Hattingen. Der Mann aus Hattingen galt als unbescholten. Er führte mehrere Firmen. Bei der Razzia gegen Mitglieder der ‘Ndrangheta wurde er festgenommen.

Nahezu 20 Jahre ist der Hattinger im kriminellen Geschäft – und galt doch bisher augenscheinlich als unbescholtener Bürger. Am Mittwoch wurde er im Zuge eines europaweiten Schlages gegen die Mafia-Organisation ‘Ndrangheta in seinem Haus am Rande der Südstadt festgenommen.

Es ist eine hübsche Wohnsiedlung direkt am Wald. Einfamilienhäuser stehen neben Mehrfamilienhäusern. Am Haus nebenan haben Kinder ihr Gefährt vor der Tür geparkt. Von hier aus leitete der 62-Jährige Hattinger offenbar ein kriminelles Netzwerk.

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Sein eigenes Auto hat die Polizei am Mittwoch beschlagnahmt. Es soll das Privatauto sein, keines der umgebauten Fahrzeuge, mit denen fast eine Tonne Kokain quer durch Europa geschmuggelt wurde. Auch Datenträger, Telefone und Unterlagen trugen die Beamten aus dem Haus am Waldrand.

Der Hattinger hat laut Staatsanwalt Julius Sterzel bisher keine Vorstrafen. „Er ist lange im Geschäft, aber bisher nicht aufgefallen.“ Nun wurde er als mutmaßlicher Kopf eines Drogen-Netzwerks, das im Auftrag der italienischen Mafia arbeitete, verhaftet. Familienbeziehungen verbinden den Mann augenscheinlich nicht mit der italienischen Mafia. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

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Vor allem die Verdunkelungsgefahr führte dazu, dass der Hattinger festgenommen wurde. „Es gibt die Befürchtung, dass auf Zeugen eingewirkt und Beweismittel vernichtet werden könnten“, erklärt der Staatsanwalt. Immerhin wird dem 62-Jährigen auch ein Inkasso-Unternehmen zugerechnet, in dem ein Schlägertrupp Mafia-Gelder eintreiben und Mitwisser zum Schweigen bringen sollte.

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Darüber hinaus gehörte ihm eine Angelanlage im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis. Der werden nach Daten des Recherche-Portals Northdata Umsatzerlöse in zweistelliger Millionenhöhe zugewiesen. Welche Summen hierüber tatsächlich gewaschen worden, müssen die weiteren Ermittlungen aber erst noch klären. Auch in weiteren Firmen taucht der Name des Hattingers auf – einem Betrieb mit italienischen Lebensmitteln und einer Baufirma.

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Neben dem Mann gibt es auch eine weitere Beschuldigte aus Hattingen. Das Netzwerk umfasst 17 Personen, die jetzt im Fokus der Ermittler stehen – die meisten nicht aus Hattingen.

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Die Ermittlungen werden voraussichtlich noch länger dauern, kündigt Staatsanwalt Sterzel an. Sechs Monate kann der Beschuldigte zunächst in Untersuchungshaft gehalten werden, danach werde geprüft, ob eine Fortdauer der U-Haft zu begründen ist. Wo eine mögliche Verhandlung gegen den Hattinger stattfinden wird, steht noch nicht fest.

Bereits 2018 hatte es im Zuge einer Razzia gegen die ‘Ndrangheta Durchsuchungen in Hattingen gegeben.