Hattingen. Ein Bauunternehmen von Pflegeimmobilien hat für Hattingen einen großen Mangel an stationären Pflegeplätzen errechnet. Details.

Aktuell gibt es in Hattingen sechs Heime für stationäre Pflege mit zusammen 528 Betten. Die allerdings reichen nach Berechnungen des Unternehmens Cureus bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Mehr als 150 stationäre Pflegeplätze fehlten bereits heute. Zudem dürfte sich der Bedarf zukünftig weiter verschärfen, so Unternehmenssprecher Christoph Wilhelm.

Für Hattingen einen aktuellen Bedarf von 681 Betten für die stationäre Pflege errechnet

Das in Hamburg ansässige Unternehmen Cureus hat anhand demografischer Daten für Hattingen einen aktuellen Bedarf von 681 Betten für die stationäre Pflege errechnet, damit fehlten in der Stadt schon jetzt zwei weitere Pflegeheime. Für die Analyse sei dabei die Bevölkerungsgruppe der 65 bis 79-Jährigen mit der statistischen Pflegewahrscheinlichkeit sowie dem statistischen Anteil stationärer Pflege multipliziert worden, erläutert Unternehmenssprecher Wilhelm. Zudem habe Cureus ermittelt, dass die vorhandenen Pflegeplätze „zu 99 Prozent ausgelastet“ sind. Hier beziehe man sich dabei auf die Situation in der Vor-Corona-Zeit, sagt Wilhelm auf WAZ-Nachfrage. Die Lage in den Altenheimen während der Pandemie, als frei gewordene Betten teils nicht neu belegt worden seien, habe in der Folge zu einer vorübergehenden „statistischen Verzerrung“ geführt. Allmählich allerdings entspreche die Belegung in den Seniorenheimen wieder der der Vor-Corona-Zeit.

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In der Tat: Hattingens zwei von der Theresia-Albers-Stiftung betriebene Seniorenheime St. Josef und St. Mauritius mit 108 beziehungsweise 83 Betten sind zurzeit beide „zu einhundert Prozent ausgelastet“, sagt Sprecher Hubert Röser. Und auch die akuten Wartelisten seien mit 20 beziehungsweise 40 Interessenten lang. In anderen EInrichtungen sieht es kaum anders aus. Und Tobias Hellmich von der Diakonie Mark-Ruhr etwa empfiehlt interessierten Personen, „sich rechtzeitig vorzumerken, um die Chancen auf einen gewünschten Platz zu erhöhen“. Die Diakonie betreibt dabei in Hattingen das Haus der Diakonie (98 Betten), das Martin-Luther-Haus (69 Betten) und den Heidehof (71 Betten). Als weiteres Seniorenheim gibt es in der Stadt das Emmy-Krupke-Heim der AWO (99 Betten).

Analyse für Hattingen zeige einen dringenden Bedarf an weiteren Pflegeheimen

Dass eine Unterbringung in Hattingen trotz der insgesamt sechs Einrichtungen zunehmend (noch) schwieriger werden könnte, wenn keine weiteren in der Stadt entstehen, glaubt man derweil bei Cureus. „Als Bauherr von stationären Pflegeimmobilien sind wir auf Hattingen aufmerksam geworden, da unsere Analyse einen dringenden Bedarf an weiteren Pflegeheimen zeigt“, erklärt Gerald Klinck, einer der Geschäftsführer. Klinck sagt zudem, angesichts des demografischen Wandels werde die Zahl der Senioren in den nächsten Jahrzehnten noch zunehmen.

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Als Bestandshalter mit besonderer Expertise für Pflegeimmobilien in Deutschland, der sein Portfolio selbst entwickelt und aktiv managt, sei man dabei „ständig auf der Suche nach geeigneten Grundstücken ab 3000 Quadratmetern Fläche, um dem Pflegeplatzmangel entgegenzuwirken und zügig moderne Pflegeeinrichtungen zu bauen“, sagt Unternehmenssprecher Wilhelm. In Altenessen etwa entsteht derzeit die Belia-Seniorenresidenz durch Cureus, auch in Herne baut das Unternehmen zurzeit Altenheime. Die Belia-Seniorenresidenz in Witten auf dem Gelände des früheren Traditionsunternehmens Hermann Hilmer hat es ebenfalls erstellt. Und dass man auch in Hattingen gern aktiv werden möchte, sagt Christoph Wilhelm, habe man der Stadt bereits vor einigen Monaten per Mail mitgeteilt. „Gespräche hat es bisher aber nicht gegeben.“ Man hoffe aber noch auf eine Kontaktaufnahme seitens der Stadt.

Bau von Seniorenheimen unterliegt keinerlei Bedarfsplanung des Kreises

Was derweil den von Cureus konstatierten fehlenden Pflegeplätze für Hattingen betrifft, so sagt Kreissprecher Ingo Niemann dazu nur: Der Bau von Seniorenheimen unterliege keinerlei Bedarfsplanung des Kreises, er sei eine „rein wirtschaftliche Betätigung“. Ein Bauträger dürfe allerdings nicht mehr als 80 Plätze pro Altenheim schaffen, auch seien für Neubauten nur noch Einzelzimmer zugelassen.

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