Hattingen. Einige Geschäfte in der Fußgängerzone in Hattingen stehen leer. Die Hattinger haben da Ideen: Eine Kinderbetreuung wie im Möbelgeschäft.

Einfallsreich sind die Hattinger, wenn es um Wünsche geht, den leerstehenden Ladenlokalen wieder Leben einzuhauchen. Denn zurzeit sieht es um den Treidelbrunnen am Obermarkt nicht gerade attraktiv aus. Allerdings wissen die Bürgerinnen und Bürger noch spontaner, was sie auf keinen Fall wollen: „Bloß nicht noch einen Friseur, Billigläden oder so ein Telefongedöns“, ist der Tenor.

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Denn das seien wirklich keine Geschäfte, vor denen man gerne stehenbleibe, um sich hübsche Sachen anzugucken. Grundsätzlich finden es die meisten schade, „dass Hattingen so nachgelassen“ hat. „So wie ich Hattingen kennengelernt habe – davon ist nichts mehr übrig“, sagt Inge. Sie kommt ursprünglich aus Dortmund und zog 2005 von Bochum nach Hattingen. „Früher gab es überall in der Stadt Musik, kleine Märkte, die Leute standen Schlange vor hübschen Geschäften. „Ich hätte gerne einen Dekoladen hier oder ein Lederwarenfachgeschäft. Das fehlt hier absolut.“

Leerstände an der unteren Heggerstraße

Seit einem Jahr bereits steht das Erdgeschoss der Immobilie Heggerstraße 10, ehemals Schuhhaus Voswinkel, (Nettokaltmiete von 3000 Euro monatlich) leer. Eine Spielhalle hat Interesse gezeigt und ein Friseur. Es gab Anfragen aus den Bereichen Drogerie, Spielwaren, Sportartikel. Doch Vermieter und potenzielle Mieter konnten sich nicht einigen.

Das Sanitätshaus Amberg ist zur August-Bebel-Straße umgezogen. Für 2400 Euro Monatsmiete ist das Ladenlokal zu haben. Eine Spielhalle und ein Friseur hatten Interesse. Erlaubt ist nur Einzelhandel.

In Sichtweite umgezogen ist der Hattinger Telekom-Shop, von der Heggerstraße an den Obermarkt. Der Telekommunikationsdienstleister NetCologne wird die Immobilie Heggerstraße 7 Ende September verlassen und in die Große Weilstraße 19 umziehen.

Da sind die Interessen von Ingrid Dörr etwas anders gelagert. Die 76-Jährige ist ein Fan von Jeans. „Einen Jeansladen mit richtig viel Auswahl, das hätte ich hier gerne“, sagt sie. „Ich hab kein Auto und kein Internet. So einen Schnickschnack brauch ich nicht. Ich lieb meine WAZ, ohne die wäre der Tag gelaufen und bin gerne hier an meinem Lieblingsplatz auf der Bank am Treidelbrunnen.“ Und dann mit Blick auf ein Jeansgeschäft, das wär’s.

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„Bloß nicht noch einen Handyladen oder einen Friseur“, sagt ein Hattinger, der seinen Namen nicht nennen will. Er könnte sich gut einen Spielwarenladen hier unten am Brunnen vorstellen. „Der würde bestimmt angenommen.“

Geschlossen ist das ehemalige Sanitätshaus Amberg in der Fußgängerzone in Hattingen.
Geschlossen ist das ehemalige Sanitätshaus Amberg in der Fußgängerzone in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Einen Modeladen ab Größe 40, hätte Ute Mlodowski gerne. Die 63-Jährige ärgert sich, dass man in fast allen Boutiquen nur die Minigrößen 34 bis 38 für Frauen anbietet. „Man muss doch nicht ab dem 50sten Lebensjahr mit Kittelkleidern herumlaufen, weil man keine schicke Mode findet.“ Sie wünscht sich richtig fesche, gute aussehende Mode für einen erschwinglichen Preis. „Dann könnte man auch sonntags mal vor den Geschäften stehen und Neues entdecken“, sagt sie. Eine gute Idee sei aber auch eine Teestube für die ältere Generation, wo man sich treffen kann und ins Gespräch kommt.

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Eine völlig andere Idee, was unbedingt in einen Leerstand müsste, hat ihre Tochter. „Ich finde, man sollte in Hattingen mal darüber nachdenken, ob man nicht eine stundenweise Betreuung für Kinder anbietet, so wie es Ikea oder Ostermann machen. „Dann können die Eltern in Ruhe einkaufen gehen und die Kinder nach ein oder zwei Stunden wieder abholen“, sagt Madeleine Silberkuhl.

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Für die 37-Jährige ist auch völlig klar, wie das finanziert werden soll. „Ich habe einen sogenannten Listenhund, einen American Stafford. Für den zahle ich pro Jahr 400 Euro an Hundesteuern, die ja nicht zweckgebunden ausgegeben werden.“ Diese Steuern könnte die Stadt doch wirklich gut für so eine vernünftige Idee verwenden. „Das wäre ja auch für Besucher der Stadt attraktiv, wenn sie die Kinder mal zwei Stunden in Obhut geben können.“ An Ideen für die Leerstände mangelt es den Hattingern wirklich nicht.

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