Hattingen/Dortmund.
Drei Vereine liegen ihm am Herzen. Mit dem einen, mit Schalke 04, hat er gejubelt und gelitten. Je nachdem, wie es um die Königsblauen bestellt war. In dem zweiten, beim VfL Winz-Baak, hat er seine Fußball-Karriere begonnen, und mit dem dritten hat er es bis in Kicker-Sportmagazin geschafft. Denn auf dem Mannschaftsbild von Borussia Dortmund zur Saison 1978/79 ist neben Größen wie Manni Burgsmüller oder Willi Lippens auch Ralf Weber zu finden. Aber der Weg von der Munscheidstraße bis ins Westfalenstadion war ein langer.
Aktiv am Ball war der heute 56-Jährige nur für zwei Vereine. Den Großteil seiner Karriere verbrachte er beim VfL Winz-Baak – unterbrochen wurde diese Zeit durch ein vierjähriges Intermezzo beim BVB. Ralf Weber erlebte als jugendlicher Fußballer den Aufschwung des VfL Winz-Baak. Hattingens Fußball-Talente tummelten sich damals in der Nordstadt. Einer dieser hoffnungsvollen Nachwuchskicker war der junge Ralf Weber, ein technisch starker und ein torgefährlicher Junge.
Seinen ersten Höhepunkt erlebte er mit dem VfL im Jahr 1974. Die A-Jugend der Winz-Baaker kämpfte um den Aufstieg in die Bezirksleistungsklasse, die damals die zweithöchste Liga für diese Altersklasse war. Der VfL lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Witten 07. Vor dem letzten Spieltag lagen die Wittener noch zwei Punkte vor den Hattingern, doch der VfL gewann das finale Saisonspiel mit 3:2. „Das entscheidende dritte Tor erzielte damals Eumel Modest“, sagt Ralf Weber. Winz-Baak hatte also gleichgezogen und damit ein Entscheidungsspiel erzwungen. Das fand dann auf der Anlage des VfL Bochum statt – vor mehr als 600 Zuschauern. Winz-Baak gewann 4:3 nach Verlängerung – und dreifacher Torschütze war Ralf Weber.
Späher der großen Vereine vor Ort
Weil sich ein solches Spiel auch die Späher der großen Vereine anschauten, wurde man auch auf den jungen Hattinger aufmerksam. „Es gab damals eine Anfrage vom VfL Bochum“, sagt Ralf Weber, der sich aber nicht richtig zu einem Wechsel durchringen konnte und lieber in seiner vertrauten Umgebung blieb.
Zwei Jahre später kam dann das nächste Angebot von einem großen Verein – diesmal vom Ballspielverein Borussia 09 e. V. Dortmund – kurz BVB. „Die Dortmunder haben sich damals mehr um mich bemüht, sie haben sich mehr engagiert als zuvor der VfL Bochum“, sagt Ralf Weber, der aber dennoch kurz nachdenken musste. „Denn eigentlich war ich ja ein Schalker“, sagt der damals so Umworbene.
Zur Saison 1976/77 kam es dann zum Wechsel nach Dortmund. Ralf Weber spielte in der Amateur-Mannschaft der Borussen. Und das so gut, dass er zur Spielzeit 1978/79 in den Lizenzspieler-Kader hochgezogen wurde.
Ausbildung bei der Stadt Hattingen
„Natürlich habe ich die Chance gesehen, den Einstieg in den Profi-Fußball zu schaffen“, sagt Ralf Weber heute. „Das ist ja der Traum eines jeden jungen Fußballers. Doch ich habe damals gleichzeitig eine Ausbildung bei der Stadt Hattingen gemacht. Und die wollte ich auf jeden Fall abschließen.“
Weber fuhr also zweigleisig, wobei seine Ausbildung Priorität hatte. So konnte er nur einmal in der Woche mit den BVB -Profis trainieren.
Zu einem Einsatz in der Bundesliga kam es so nie, wohl aber zu Spielen in der Nachwuchsrunde. „Das war manchmal schon ein bisschen kurios“, erinnert sich Ralf Weber. „Denn in dieser Nachwuchsrunde kamen auch zuvor verletzte Profis zum Einsatz, um wieder Spielpraxis zu sammeln. Da habe ich dann in einer Mannschaft mit Sigi Held, Manni Burgsmüller oder Willi Lippens gespielt. Die Geschichten, die über Willi Lippens kursieren, stimmen fast alle“, sagt Weber. „Der hat auf dem Platz einen dummen Spruch gemacht, den Gegner abgelenkt – und dann war er vorbei.“
Auf dem Trainingsplatz warteten die jugendlichen Autogramm-Jäger
Zum Profi-Kader der Borussen gehörten damals auch Spieler wie Eike Immel, Mirko Votava oder auch Lothar Huber, der heute bekanntlich den Oberligisten TSG Sprockhövel trainiert. „Lothar Huber habe ich damals aber nicht so mitbekommen, offensichtlich hat er nicht in der Nachwuchsrunde gespielt, weil er nicht so oft verletzt war“, sagt Ralf Weber, zu dessen Erinnerungen an diese Zeit neben dem Kicker-Mannschaftsbild auch eine Autogrammkarte gehört.
Die bekamen damals nicht nur die etablierten Stars, sondern auch die Nachwuchsspieler. „Die Anzahl richtete sich nach dem Bekanntheitsgrad“, so Weber, dessen Namenszug bei den jungen Fans aber auch gefragt war: „Wenn wir auf das Vereinsgelände gefahren sind, dann standen da schon die Fans und wollten Autogramme, egal von wem. Wahrscheinlich haben mich die meisten gar nicht gekannt.“
Als Trainer erlebte Ralf Weber beim BVB Udo Lattek, Otto Rehhagel, Carl-Heinz Rühl und Uli Maslo, doch nach vier Jahren brach er seine Zelte in Dortmund wieder ab. Einmal pro Woche Training reichte dann doch nicht, um den Sprung zu schaffen. Ralf Weber entschied sich für den Beruf.
Zurück zum VfL Winz-Baak
Also ging es zurück nach Hause. Zurück zum VfL Winz-Baak, der 1980 in die Landesliga aufgestiegen war und noch Luft nach oben hatte. Denn 1982 ging es für die Nordstädter um den Aufstieg in die Verbandsliga: Vor 4500 Zuschauern stand in Herne gegen den SV Sodingen die Entscheidung an. Doch diesmal lief es nicht für den VfL. Drei Platzverweise mussten die Winz-Baaker hinnehmen, am Ende verloren sie mit 3:4. Aus der Traum vom Aufstieg.
Ralf Weber blieb dem VfL treu. Als Spieler, später als Trainer. Wenn die Not groß war, half er aus. „Ich bin da drei- oder viermal offiziell verabschiedet worden“, erinnert er sich an diverse Blumengeschenke.
Sohn Dennis spielt beim TuS
Ein allerletzter Höhepunkt war später der Wiederaufstieg in die Kreisliga A. Trainer in Winz-Baak war Wolfgang Schneider, der Ralf Weber und Eumel Modest noch einmal reaktiviert hatte.
Und heute? Heute hängt sein Herz an Schalke, BVB und VfL Winz-Baak, dessen Entwicklung er aber mit Sorge betrachtet. Und er schaut auch beim TuS Hattingen vorbei, wo sein Sohn Dennis spielt.
Und der große Fußball? „Der hat sich sehr verändert“, sagt Ralf Weber. „Fußball ist heute eher wie Schach. Spielzüge sind einstudiert. Man weiß, was kommt. Und abgesehen von den Messis und Ronaldos gibt es keine Spieler mehr, die große Freiheiten haben. Ein Spieler wie Willi Lippens würde heute wohl nicht mehr oft angespielt.“