Hattingen. Das Radfahren in der City von Hattingen spaltet Radler und Fußgänger. Rücksichtnahme allein reicht nicht. Was eine Straßenumfrage noch zeigt.
Für manche ist das Radfahren in Hattingens Fußgängerzone ein absolutes Aufregerthema, andere sehen es gelassen. Gerade kommt Sereno Maccione die Heggerstraße langsam und gemütlich hinuntergeradelt. Als er an der digitalen Geschwindigkeitsanzeige vorbeirollt, bleibt der Tempomat allerdings schwarz. Wie schnell er unterwegs war, ist also für heute ein Geheimnis. Nachdem die Stadt das Radeln auch tagsüber im oberen Teil der steil abfallenden Heggerstraße erlaubt hat, gehen die Meinungen über diese Maßnahme weit auseinander.
Der junge Mann ist nur ausnahmsweise in Hattingen. Er wohnt in Velbert und ist in 20 Minuten zur Heggerstraße geradelt. „Manche hier fahren wirklich viel zu schnell“, sagt er. Um niemanden zu gefährden, müsse man einfach langsam fahren, er tue das grundsätzlich in solchen Situationen. „Gerade hat ein Stückchen weiter oben ein Polizist einen E-Roller-Fahrer angehalten und mit ihm ein paar klare Worte gesprochen.“ Es komme eben auf Rücksichtnahme an.
Das sieht auch Jalal Sulejman so. „Hier laufen viele Fußgänger, da muss man langsam fahren“, sagt er. Aber viele hielten sich eben nicht daran. Das sei nicht nur in der Fußgängerzone so. „Auch auf dem Radweg an der Ruhr sind viele viel zu schnell unterwegs. Für die Sicherheit ist das ein Problem.“
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Es stünden zwar viele Schilder in der City, die die Radfahrer zum langsamen Radeln anhalten. „Aber da hält sich ja kaum jemand dran“, ist seine Beobachtung.
Hundebesitzer haben ein Problem
Carmen Schmiel ist zu Fuß in der Innenstadt unterwegs, sie schiebt allerdings ihr Fahrrad. „Hier, bei so vielen Menschen, ist mir das zu gefährlich, da steige ich lieber ab“, sagt sie. Es sei hier zwar langsames Fahren angesagt. „Aber wenn die einmal auf dem Rad sitzen, dann fahren doch fast alle viel zu schnell.“
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Wilfried Klein hat da eine resolute Meinung. „Meine Frau sitzt im Rollstuhl, beziehungsweise kann sich nur mit Rollator fortbewegen. Es wird wirklich wenig Rücksicht genommen, so dass es schon öfter zu kritischen Situationen gekommen ist.“ Ein Dorn im Auge sind ihm auch die E-Rollerfahrer. „Die düsen zum Teil mit einer Geschwindigkeit hierher, dass man es nicht glaubt. Auf Schwächere wird wenig geachtet.“
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Das gelte auch für Besitzer von Hunden, die auf der Heggerstraße unterwegs sein. Er selbst wartet gerade mit seiner siebenjährigen, vierbeinigen Mary auf seine Frau, die im Lebensmittelladen einkauft. „Wer mit dem Hund unterwegs ist, muss höllisch aufpassen, dass nichts passiert. Lässt man die Leine mal etwas lockerer, muss man schon Schlimmes befürchten.“ Dass die Stadt solche Regelungen trifft und dann Schilder aufstellt, an die sich kaum jemand hält, findet er unglaublich ärgerlich.
Das sieht Detlef M. genauso, der auch mit seinem Hund unterwegs ist. Er kommt aus Burscheid und ist oft in Hattingen, weil er an der Ruhr mit seinem Wohnmobil gerne eine Auszeit nimmt. Er ist absolut dagegen, dass das Radeln in Fußgängerzonen erlaubt ist.
Langsam und rücksichtsvoll fahren
„In Köln wäre das nie erlaubt, die greifen da sofort richtig hart durch. Das finde ich auch richtig, denn wenn man mit Kindern oder Hunden unterwegs ist, kommt es doch immer zu prekären Situationen.“ Fußgänger und Radfahrer zusammen in einer Einkaufsstraße, das geht für ihn überhaupt nicht.
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Langsam läuft Karen Brose an diesem Mittag die untere Heggerstraße hoch. Sie schiebt ihr Rad und hat kein Problem mit der Erlaubnis der Stadt, im oberen Teil auch tagsüber zu radeln. „Ich finde, wenn man wirklich langsam und rücksichtsvoll fährt, ist das doch in Ordnung.“
Sie wohnt am Rande der Innenstadt und muss immer quer durch die Stadt. „Ich muss ständig hin und her“, sagt sie. „Wenn ich morgens um 8 Uhr durch die Fußgängerzone fahre, ist ja fast niemand da. Dann ist es völlig unproblematisch. Und wenn wirklich viel Betrieb ist, schiebe ich das Rad einfach.“ Es komme darauf an, dass man gegenseitig Rücksicht nimmt.