Hattingen. Meinolf Denis (65) aus Hattingen hat bisher nur ein Mal in seinem Leben Weihnachten mit der ganzen Familie feiern können. 2023 wird alles anders.

Das diesjährige Weihnachtsfest ist für Meinolf Denis ein ganz besonderes. Denn der Hattinger kann dieses Jahr das erste Mal im Kreise seiner Familie feiern. „Dafür musste ich erst 65 Jahre alt werden“, sagt er. Warum die Feiertage für ihn stets stressig waren, erklärt er im Gespräch.

Meinolf Denis war an den Weihnachtstagen stets beruflich unterwegs, denn mehr als 40 Jahre war er Kirchenmusiker in St. Peter und Paul - erst in der Gemeinde, später in der gesamten Pfarrei. Die Feiertage hatten für ihn deshalb wenig Besinnliches. „Heiligabend war ich den ganzen Nachmittag weg“, erinnert er sich. Hatte er eine kurze Pause zwischen den Messen, düste er zu Frau und Kindern. „Dann war ich kaum eine halbe Stunde zu Hause. Als die Kinder noch klein waren, haben wir dann schnell die Bescherung gemacht.“ Zwischen der letzten und vorletzten Messe ginge es erneut nach Hause - für ein gemeinsames Essen. „Die Kinder waren dann schon im Bett.“

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Oft war Meinolf Denis bis Mitternacht unterwegs. Und am ersten Weihnachtstags ging es früh wieder los, während die Familie noch schlief. Elf, zwölf Messen habe er über die für andere so besinnliche Zeit der Feiertage gespielt. „Weihnachten ging so immer sehr schnell vorbei“, resümiert der Musiker, der an der Orgel für viele schöne Kirchenmomente sorgte.

Dabei wurde sein Beruf mit der Schaffung der Pfarrei 2007 noch stressiger. „Damit war ich für sieben Kirchen zuständig. Das war viel Rumfahrerei und Organisation.“ Vor allem die Fahrzeiten stiegen drastisch. Auch, weil Messen reduziert wurden, sind die Kirchen im Advent und Weihnachten voll, freut sich Denis. Für ihn hieß die Reduzierung: „Es gab dann zwar weniger Messen, aber mehr Zeitdruck durch lange Strecken.“

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Seine Familie habe ihn stets unterstützt, freut sich der gebürtige Hattinger. „Sie sind damit groß geworden und haben sich nie beschwert. Meine Frau sang selbst im Kirchenchor.“ Und auch Meinolf Denis kennt Weihnachten nicht anders. Denn: „Mein Vater war auch Kirchenmusiker. Er war mein Vorgänger“, erklärt er. Seit 65 Jahren kenne er deshalb kein richtiges Weihnachten im Familienkreis - und übrigens gilt für Ostern ähnliches.

Als Kind bei Orgelbau dabei

1981 übernahm Meinolf Denis die Stelle als Kirchenmusiker in St. Peter und Paul von seinem Vater Rudolf Denis, selbst langjähriger Organist der Gemeinde.

Klavierunterricht ab dem zehnten Lebensjahr, später Orgelunterricht. „Ich konnte doch gar nicht anders“, sagt Meinolf Denis mit einem Lachen und schwärmt von „seiner Orgel“, wie er die Raupach-Orgel in der Kirche an der Bahnhofstraße nennt. Den Aufbau des Instruments 1967 erlebte er als Neunjähriger hautnah mit, durfte die Tasten drücken, wenn Alfred Raupach die Orgelpfeifen klanglich gestaltete.

Wobei, so ganz stimmt das nicht. „Ein Mal wurde die Messe wegen Corona aufgezeichnet“ - für den Kirchenmusiker ein Vorgeschmack auf das Familienweihnachten. „Das war richtig schön und im besten Sinne des Wortes lang. Ich musste mal nicht auf die Uhr gucken.“

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So will er es auch dieses Jahr handhaben, denn nach mehr als 40 Jahren hat sich St. Peter und Pauls Kirchenmusiker in den Ruhestand verabschiedet. Er freut sich auf Weihnachten mit der Familie. Ob dabei selbst musiziert wird? Das muss nicht sein. „Musik stand für mich nicht immer an erster Stelle. Ich kann auch ohne Musik und es fällt mir nicht schwer, die Hände in den Schoß zu legen“, schmunzelt der 65-Jährige. Eine Vertretung in „seiner“ Kirche sei aber durchaus mal drin - wenn auch nicht an den ersten Wochenenden und Feiertagen.

Jetzt möchte er sich nämlich erst einmal noch mehr um das 19-monatige Enkelkind kümmern und um die Schwiegereltern. Ob das Weihnachtsfest dieses Jahr ein ganz ruhiges wird, ist aber doch noch nicht so ganz klar, verrät Meinolf Denis. Denn zwischen Weihnachten und Neujahr hat sich Enkelchen Nummer zwei angekündigt. Und darauf freut sich der Opa schon sehr.

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