Hattingen. Die Polizei rückt mit fünf Beamten aus, weil eine Großfamilie aus Hattingen eine Busfahrt nicht bezahlt haben soll. Die weist das von sich.
Zwei Polizeiwagen mit fünf Personen jagten am Donnerstag, 31. August, zur Bushaltestelle Steinenhaus, Ecke Wittener Straße/Im Hammertal. „Der Einsatz kam von Bochum und es hieß, fünf bis sechs Personen würden im Bus randalieren“, sagt Christoph Neuhaus, Pressesprecher der Kreispolizei EN.
Aus dem Bus geworfen wurden dann eine 29-Jährige Anwältin mit ihren drei Kindern – vier Monate, anderthalb und zweieinhalb Jahre alt – und die Eltern der Kolumbianerin, 76 und 77 Jahre alt. Vorwurf: Schwarzfahren.
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„Meine Frau wollte mit ihren Großeltern und unseren Kinder von Blankenstein zum Bochumer Bahnhof und von dort aus weiter zum Ruhrpark fahren, um da für Oma und Opa ein paar Geschenke zu kaufen, ehe sie wieder nach Bogota zurückfliegen“, erzählt Ehemann Martin Zünkeler, ebenfalls Anwalt. Denn die beiden waren zur Hochzeit gekommen, die vor einer Woche bei Diergardt’s Kühler Grund ganz groß gefeiert wurde.
Mit dem breiten Doppelkinderwaren konnte die 29-Jährige nur hinten einsteigen
Doch dann gab es im Bus eine völlig unerwartete Situation. Mit dem breiten Doppelkinderwaren konnte die 29-Jährige nur hinten einsteigen, weil vorne beim Busfahrer der Gang zu schmal ist.
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„Dann erklärte sie den Großeltern, die mittlerweile etwas wackelig auf den Beinen sind, wo sie sich festhalten sollen, sorgte dafür, dass beim großen Kinderwagen die Bremsen angezogen waren, damit die Kinder sicher sind. Sie setzte sich kurz hin und holte ihr Portemonnaie heraus, um vorne beim Busfahrer die Tickets zu kaufen“, erzählt der Ehemann, der selbst nicht mit im Bus war. Das ältere Ehepaar spreche ausschließlich Spanisch und hätte dem Fahrer nicht erklären können, wie weit sie fahren wollten.
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Zum Bezahlen beim Fahrer kam es aber gar nicht mehr. Denn eine Fahrkartenkontrolleurin hielt der jungen Mutter vor, dass die Gruppe schwarzfahre. „Der Bus hatte sich in Bewegung gesetzt, war aber noch lange nicht an der nächsten Haltestelle“, berichtet Martin Zünkeler. Dann sei es lauter geworden, „denn meine Frau und auch die Kontrolleurin waren aufgebracht. Beleidigungen hat es aber von beiden Seiten nicht gegeben.“ An der nächsten Haltestelle musste die Familie dann den Bus verlassen.
Bogestra will zurzeit noch keine Stellung nehmen
Auf die sechs Personen wartete da schon das Polizeiaufgebot, das wohl vom Busfahrer und Gästen gerufen worden waren, vermutet der Ehemann. „Warum man bei einem solchen Vorfall die volle Breitseite bekommt, ist mir absolut unverständlich. Wenn man einen Unfall hat, wartet man auf die Polizei eine Stunde lang, und beim Schwarzfahren sind sie in wenigen Minuten vor Ort“, sagt der Hattinger. „Die Aktion war vollkommen überzogen.“
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Als der Einsatz wegen fünf bis sechs Randalierern kam, sei ein Polizeiwagen zum Steinenhaus gefahren. „In einem anderen Wagen wurde das mitgehört und dieser Pkw fuhr dann ebenfalls dorthin“, sagt der Polizeisprecher.„Da wir im Augenblick Praktikanten haben, war ein Pkw mit drei Personen besetzt. So kam es, dass gleich zwei Polizeiwagen mit fünf Personen vor Ort waren.“
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Die Bogestra sieht sich außerstande, zu dem Vorfall zurzeit Stellung zu nehmen. „Die Familie hat ja ein Formular bekommen, auf dem steht, dass sie sich zu dem Vorfall melden und ihre Sicht der Situation schildern kann“, sagt ein Sprecher. Es sei richtig, dass man immer noch vorne beim Fahrer Tickets kaufen kann. Aber es gebe ja auch eine Reihe von anderen Möglichkeiten, sich vorher Fahrkarten zu besorgen. Zum Beispiel über eine App.
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Ob es ganz genaue Vorschriften gibt, wann man spätestens nach dem Einstieg das Ticket kaufen muss, kann die Bogestra nicht sagen. Die unterschiedlichen Situationen seien schwer zu vergleichen.
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„Manche kommen mit Kinderwagen, andere mit dem Rad und dann gibt es noch die Menschen mit Rollatoren. Ob die Familie tatsächlich ein erhöhtes Beförderungsgeld bezahlen muss, so wie es die Kundenbetreuerin gefordert hat, kann man jetzt noch nicht entscheiden“, heißt es von Bogestra-Seite. „Das wird erst dann bewertet, wenn die Familie schriftlich Stellung bezogen hat.“
Reagieren wird er auf den Vorfall aber auf jeden Fall
Martin Zünkeler, der noch kein Schreiben von der Bogestra bekommen hat, sagt: „Ich habe meine Familie an der Bushaltestelle abgeholt und sie auf den Schrecken zum Essen im Ruhrpark eingeladen.“ Reagieren wird er auf den Vorfall aber auf jeden Fall.