Hattingen. Jugendliche in Hattingen werden 2030 noch mehr in der Schule und von Sozialarbeitern betreut werden, blicken CVJM-Mitarbeiter in die Zukunft.

Das Leben von Kindern und Jugendlichen in Hattingen im Jahr 2030 wird sich noch stärker als heute in der Schule abspielen, sind sich Mitarbeiter des CVJM Hattingen sicher.

Denn immer mehr müssten beide Elternteile arbeiten, die Nachmittagsangebote an Schulen würden ausgebaut, blicken CVJM-Jugendreferent Julien Middelmann (31) und Leonard Wichmann-Baumgart (25), der das CVJM-Angebot Offene Tür leitet, in die Zukunft.

Jugend 2030 in Hattingen braucht viel Beziehungsarbeit

Beide betonen die Bedeutung von Beziehungsarbeit in einer Welt, die immer digitaler würde. „Heute kann ich ja schon nicht mehr mithalten, wie schnell sich was ändert. Man muss schon dranbleiben an digitalen Themen, aber vor allem da sein für die Kinder. Die Jugendlichen müssen einen cool finden, wissen, dass sie sich an uns wenden können. Dann bleiben wir in Kontakt.“

CVJM

CVJM Hattingen steht für Christlicher Verein Junger Menschen Hattingen. Sitz ist an der Augustastraße 13.

Der CVJM Hattingen bietet im Jugendheim Augustastraße und im Gemeindezentrum Holthausen ein christlich geprägtes Angebot für Menschen vom Krabbelalter bis zum jungen Erwachsenenalter. Der Verein führt im Auftrag der evangelischen St.-Georgs-Kirchengemeinde deren Jugendarbeit durch.

Bei den Angeboten wie Offene Tür und Co. sind alle ohne Ansehen der Herkunft, der Nationalität oder des Glaubens herzlich willkommen.

Kontakt: Email: oder 02324 21314.

Gut besucht ist beim CVJM immer das Angebot der Offenen Tür. „Manche kommen auch, weil es hier warm und trocken ist, es W-Lan gibt“, sagt Wichmann-Baumgart nüchtern. Aber dann käme man eben ins Gespräch. In Zukunft würde aber die aufsuchende Arbeit immer wichtiger, schätzt das Duo. „Dafür aber fehlt das Personal.“

In Zukunft werden mehr Sozialarbeiter in Hattingen gebraucht werden

Sozialarbeiter würden darum in Zukunft vermehrt gebraucht. Dass sich das Leben von Jugendlichen in Zukunft noch mehr als heute in Angeboten und Einrichtungen abspielen würde, sieht Middelmann, der vorher beim Jugendamt Hattingen gearbeitet hat, durchaus kritisch. „Denn letztlich brauchen Kinder und Jugendliche Beziehungen und die Liebe der Eltern, die kein Geld ersetzen kann. Die Jugendlichen haben alles – außer Eltern.“

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Freizeiten haben in Hattingen immer einen hohen Stellenwert gehabt, sagt er – und der würde noch größer. „Aber wir müssen auch für die Zukunft mehr über Stadtrand-Erholung beispielsweise am Wochenende nachdenken.“

Die Digitalisierung nimmt im Leben von Jugendlichen immer größeren Raum ein

Die Digitalisierung würde nach und nach einen immer größeren Raum einnehmen. „Unsere Aufgabe ist es, beispielsweise über soziale Medien aufzuklären.“ Die Erfahrung auf Freizeiten zeige: Herrsche Handy-Verbot, sei das in den ersten Tagen ein Thema. „Danach vermisst es keiner mehr und alle kommen ins Gespräch“, so Wichmann-Baumgart.

Wichtig ist dem CVJM, auch in Zukunft zu zeigen, dass Jugendliche etwas mit den Händen schaffen könnten. Darum wird vieles mit Kindern gebaut. „Es ist der Spagat, alte Werte mit der digitalen Welt zu verbinden“, so Middelmann.

Individualisierung und individuelle Förderung stellen sich als riesige Themen dar

Individualisierung und individuelle Förderung seien ein riesiges Thema. Das Duo nimmt wahr, dass sich der Druck für Jugendliche erhöht habe, auch im Bereich Schule. „Sie haben kaum noch Zeit, sich zu erholen.“ Viele kämen damit nicht klar. Und sie hätten das Gefühl, dass das Versagen der Vorgeneration im Bereich Ökologie nun auf ihren Schultern laste. „Jugendliche mit 14 Jahren heute machen sich meiner Meinung nach viel mehr Gedanken als noch zu meiner Jugendzeit“, so Middelmann. Die Gesellschaft müsse die Fridays-for-Future-Bewegung ernst nehmen.

Er stellt aber auch fest, dass Billard-Tisch, Kicker und Dart-Scheibe immer noch angesagt seien. „Das wird auch so bleiben“, glaubt Middelmann – der kürzlich ein Fußball-Billard beantragt hat. „Dabei sind die Menschen selbst der Queue.“

CVJM-Zukunftsprojekt heißt „Surprise Me Saturday“

Mit „Surprise Me Saturday (SMS)“ startet der CVJM jetzt ein Zukunftsprojekt, bei dem der Verein versucht, ehrenamtliche Mitarbeitende aller Altersstufen unter einen Hut zu bekommen. „Wir informieren per SMS über ein Überraschungsangebot, wer mag, meldet sich an.“ Beispiel: Ein Besuch der Fotoausstellung von KFZ-Überlebenden auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen.

Hattingen müsse für Jugendliche mehr Angebote schaffen – da sollten alle kooperieren. Middelmanns und Wichmann-Baumgarts Vision: „Das Gelände der Henrichshütte könnte man doch toll für Jugendliche nutzen. Man könnte eine Kletterwand an die Felsen machen, die Jugendliche unter Aufsicht nutzen können – und Parkour anbieten. Da haben die Lust drauf.“