Hattingen. Peter Kursinski spielte zehnmal für den VfL Bochum: ohne gelbe und rote Karte, Tor oder Torvorlage – und der Hattinger hat alle Spiele verloren.

Wir sind mitten in den 1990er-Jahren, die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga liegen bei Sat.1: „ran“ heißt die Sendung, die Millionen Fans vor die Mattscheiben lockt – Fußball, garniert mit Werbung und Gewinnspielen. Und inmitten eines solchen steht er plötzlich da, im Anstoßkreis des Ruhrstadions, und hält den Ball hoch – Peter Kursinski, der Bundesliga-Profi, der keine Spuren hinterließ. Zehn Spiele hat der talentierte Fußballer aus Welper in der Eliteklasse bestritten, ohne Tor oder Torvorlage, ohne gelbe und rote Karte – und alles verloren. Das hat (offenbar) kein anderer geschafft. Für welchen Verein hat er gespielt, fragen die Macher der Sportshow. Nicht schwierig bei dieser Optik: für den VfL Bochum.

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Seite an Seite mit den Legenden Ata Lameck, Tiger Gerland oder Jupp Kaczor spielt er zwischen 1974 und 1977, Trainer ist Heinz Höher („Der hat mich mal nach einem Spiel unter der Dusche weggeholt und mir eine Anmeldung hingehalten“). Warum es nicht zum großen Durchbruch reicht, vermag keiner so genau zu sagen – vielleicht sind es die Großchancen in den Spielen gegen Fortuna Düsseldorf und Eintracht Frankfurt, die er völlig freistehend versemmelt. Egal, denn dass er ein feines Füßchen hat, zeigt das Interesse, dass der AS Monaco plötzlich bekundet. Peter Kursinski reist ans Mittelmeer, spricht mit den Verantwortlichen. „Das kam aber nie in Frage“, sagt er später. „Es war allerdings ganz lustig, mal über einen Transfer zu reden.“

Opa Erwin hat ihn am Tag der Geburt bei der SG Welper angemeldet

Peter Kursinski – Fußballprofi aus Hattingen – bei der Mannschaftsvorstellung des VfL Bochum vor der Saison 1976/1977.
Peter Kursinski – Fußballprofi aus Hattingen – bei der Mannschaftsvorstellung des VfL Bochum vor der Saison 1976/1977. © imago sporT

Peter Kursinski wird am 15. August 1956 geboren, seit diesem Tag ist er auch Mitglied der SG Welper. Angemeldet wurde er von seinem Opa, Erwin Kumpmann, langjähriger und legendärer Präsident von Hattingens größtem Sportverein. Der Junge spielt auch für die Grün-Weißen, bis zu den B-Junioren. Dann stehen die Verantwortlichen des VfL Bochum vor der Tür und lotsen ihn in Richtung Ruhrstadion.

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Im Jahr 1992 kehrt Kursinski nach Welper zurück – zunächst als Spieler, dann wird er Trainer. Und hier beginnt die Zeit, in der er im Hattinger Fußball seine Spuren hinterlässt. Denn er hat Erfolg, führt die Mannschaft der SG Welper gleich im ersten Jahr in die Bezirksliga. Und er hält seine Meinung nicht zurück: Kursinski wettert gegen die Stadtmeisterschaft, die ihm eine Last ist – wenn er dabei ist, will er sie aber auch gewinnen. Er spricht er Klartext, ist ein streitbarer Vordenker: „Mit der Fußball-Kultur geht es stetig bergab“, sagt er im Jahr 2008 gegenüber der WAZ. „Es kann nicht sein, dass die leistungsstärkste Mannschaft in einer Stadt um die 60.000 Einwohner nie höher als in der Bezirksliga spielt.“ Fünf Jahre später gelingt ihm als Trainer von Hedefspor der Aufstieg in die Landesliga.

Er polarisiert und provoziert, auf und neben dem Platz

Das darf doch wohl nicht wahr sein: Peter Kursinski lebt seine Emotionen als Trainer stets aus – hier ein Bild aus den 1990er-Jahren.
Das darf doch wohl nicht wahr sein: Peter Kursinski lebt seine Emotionen als Trainer stets aus – hier ein Bild aus den 1990er-Jahren. © Archiv | Jakob Studnar

Er polarisiert, er provoziert. Auf dem Platz, neben dem Platz, immer wenn es um seine Mannschaft und den Fußball geht. „Ich kämpfe mit meinen Jungs“, bestätigt er. Abseits des Fußballplatzes ist er unterdessen ein angenehmer Mensch, ein freund­licher Gesprächspartner, mit dem man sich trefflich über Fußball unterhalten, ja, auch streiten kann. „Ich habe den Hattinger Fußball immer im Gesamten gesehen“, sagt Peter Kursinski. „Deshalb ­freue ich mich über jeden, der es in höhere Gefilde schafft. Gerne hätte ich das mit der SG Welper gemacht – aber da standen nicht alle dahinter.“

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Zurück in den 1970er-Jahren. Kreisauswahl, Westfalenauswahl und die Westdeutsche Auswahl – der Welperaner ist immer der Kapitän und Torjäger dieser Mannschaften. Mit der Junioren-Nationalmannschaft spielt er im Wembley-Stadion gegen England: Vor 30.000 Zuschauern trifft er zum 1:1-Endstand. Manch eine Zeitung schwärmt sogar vom „kleinen Gerd Müller“ – er mag das nicht. Zumal nicht alles klappt. Denn da ist ja dieses erwähnte Spiel gegen Düsseldorf: „Wenn heute einer meiner Spieler die vergeben würde, dem würd ich...“, frotzelt er einmal. Und eines ist sicher: Er hätte...

>>> INFO: Verletzung stoppt Kursinskis VfL-Karriere

Nachdem Peter Kursinski wegen einer schweren Verletzung den VfL Bochum verlassen musste, spielte er bei mehreren Oberligisten (damals die dritthöchste Spielklasse): VfL Gevelsberg, SuS Hüsten 09 und TuS Schloß Neuhaus. Hier trifft er wieder, immer um die 20 Tore pro Saison.

Seine erste Trainer-Station ist später in Bochum-Weitmar.