Hattingen. 60 Jahre Fußball-Bundesliga: Ja, Hattingen ist ein Teil davon. Diese Spieler und Schiedsrichter haben Geschichte geschrieben. Jeder seine eigene.

60 Jahre Fußball-Bundesliga – klar, der FC Bayern ist Rekordmeister, der VfL Bochum ist lange Zeit unabsteigbar, der BVB und Borussia Mönchengladbach gehören zum Inventar. Fakten rund um die für viele wichtigste Nebensache der Welt ließen sich beliebig fortsetzen. Eine Frage aber bleibt: Wie viel Hattingen steckt in der Bundesliga?

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Wolfgang Scheid

Er ist der Erste – und er ist der Hattinger mit den meisten Spielen in der Eliteklasse: 105-mal läuft der Torwart zwischen 1969 und 1973 für Rot-Weiß Oberhausen auf, er glänzt mit schnellen Reaktionen und einer großen Fangsicherheit. Stets an seiner Seite: Lothar Kobluhn, der 1971 als Defensivspieler Torschützenkönig der Liga wurde. Es ist alles gut – doch das ändert sich am 17. Februar 1973 schlagartig: Im Heimspiel gegen Hertha BSC zieht der Berliner Michael Sziedat im Zweikampf voll durch, trifft Scheid schwer am Knie – und verursacht damit einen Totalschaden. Kurz: Karriereende mit 31.

„Egal, ob man fürs Fußballspielen bezahlt wird oder nicht, nach so vielen Jahren hängt man daran“, sagt Wolfgang Scheid damals, „da reichen drei, vier Monate nicht, um den Schock zu überwinden.“ Scheid verstirbt am 31. Juli 2009.

Torwart Wolfgang Scheid hat für Rot-Weiß Oberhausen 105 Spiele in der Fußball-Bundesliga bestritten.
Torwart Wolfgang Scheid hat für Rot-Weiß Oberhausen 105 Spiele in der Fußball-Bundesliga bestritten. © imago

Peter Kursinski

Peter Kursinski spielt in den 1970er-Jahren zehnmal für den VfL Bochum in der Bundesliga: Der Welperaner sieht weder eine gelbe noch eine rote Karte, er schießt kein Tor und bereitet auch keines vor – Kur­sinski verliert mit dem VfL alle seine zehn Spiele. Und er ist damit „der Bundesliga-Profi, der keine Spuren hinterließ“, wie ihn Sat.1 20 Jahre später in einem Gewinnspiel seiner Bundesliga-Show „ran“ bezeichnet.

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Seite an Seite mit den Legenden Ata Lameck, Tiger Gerland oder Jupp Kaczor spielt Peter Kursinski zwischen 1974 und 1977, Trainer ist Heinz Höher („Der hat mich mal nach einem Spiel unter der Dusche weggeholt und mir eine Anmeldung hingehalten“). Warum es beim Hochtalentierten nicht zum großen Durchbruch reicht, vermag später keiner so genau zu sagen.

Peter Kursinski (Mitte, 4. von links) als Profi beim VfL Bochum.
Peter Kursinski (Mitte, 4. von links) als Profi beim VfL Bochum. © PK

Uwe Neuhaus

Uwe Neuhaus ist bereits 30 Jahre alt, als er im Jahr 1990 den Sprung in die Fußball-Bundesliga schafft. Gleich im ersten Jahr bei der SG Wattenscheid 09 gelingt es ihm als Kapitän, seine Kollegen nach oben zu führen. Es ist die Krönung eines steten Aufstiegs des Fußballers, der der einst beim TuS Hattingen und dem VfL Winz-Baak seine ersten Stationen hatte. Am Ende blickt er auf 102 Bundesliga-Spiele zurück.

Im Fokus: Schiri Günther Risse & Spieler Ralf Weber

56 Einsätze in der Fußball-Bundesliga hat Schiedsrichter Günther Risse. Er pfeift sie alle, die Beckenbauers, die Müllers, die Overaths. Und mit dem Kölner Spielmacher passiert ihm dies: „Ich hatte es nicht so mit Namen“, erinnert er sich in einem WAZ-Interview, also fragt er den ­1974er-Weltmeister, wie er heißt. Das findet Overath gar nicht lustig.

Im Jahr 1976 ist TSV 1860 München gegen Hertha BSC Berlin sein erstes Spiel. Neun Jahre später beendet Risse seine Karriere im Oberhaus.

Im Bundesliga-Kader: Ralf Weber

Ralf Weber wechselt zur Saison 1976/77 vom VfL Winz-Baak in die Amateur-Mannschaft von Borussia Dortmund. Er spielt so gut, dass er zur Spielzeit 1978/79 in den Lizenzspieler-Kader hochgezogen wird.

Neben Größen wie Manni Burgsmüller oder Willi Lippens trainiert er in dieser Saison – zu einem Bundesliga-Einsatz kommt es dann aber doch nicht. Weber kommt aber wenigstens zu einigen Einsätzen in der Nachwuchsrunde, die es damals gibt.

Erinnerung an die späten 1970er-Jahre: Ralf Weber im BVB-Trikot.
Erinnerung an die späten 1970er-Jahre: Ralf Weber im BVB-Trikot. © WAZ FotoPool | Volker Speckenwirth

Doch damit nicht genug: Uwe Neuhaus entschließt sich nach der aktiven Karriere die Trainerlaufbahn einzuschlagen – und das bringt ihm sogar die Deutsche Meisterschaft ein: Der Hattinger ist in der Saison 2001/02 Co-Trainer von Matthias Sammer, als Borussia Dortmund zum sechsten Mal den Titel holt. Nicht wenige sehen in ihm den Architekten des BVB-Teams – Sammer sei als Chef für das Emotionale verantwortlich gewesen, Neuhaus indes fürs Rationale; konkret: ­Taktik und Trainingslehre.

2020 steigt Uwe Neuhaus als Cheftrainer mit Arminia Bielefeld in die Bundesliga auf – und wird nach dem 23. Spieltag, auf dem Relegationsplatz stehend, entlassen.

Co-Trainer Uwe Neuhaus an der Seite von Chefcoach Matthias Sammer bei Borussia Dortmund.
Co-Trainer Uwe Neuhaus an der Seite von Chefcoach Matthias Sammer bei Borussia Dortmund. © firo

Lukas Schmitz

Trainer Felix Magath holt den Bredenscheider bei Schalke 04 in die Bundesliga – weil während einer Länderspielpause zu viele Spieler bei den Nationalmannschaften weilen und Quälix noch ein paar Leute für ein gescheites Training sucht. Lukas Schmitz nutzt die Chance, macht nachhaltig auf sich aufmerksam – und am 18. September 2009 debütiert er beim 1:2 gegen den VfL Wolfsburg. Sein erstes Tor gelingt ihm kurze Zeit später beim 3:3 gegen den Hamburger SV (zum zwischenzeitlichen 2:2).

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Lukas Schmitz (34) bestreitet 104 Bundesliga-Spiele für die Schalker und Werder Bremen (je 52), er schießt zwei Tore. Hinzu kommen acht Champions-League-Einsätze für die Königsblauen.

Lukas Schmidt aus Bredenscheid bestritt 52 Bundesliga-Spiele für den FC Schalke 04. 52 weitere für Werder Bremen kommen hinzu.
Lukas Schmidt aus Bredenscheid bestritt 52 Bundesliga-Spiele für den FC Schalke 04. 52 weitere für Werder Bremen kommen hinzu. © Getty Images | Boris Streubel

Andreas Luthe

Ja sicher, Andreas Luthe kommt aus Velbert, hat in der Jugend aber drei Jahre lang für den SuS Niederbonsfeld gespielt – und ja, er ist damit nur bedingt eine Hattinger Spur. Torwart Luthe (36) hat 90 Liga-Spiele für den VfL Bochum, den FC Augsburg und Union Berlin bestritten.

Gewonnen: Torhüter Andreas Luthe jubelt nach einem Sieg mit dem 1. FC Union Berlin.
Gewonnen: Torhüter Andreas Luthe jubelt nach einem Sieg mit dem 1. FC Union Berlin. © dpa | Andreas Gora

Mirkan Aydin

Ein Spiel in der Bundesliga, immerhin: Der Winz-Baaker Aydin (36) wird in der Saison 2009/10 bei der 0:3-Pleite seines VfL Bochum bei der TSG 1899 Hoffenheim in der 62. Minute für Zlatko Dedic eingewechselt – und sieht nur 16 Minuten später die gelbe Karte.

Mirkan Aydin im Trikot des VfL Bochum.
Mirkan Aydin im Trikot des VfL Bochum. © WAZ FotoPool | Ingo Schmidt