Hattingen/Oberhausen/Essen. Im Landgerichts-Prozess um die Schüsse eines Oberhauseners auf einen Zeitungsboten in Hattingen ist es jetzt zu ungewöhnlichen Szenen gekommen.

So romantisch wird es vor Gericht eigentlich nie: Im Prozess um die Schüsse auf einen WAZ-Zeitungsboten in Hattingen hat der Angeklagte am Donnerstag Liebesschwüre durch den Saal geschickt. Sie galten seiner Partnerin, die für ihre Zeugenvernehmung extra aus Berlin angereist war.

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Der Prozesstag war schon fast zu Ende, als sich die 27-Jährige mit einer Bitte an die Richter des Essener Schwurgerichts wandte: „Darf ich ihn einmal küssen? Oder umarmen?“ Man habe sich so lange nicht gesehen. Als Richter und Wachtmeister ablehnten, war der Moment des Angeklagten gekommen.

„Ich liebe dich über alles“

Der 32-Jährige schaltete sein Saalmikrofon ein, sprach dann mit fast brüchiger Stimme: „Ich liebe dich über alles.“ Sie formte ihre Hände daraufhin zu einem Herz und sah ihn lange an.

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Kurz zuvor war bekanntgeworden, dass sich die beiden nach seiner Festnahme verlobt haben. Der Angeklagte hatte seiner Berliner Freundin aus der Haft heraus einen Brief geschrieben, in dem er um ihre Hand angehalten hat. Sie hat „ja“ gesagt.

Duftmarken aus Berlin

Seitdem schickt sie dem 32-Jährigen immer wieder extrem parfümierte Briefe. Dadurch riechen inzwischen nicht nur die Akten. Die 27-Jährige schüttet auch so viel Parfüm auf das Papier, dass die Richter zum Teil Schwierigkeiten haben, den Inhalt im Rahmen der Postkontrolle zu entziffern.

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Durch die überraschende Verlobung musste die Partnerin des Angeklagten vor Gericht nicht als Zeugin aussagen. Von diesem Recht hat die 27-Jährige auch Gebrauch gemacht.

Urteil vor Weihnachten

Der Angeklagte war nach der Tat vom 11. März dieses Jahres in Berlin festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, nach Schussübungen in Hattingen auf den Zeitungsboten geschossen zu haben, weil er sich entdeckt gefühlt habe. Die Anklage lautet auf Mordversuch. Mit einem Urteil ist voraussichtlich vor Weihnachten zu rechnen.

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