Hattingen. Blut kann bei gesundheitlichen Beschwerden helfen. Zwei Ansätze waren Thema beim Altstadtgespräch in Hattingen: Blutegel und Eigenblut-Therapie.
Rund ums Blut und wie es bei gesundheitlichen Beschwerden helfen kann, ging es dieses Mal bei Altstadtgespräch. Über Blutegel- und Eigenbluttherapie berichteten Dr. Stefanie Eichner, Fachärztin für Allgemeinmedizin in der Klinik für Naturheilkunde in Blankenstein und Dr. Andreas Kuhrau, Facharzt für Neurologie und spezielle Schmerztherapie. Beide Heilmethoden können erstaunlich wirksam sein. Über die Anwendungsmöglichkeiten und Wirkungsweise sprachen die Mediziner vor einem Publikum, das viel Wissen mitbrachte.
Blutegel
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Die Therapie mit Blutegeln ist sicherlich nichts für sanfte Gemüter. Klar ist aber: Diese lebende Medizin, die über Jahre in Vergessenheit geraten war, erlebt einen Aufschwung, weil die Erfolge für sich sprechen. Die kleinen Ringelwürmer sind vier bis zehn Zentimeter lang, haben 80 Zähnchen vorne am Kopf und eine Saugplatte. Sie saugen zehn bis 15 ml Blut, und bei der gewollten Nachblutung handelt es sich noch einmal um 20 bis 40 ml.
Indikation
Man setzt sie ein bei Arthrose, Arthritis und chronischen Schmerzsyndromen, zum Beispiel bei Rückenschmerzen, Erkrankungen der oberflächlichen Venen und bei Thrombose. Außerdem sind sie ein angesagtes „Medikament“ zur Verbesserung der Wundheilung nach Hauttransplantationen in der plastischen Chirurgie. Nicht angewendet werden dürfen sie zum Beispiel bei Blutarmut, in der Schwangerschaft, weil man da zu wenig Erfahrung habe, und bei schlecht eingestellter Diabetes.
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Wirkweise der Blutegel
Ihre Anwendung ist entzündungs- und gerinnungshemmend. Das vom Egel direkt aufgenommene Blut und die nachfolgende Sickerblutung aus der Bisswunde haben die Wirkung eines Aderlasses. Der Speichel der Tiere enthält mehr als 30 verschiedene Inhaltsstoffe, hat vor allem zwei Blutgerinnungshemmer und wirkt gut gegen Entzündungen. Die meisten Krankenkassen übernehmen die Kosten.
Vorgestellt wurde außerdem die Therapie mit Eigenblut.
Eigenblut-Therapie
Blut besteht aus Wasser, Salzen, Proteinen und Milliarden kleiner Zellen. Es sorgt unter anderem für den Sauerstofftransport von der Lunge in die Körperzellen, transportiert Nährstoffe und Hormone, entsorgt Abfallstoffe über die Leber, die Nieren und den Darm.
Historische Anwendung
Eigenblut als Heilmittel ist schon lange bekannt. Schon 1960 war es als Mittel in der Zahnheilkunde bekannt, spätestens seit 2011 in der Plastischen Chirurgie und bei der Behandlung der Herzgefäße. Auch für die Wund- und Knochenheilung und für Geweberegeneration hat es ausgezeichnete Effekte.
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Studien zum Eigenblut
Mittlerweile gibt es mehr als 21.000 Studien darüber, wie und wo Eigenblut einsetzbar ist. Vor allem bei Problemen an den Gelenken von Arm, Hand, Schulter, Becken, Fuß und Knie können die Mediziner Erfolge erzielen. Auch bei manchen Krebspatienten zum Beispiel, die als Nebeneffekt der Behandlung Migräne bekamen, verschwanden diese Attacken häufig komplett.
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Appell an Eigenverantwortung
Einen Appell richtet Andreas Kuhrau an die Verantwortung der eigenen Gesundheit. Wer auf sich achtet, sich gesund ernährt, auf giftige Stoffe jeglicher Art verzichtet und vor allem ausreichend Wasser trinkt, hat gute Voraussetzungen, das eigene Heilmittel Blut erfolgreich einzusetzen.