Hattingen. Zweieinhalb Jahre nach dem Aus für Hattingens erste Foodsharing-Verteilstation lebt das Projekt gegen Lebensmittelverschwendung neu auf. Details.

Gut zweieinhalb Jahre ist es her, seit die Initiative „Foodsharing Hattingen“ in der Innenstadt einen Foodsharing-Verteiler initiiert hat. Das Projekt gegen Lebensmittelverschwendung war indes nur von kurzer Dauer. Nun nimmt die Gruppe um Initiator Martin Wagner einen neuen Anlauf – in Winz-Baak.

Wagner ist dabei ein Vorreiter in Sachen „Foodsharing“, als Lebensmittel-Retter ist er schon seit einigen Jahren im Einsatz, holt mit seinen Mitstreitern in Geschäften in Hattingen und Umgebung noch verwert-, aber nicht mehr verkaufbare Lebensmittel ab. Zur Weiterverteilung.

Perfektionismus bei Lebensmitteln und die Wegwerf-Mentalität sind nicht zeitgemäß

Bei der Foodsharing-Idee ginge es dabei nicht darum, Bedürftige mit Essen zu versorgen, sondern um Nachhaltigkeit. „Gerettet werden Gemüse, Obst, Milchprodukte, Gebäck – allesamt absolut essbare Lebensmittel, die sonst im Müll gelandet wären“, so Wagner. Die Ansicht, dass Perfektionismus bei Lebensmitteln und die Wegwerf-Mentalität nicht zeitgemäß sind, teilten immer mehr Menschen, glaubt er.

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Anfang 2021 starteten Wagner und seine Mitstreiter mit einem Foodsharing-Verteiler in der Hattinger City. Stationiert war dieser im Vegdaar-Geschäft auf der Großen Weilstraße. Doch das Projekt war nur von kurzer Dauer – nach wenigen Wochen wurde der Betrieb durch das Gesundheitsamt untersagt. Beim Besuch der Abgabestelle hätten die Lebensmittelkontrolleure unter anderem kühlpflichtige Waren ohne Kühlung vorgefunden – ein nicht zu akzeptierender Umstand, sagte Ingo Niemann, Sprecher des Ennepe-Ruhr-Kreises, damals. Und: Man habe den „Fairteiler“ als Lebensmittel-Unternehmen eingeordnet, damit sei etwa ein Kühlschrank erforderlich. Zudem dürften nicht gekennzeichnete Lebensmittel nicht angeboten werden.

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Auflagen, die der neue Foodsharing-Verteiler nun erfüllt. Man habe auch bereits die mündliche Betriebszusage des Gesundheitsamts, warte nur noch auf die schriftliche Genehmigung, so Wagner. Platziert ist dieser vor dem evangelischen Gemeindezentrum an der Schützstraße 2, dort ist eine etwa zehn Quadratmeter große Holzhütte aufgestellt – bestückt mit Kühlschrank und Regalen für Lebensmittel. Montags und mittwochs, sagt Martin Wagner, werden diese jeweils neu aufgefüllt. Auch einen Schrank mit Büchern zum Mitnehmen wird es dort geben.

Projekt passt hervorragend zum Konzept einer nachhaltigen Gemeinde

Bodo Steinhauer, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Winz-Baak, sagt, er und die Initiative „Foodsharing Hattingen“ um Martin Wagner seien schon seit längerer Zeit im Gespräch gewesen, um auf dem Gelände der Kirchengemeinde eine Foodsharing-Verteilstation zu errichten, nun werde diese Wirklichkeit. Das Projekt, sagt Steinhauer, passe dabei hervorragend zum Konzept einer nachhaltigen Gemeinde, das in Winz-Baak ja schon seit längerem gelebt werde. Mit dem Kleiderladen, dem Projekt, dass Utensilien aus Wohnungsauflösungen an Bedürftige verschenkt oder gegen einen geringen Obolus abgibt, der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gemeindehauses. „Wir freuen uns, dass wir jetzt auch mithelfen konnten, das Foodsharing-Projekt neu zu beleben.“

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Verwendet für dieses übrigens werden unter anderem die 3000 Euro, die Martin Wagner und die Initiative „Foodsharing Hattingen“ als Zweitplatzierte beim ersten Klima- und Umweltpreis des Ennepe-Ruhr-Kreises gewonnen haben. Weil sie, so Landrat Olaf Schade in seiner Laudatio, „mit einer innovativen Idee dem Klimawandel ein Stück entgegenwirken und unsere Umwelt lebenswerter machen“.

Offiziell eröffnet werden soll die neue Foodsharing-Verteilstation an der Schützstraße am Sonntag, 24. September, 12.30 Uhr – im Rahmen des Erntedankfestes der Gemeinde. Anschließend ist sie rund um die Uhr zugänglich.