Hattingen. Die Theke ist für Martin Patzek „ein Stück Himmel auf Erden“. Der Leib- und Seelsorger aus Hattingen segnet aber auch durchs Telefon.
„Beim Griechen“ hat „Leib- und Seelsorger“ Martin Patzek aus Hattingen Korn eingeführt. „Da musste ich erst mal erklären, was der Unterschied zum Ouzo ist.“ Mit seiner „Thekenseelsorge - auf die Straße gebracht“ legt er nicht nur ein Buch mit diesem Titel vor, sondern lebt eben das auch.
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Der Titel des Buches, das sagt der „Leib- und Seelsorger“ (79) gleich, halte nicht, was er verspreche. Schon weil das „Kavala“ in Blankenstein gar keine Theke habe. Und weil es theologische Ausführungen gebe. Dennoch löst Titel Erwartungen ein, denn Patzek vermittelt die Bedeutung von Gemeinschaft beim Essen, von aufsuchender Seelsorge und der Kaffeemaschine in der Kirche.
Martin Patzek aus Hattingen: „Seelsorge muss aus der Kirche raus und auf die Straße“
Er will Seelsorge aus der Kirche und auf die Straße bringen. Das erste Foto zeigt ihn beim Abendmahl nicht etwa in einer Kirche, sondern bei einer Hausmesse. „Die Community wird die Kirche ersetzen“, davon ist Katholik überzeugt. „Neulich hat mich ein kranker Mann gefragt, ob ich ihn durchs Telefon segnen kann.“ Neue Wege geht Patzek aufgeschlossen.
Dreiteilig ist sein Buch: Motivation, Tagebuchauszüge, in denen sich mancher Blankensteiner wiedererkennen mag, erprobte Sonntagspredigten zum Thema Essen. „Alles greift ineinander.“ Patzek beschreibt seine Lebenssituation, seine Mahlzeiten im Kavala, seine Großeltern, die Wirtsleute waren. „Platzte eine Bockwurst in ihrer Gaststätte auf, so erzählte mein Vater, bekam er die. Die Gäste bekamen eine ganze.“ Vom Essen schreibt der Diabetiker viel - und findet das Thema auch in der Bibel: „Jesus aß mit Menschen, mit Sündern.“
Verabschiedung als Stiftungsseelsorger
Dr. Martin Patzek arbeitete viele Jahre als Seelsorger der Theresia-Albers-Stiftung. Am kommenden Freitag (19.1.) wird er mit einem Dank-Gottesdienst und einem anschließenden Mittagessen feierlich verabschiedet.
Die Stiftung berichtet, dass er sich „in der spirituellen Begleitung und der seelsorgerischen Betreuung sowohl der uns anvertrauten Menschen als auch unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagiert“.
Zahlreiche Bücher und Veranstaltungen zum Leben und Werk der Bredenscheiderin Theresia Albers (1872-1949) und dem von ihr gegründeten Orden an der Hackstückstraße gingen auf Patzek zurück.
Atmosphäre beim Essen als Hilfsmittel, liebenden Gott zu transportieren
Patzek, der sich mit einer Freundin gern ein Gericht teilt, geht es um die Atmosphäre, die sich beim Essen und Trinken ergibt. „Die ist das Hilfsmittel, den liebenden Gott zu transportieren.“ Er sei erfahrbar in Mitmenschen, in den Kindern vom Krippenspiel, im Elektroinstallateur, der Regenbogenfarben in die Kirche brachte.
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Seinen Vorteil beschreibt der Thekenseelsorger so: „Ich lebe mit den Menschen, wir duzen uns. Ich muss nicht in einer XXL-Gemeinde umherfahren.“ Viele Kontakte bräuchten Thekenseelsorger. Als er vor 17 Jahren kam, hielt „das Kavala nur für eine Pommesbude, ich wusste nicht, dass hinten eine richtig große Kneipe ist“. Hier und in anderen Gaststätten treffe sich die „Community“.
Thekenseelsorger-Schild kommt an Stammplatz im griechischen Imbiss
Zu Weihnachten hat Patzek ein Schild mit der Aufschrift „Thekenseelsorger“ bekommen. Das möchte er an seinen Kavala-Stammplatz stellen. Dabei gibt es davon zwei. Einen im Raum und nahe der Toilette ein Separee, wo „man auch mal weinen kann“.
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Die Warum-Frage stellen ihm Christen: Warum trifft mich Leid? Eine Frage, die Patzek nicht beantworten kann. Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn von Liebe? „Wenn jemand keine Beziehungen hat, wird er es schwer haben mit dem Leben.“ Leben, Lieben, Leid, Krankheit, Sterben, Tod. „Das sind die sechs Problemkreise des Menschen.“ Er selbst habe lernen müssen, „von der Hand in den Mund zu leben, auf Tagesform zu achten, Dinge hinzunehmen“.
Martin Patzek: „Theke ist ein Stück Himmel auf Erden“
Der Mensch habe die Freiheit, mit seinem Leben anzufangen, was er wolle. Er müsse entscheiden, sei „Suchender“. „Bleiben wir im Gespräch, können wir seelisch verdauen. Wir müssen dahin gehen, wo andere sind. Wenn ich den ganzen Tag alleine war und dann um 18 Uhr zu Kavala gehe, die Gemeinschaft suche, dann ist die Theke ein Stück Himmel auf Erden.“
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