Hattingen. 100 Elektroroller zum Ausleihen gibt es in Hattingen. Einige mögen sie, andere kritisieren sie. Der Verleiher zieht aber eine positive Bilanz.
Die einen finden die flotten Flitzer einfach nur spitze. Die anderen wiederum sind sauer, weil „die Dinger ständig auf den Bürgersteigen herumliegen und zu Hindernissen werden“. E-Roller sind zum emotionalen Thema geworden. Dabei scheint Hattingen noch eine Insel der glückseligen Elektro-Roller-Städte zu sein. „Wir sind die einzige Firma, die die Scooter in Hattingen anbietet und haben wenig Probleme dort“, erklärt Jens Altmann (35), Geschäftsführer der Firma Zeus.
Ende vergangenen Jahres gingen 100 Zeus-Elektroroller, die vorne aus Stabilitätsgründen zwei Räder haben, an den Start. Seit mehr als fünf Monaten fahren Männer und Frauen jetzt schon mit den Gefährten durch die Stadt – zur großen Zufriedenheit des Unternehmens.
Elektro-Roller in Hattingen spalten die Gemüter
Während sich vor wenigen Wochen die Pariser Bevölkerung für die Abschaffung der Leihroller wegen vieler Unfälle und Chaos auf den Bürgersteigen ausgesprochen hat, läuft es nach Aussagen des 35-Jährigen vor allem in den Mittelstädten ohne große Probleme. Ungefähr 40 Städte Deutschlands hat Zeus mit den Scootern schon bestückt.
E-Roller-Leihen
Im Gegensatz zu vielen größeren Städten gibt es zurzeit in Hattingen nur einen Anbieter der Elektroroller: die Zeus E-Scooter. Um einen Leihroller fahren zu können, lädt man sich die Zeus-App auf sein Handy. Bezahlen kann man über Paypal, Apple Pay oder Kreditkarte.
Auf der App sind auch genau die Zonen eingezeichnet, in denen man nicht parken darf. Für eine Minute Fahrzeit werden 28 Cent fällig, Pausenzeiten kosten ein Drittel. Hinzu kommt ein Euro Gebühr für das Entsperren.
„Unfälle passieren meist durch fehlerhaftes Fahrverhalten und nicht durch die Roller selbst“, sagt Altmann. „Außerdem gibt es klare Parkverbotszonen, die die Nutzer auf unserer App angezeigt bekommen.“ Man sei mit der Stadt Hattingen in engem Austausch und bespreche, wo die Roller parken dürfen und wo nicht.
Seniorenforum sieht die Scooter kritisch
Kornelia Wendt, Leiterin des Hattinger Seniorenforums, sieht dagegen sowohl das Fahrradfahren in der City, als auch die Scooter, die ja auf den Straßen fahren müssen, sehr kritisch. „Die liegen häufig auf den Bürgersteigen kreuz und quer. Da kommt oft keiner mehr durch. Das ist für Personen, die mit Kinderwagen unterwegs sind, ein echtes Problem. Und erst recht für Menschen, die auf einen Rollator angewiesen oder mit dem Rollstuhl unterwegs sind. Und die Dinger sind schwer. Die bekommt man nicht mal so einfach angehoben“, sagt Wendt. Die Senioren würden die Gefährte am liebsten aus der Stadt verbannen.
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Der gleichen Meinung ist der Blinden- und Sehbehindertenverein. „Für Sehbehinderte oder blinde Menschen bedeuten die Roller eine echte Gefahr. Es ist auch schon zu Unfällen in anderen Städten gekommen, daher gibt es auch bereits Klagen gegen die Zulassung der Scooter“, erklärt Ingo Arnst, Bezirksgruppen-Vorsitzender des Vereins.
Probleme für Menschen mit Sehbehinderung
Probleme gebe es, weil die Roller häufig nicht ordentlich abgestellt würden, sondern irgendwo auf dem Bürgersteig lägen. „Wenn man dann mit dem Blindenstock in der falschen Richtung unterwegs ist, wird es wirklich gefährlich.“ Arnst plädiert dafür, aus Sicherheitsgründen feste Abstellplätze einzurichten. Das lässt sich mit Apps ja machen.“
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Das genau zeige die Zeus-App an, sagt Jens Altmann. „Wir können auch kontrollieren, wo sich das Fahrzeug befindet, weil die Fahrer ein Foto einsenden müssen, wenn sie den Roller abgestellt haben. Wir legen Wert darauf, dass das Ausleihen eben nicht anonym stattfindet, sondern dass klar ist, dass wir überwachen können, ob die Regeln eingehalten werden.“ Es würden die Personen, die sich nicht daran halten, auch auf Verstöße angesprochen. „Wir wollen, dass die Roller nicht irgendwo herumstehen, gehen Beschwerden nach und legen Wert auf ein gutes Zusammenspiel in den Städten.“