Hattingen. Landrat Olaf Schade unterzeichnet Sicherheitskooperation. Die Polizei hat indes auch in Hattingen keine Anzeichen für organisierte Kriminalität.
Mit Landrat Olaf Schade an der Spitze stellt sich der Ennepe-Ruhr-Kreis dem Kampf gegen die Clan-Kriminalität. Der Hattinger unterzeichnete jetzt im Kreishaus die „Sicherheitskooperation Ruhr zur Bekämpfung der Clankriminalität“, kurz „Siko Ruhr“, die die Grundlage für das gezielte Vorgehen gegen die Clans darstellt.
Landes- und Bundespolizei, die Kreise und Städte des Ruhrgebiets sowie der Zoll wollen „zukünftig gemeinsam Informationen sammeln und bündeln, Einzelfälle entschieden verfolgten, Empfehlungen erarbeiten und Strategien auf den Weg bringen“, wie es in der Pressemitteilung des Kreises heißt.
Das Land NRW hat 111 türkisch-arabische Familienclans identifiziert
Doch laut der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr, deren Leiter Olaf Schade ist, wie auch laut des Polizeipräsidiums Hagen, das für Clankriminalität in den hiesigen Breitengraden zuständig ist, gibt es gar keine organisierte Kriminalität in den EN-Städten und erst recht keine Clan-Strukturen. Was stimmt denn nun? Eine Spurensuche.
Raub und Körperverletzungen, Bedrohungen und Nötigungen, Erpressungen und Drogenhandel, Schutzgeld und Prostitution – kriminellen, türkisch oder arabisch geprägten Familienclans arbeiten sich oft durch einen Großteil des Strafgesetzbuchs und lassen kaum Verbrechen aus. Im Lagebericht für das Jahr 2019 hat das Land NRW 111 türkisch-arabische Familienclans identifiziert. Ihnen wurden 3779 Tatverdächtige und 6104 Straftaten zugeordnet. Schwerpunkt der Clankriminalität im Ruhrgebiet ist Essen. Dort ist auch die „Siko“ beheimatet, deren Verantwortliche sich über den Zuwachs aus dem Südosten des Ballungsraums freuen.
Weiterer Partner im Kampf gegen kriminelle Banden
„Mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis gewinnen wir einen weiteren Partner im Kampf gegen kriminelle Banden. Hand in Hand arbeiten immer mehr Kenner der lokalen Szenen in der Metropole Ruhr mit kriminalistischen Strategen zusammen. Ein Ansatz, der bundesweit bisher einmalig ist“, betonte Joachim Eschemann als Leiter der in Essen eingerichteten Dienststelle. Sie stehe nicht in Konkurrenz zu den Vor-Ort-Zuständigen, sondern wolle unterstützen.
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Und auch Landrat Olaf Schade ist von der Wichtigkeit des Beitritts überzeugt: „Mit dem Beitritt zur Sicherheitskooperation machen wir im Ennepe-Ruhr-Kreis deutlich: Es gilt, unsere Rechtsordnung zu schützen und den Bürgern Sicherheit zu bieten. Wir setzen uns für ein friedliches Miteinander ein und wollen denjenigen klare Grenzen aufzeigen, die unsere Gesetze und Regeln ablehnen oder sogar sehr bewusst übertreten.“
Sozialarbeiter sowie Sprachmittler arbeiten mit der Polizei zusammen
Der Landrat setzt neben konsequenter Verfolgung große Hoffnungen in die präventive Arbeit, in Aussteigerprogramme, die zusammen mit Pädagogen, Sozialarbeitern und Wissenschaftlern entwickelt werden sollen und Kindern und Jugendlichen Wege aus dem Clanmilieu aufzeigen könne. Ein erster, vielversprechender Ansatz sei das Präventiv-Programm „Kurve kriegen“. Hier wurde in einigen Standorten im Ruhrgebiet Zugang zu Kindern aus kriminellen Clanfamilien gefunden. Sozialarbeiter sowie Sprachmittler arbeiten hier mit der Polizei zusammen.
Diese Zeitung wollte wissen, wie hoch der Bedarf an konsequenter Verfolgung und Aussteigerprogrammen in den EN-Städten ohne Witten, das zum Polizeipräsidium Bochum zählt, denn tatsächlich ist. „Wir können jetzt nicht pauschal sagen, dass wir eine Mauer um uns herum haben und hier kein Clan-Mitglied wohnt. Aber Clan-Aktivitäten oder Aktivitäten anderweitig organisierter Kriminalität sind uns nicht bekannt“, sagt Sonja Wever, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr. Das liege daran, dass es in den Kleinstädten keine typischen Treffpunkte wie Shisha-Bars gebe. Für genauere Aussagen sei aber das Polizeipräsidium in Hagen zuständig.
Auf Nachfrage bestätigt Kaja Halama, dortige Pressesprecherin genau dies: „Wir stellen keine Aktivität organisierten Verbrechens im Ennepe-Ruhr-Kreis fest.“ Bekämpft wird sie nun trotzdem.
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