Hattingen/Sprockhövel. Der Schulbus von Sprockhövel nach Hattingen ist überfüllt, Schüler werden stehengelassen und reagieren aufgelöst. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Die Fahrten der Schulbusse zum Schulzentrum Holthausen sind derzeit eine Katastrophe. Die Busse sind überfüllt. Nahezu täglich werden Kinder an Haltestellen einfach stehengelassen und müssen andere Wege zur Schule finden. „Vor allem Fünft- und Sechsklässler sind total aufgelöst. Sie sind total fertig und weinen“, berichtet Lana Schulte (16), ebenfalls betroffene Schülerin.

Immer wieder kommen seit knapp zwei Wochen Schüler zu spät in den Unterricht am Gymnasium Holthausen. Denn der Schulbus nimmt sie einfach nicht mit. Schon ab Niedersprockhövel ist der Bus oft so überfüllt, dass Schüler sich bis an die Türen drängen. „Manchmal versucht er noch anzuhalten, aber ab Bredenscheid fährt er meist an den Haltestellen vorbei“, sagt Schülerin Emma Spittler (16).

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In Bredenscheid gehören Lana Schulte (16) und Jana (15) oft zu denjenigen, die keinen Platz mehr im Bus bekommen. „Das ist eine Zumutung“, betont Lana. Manchmal habe sie Glück und werde von einer Mutter anderer Schüler mitgenommen. Oft bleibt den Schülern aber nur der SB 37 als Ausweichbus. Der fährt aber nicht direkt zum Gymnasium.

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Deshalb schaffen es die Schüler nicht rechtzeitig zum Unterricht. „In einige Räume kommt man dann auch schlecht rein, weil die Türen zu sind. Dann muss man Mitschüler anschreiben, dass sie mal die Tür aufmachen“, berichtet Lana. „Die Lehrer kennen das Zuspätkommen schon. Aber gerade wenn eine Klassenarbeit ansteht, wäre das super schlecht“, unterstreicht Jana.

In der kommenden Woche wird die 16-Jährige Lana in genau dieser Situation sein. Weil sie sich nicht auf den Bus verlassen kann, gibt es schon jetzt den Notfallplan: „Ich muss auf der Arbeit später anfangen, um sie zur Schule zu bringen. Wir haben ja keine Wahl“, ärgert sich Mutter Anja Schulte.

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Früher seien zwei Schulbusse gefahren, berichten die Schülerinnen. Seit mindestens zwei Wochen klappt das nicht mehr – es kommt nur noch einer. Emma, die für einige Kurse auch das Gymnasium Waldstraße ansteuert, berichtet, dass es dort durch einen größeren Gelenkbus keine Probleme gebe. „Ein Busfahrer hat bei seinem Chef angerufen und nach einem Gelenkbus gefragt, aber es gebe keine Genehmigung für einen größeren Bus“, hat die 15-Jährige auf der Strecke zum Schulzentrum mitgehört.

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Auch mittags, wenn viele Schüler Schulschluss haben, fällt der zweite Schulbus häufig aus, berichten Eltern. Entsprechend sei der erste auch hier hoffnungslos überfüllt. Der Weg nach Hause wird so für viele Schüler ebenso zum Glücksspiel.

Viel Hoffnung auf eine schnelle Besserung macht die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) nicht. Die Schulbusfahrten würden von zwei Subunternehmen übernommen, erklärt VER-Sprecherin Sandra Bruns. „Beide setzen normalerweise jeweils einen Standardbus ein, die hintereinander geplant sind. Durch die derzeit leider unzuverlässige Leistungserbringung eines Subunternehmers fällt momentan ein Standardbus aus.“

Fahrplan wohl bis 30. September eingeschränkt

Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr hat ihren Busfahrplan Ende August bis voraussichtlich 30. September eingeschränkt. Grund ist ein massiver Personalmangel. Vorgesehen ist der Wegfall einzelner Fahrten im gesamten VER-Liniennetz, um zumindest auf den angebotenen Fahrten wieder mehr Verlässlichkeit zu schaffen.

Das Fahrplanangebot wurde jetzt um 3,3 Prozent reduziert – auf den Linien, die ohnehin stark getaktet seien. Das Unternehmen betont, dass es weiterhin alle Stadtteile bedient. Der Schülerverkehr soll gewährleistet sein, hatte die VER angekündigt. In der elektronischen Fahrplanauskunft sind die Einschränkungen eingepflegt.

Gespräche mit dem Subunternehmer laufen. Die VER kann aufgrund der eigenen extrem angespannten Personalsituation die Fahrten nicht selbst übernehmen. Sie hatte ihr Fahrplanangebot kürzlich bereits reduzieren müssen. Eine Aufstockung auf einen größeren Gelenkbus sei nicht möglich, denn das ist vertraglich nicht mit den Subunternehmen vereinbart, weil normalerweise die zwei gebuchten Busse genügend Platz bieten. Zudem stehe ein Gelenkbus nicht zur Verfügung. Wann sich die Situation für die Schüler entspannt, ist also derzeit nicht abzusehen.

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