er die im vergangenen Jahr gepflanzten, dreijährigen Bäume ebenso wie die zwölfjährigen.

Lennart Nüfer aus Hattingen schneidet die mittlere Knopse der angehenden Weihnachtsbäume heraus.
Lennart Nüfer aus Hattingen schneidet die mittlere Knopse der angehenden Weihnachtsbäume heraus. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Auf dem Nüfer-Hof denken die Bewohner auch an Ostern an Weihnachten - und die Bäume

Von den Knospen, die am Ende der Zweige wachsen, nimmt er zunächst mit einem gewöhnlichen Butterbrotmesser die mittlere Knospe heraus. „Die anderen Knospen lasse ich, denn da wachsen wieder Zweige, der Baum wird schön dicht.“ Durch das Herausnehmen der mittleren Knospe verhindert Nüfer, dass der Zweig zu sehr in die Länge wächst.

Lesen Sie auch:

Zweig für Zweig nimmt er sich vor. Dann schaut er sich den Baum an, guckt, ob Äste an einer Seite länger sind als an einer anderen. Wo er zu lange Zweigenden ausmacht, schneidet er sie mit einer Gartenschere kürzer. „Allerdings immer nur bis vor die nächste Doppelknospe. Denn die Knospen brauchen wir wieder dafür, dass der Baum dicht wird.“

Lennnart Nüfer aus Hattingen beschneidet die Zweige der angehenden Weihnachtsbäume.
Lennnart Nüfer aus Hattingen beschneidet die Zweige der angehenden Weihnachtsbäume. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Es ist die Zeit des Formschnitts

Hier und da entdeckt Nüfer, dass Rehe sich an den Bäumen bedient haben. Da schneidet er bei, versucht, dem Baum wieder Form zu geben. Form geben meint: Unten soll er breiter sein, dann nach oben hin schmaler werden - aber dabei schön dicht sein. Inzwischen achtet er aber auch darauf, dass die Bäume unten nicht schon zu ausladend werden. „Früher waren die Bäume alle unten sehr breit, sie konnten aber auch in großen Räumen stehen. Heute gibt das bei vielen der Platz nicht mehr her, darum sind schmale Bäume gefragt.“

Osterdeko in Nüfers Deele

In Nüfers Deele in der Scheune, In der Porbecke 10, zeigt Kerstin Nüfer von Hand Gemachtes. Weiße Hasen aus Raysin mit Blumenväschen, Osteranhänger, hübsch dekorierte Blumengrüße gibt es da, aber auch „Osterfeuer to go“, von einer Freundin selbst gefertigte Tücher, Tannenzapfen in allen Größen oder ein Geschenkset Entspannung sowie Schmuck.

Die Scheune ist quasi immer geöffnet. Die Besuchenden können stöbern, die Ware ist mit Preisen versehen und die Kaufenden können die Summe in die Vertrauenskasse werfen oder auch per Karte bezahlen. Eine Anleitung dazu liegt auf einem Tischchen am Eingang.

An einem Baum mit drei Spitzen, schneidet er die drei mit Kraft ab, damit der Baum in der Mitte eine Spitze bildet. Denn drei Spitzen, die sind an Weihnachten nicht gefragt.

Lennart Nüfer muss mit seiner Familie die Bäume kneifen

Nächster Schritt: das Kneifen. „Das mache ich mit einer Topstopp-Zange.“ Den obersten Trieb aus dem Vorjahr „kneift“ er rundum mit der Zange. „Dadurch werden die Adern zerquetscht, der Baum schießt nicht so in die Höhe.“ So erreicht Nüfer, dass die neuen Äste nicht weit entfernt von den vorhandenen Ästen wachsen, der Baum wird dichter. So um die 10.000 Kniffe macht er da schon mal am Tag.

Mit einer Topstopp-Zange zur Regulierung des Terminaltriebes bearbeitet Lennart Nüfer in Hattingen angehende Weihnachtsbäume in der Elfringhauser Schweiz.
Mit einer Topstopp-Zange zur Regulierung des Terminaltriebes bearbeitet Lennart Nüfer in Hattingen angehende Weihnachtsbäume in der Elfringhauser Schweiz. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Wie viel Arbeitszeit er investiert, kann er gar nicht sagen. „Wenn andere abends fernsehen, gehe ich noch mal in die Schonung und schneide und kneife. Ich finde das aber auch entspannend“, erklärt Nüfer. Ihm hilft die ganze Familie. Seine Tochter Emma ist bereits die fünfte Generation auf dem Hof, auch sie hilft mit, ebenso seine Eltern Ellen und Günter, seine Frau Kerstin. „Sonst würde das gar nicht funktionieren.“

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel

Warten auf 9800 neue Bäume zum Einpflanzen

Blick auf die Tannenbaum-Schonungen des Nüfer Hofes in der Elfringhauser Schweiz in Hattingen.
Blick auf die Tannenbaum-Schonungen des Nüfer Hofes in der Elfringhauser Schweiz in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Gerade wartet Nüfer auf 9800 neue, zweijährige Bäumchen, die er dann in einer Wochenendaktion mit Familie und Freunden mithilfe einer Pflanzmaschine einpflanzen muss. Dann geht es auch schon bald ans Düngen. Und damit nicht mit dem Weihnachtsbaum auch viele Läuse ins Haus kommen - wenn sie dem Baum nicht schon vorher die Kraft entzogen haben - muss er die Pflanzen auch spritzen. Da informiert er sich aber immer über neue, auch biologische Produkte.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++