Hattingen. Großrazzia gegen organisierte Kriminalität der italienischen Mafia-Organisation ‘Ndrangheta: In Hattingen hat es dabei eine Festnahme gegeben.

Im Zuge der Großrazzia gegen die organisierte Kriminalität der italienischen Mafia-Organisation ‘Ndrangheta in der Nacht zum Mittwoch war die Polizei auch in Hattingen im Einsatz. Wie das Landeskriminalamt mitteilt, lebt hier der 62 Jahre alte Hauptbeschuldigte. Dieser ließ sich widerstandslos festnehmen und sollte später dem Haftrichter vorgeführt werden.

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Anwohner der Südstadt haben in der Nacht den Polizeieinsatz wahrgenommen, worum es dabei genau ging, kam am Mittwoch aber erst nach und nach ans Tageslicht.

Hattinger als „führender Kopf eines Betäubungsmittel-Netzwerks“

Der Hauptbeschuldigte sei dringend verdächtig, „als führender Kopf ein professionell agierendes internationales Betäubungsmittel-Netzwerk betrieben und insbesondere Kokain für hochrangige Mitglieder der ‘Ndrangheta geschmuggelt zu haben“, teilt das Landeskriminalamt mit.

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Nach dem Ergebnis der Ermittlungen hat die Tätergruppe die Betäubungsmittel aus den Niederlanden und Belgien bezogen. Sie hätten diese mit umgebauten Fahrzeugen, die jeweils über ein spezielles Versteck verfügten, nach Italien transportiert. So sollen die Beschuldigten in wechselnder Besetzung durch mindestens 58 Schmuggelfahrten alleine im Zeitraum Februar 2018 bis November 2022 etwa 900 Kilogramm Kokain nach Italien geschafft haben. Dem Netzwerk werden laut LKA derzeit 17 Beschuldigte zugerechnet.

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Aufgabe des Hauptbeschuldigten sei hierbei gewesen, „über die Eingliederung von Personen in das Netzwerk zu entscheiden, den Kontakt zu den internationalen Auftraggebern zu halten, die Geldflüsse des Netzwerkes zu koordinieren und den reibungslosen Ablauf der einzelnen Schmuggelfahrten zu gewährleisten.“

Verdacht: Bereits 2008 und 2009 mindestens eine Tonne Kokain transportiert

Der Hauptbeschuldigte steht zudem im Verdacht, bereits in den Jahren 2008 und 2009 mindestens eine Tonne Kokain nach dem beschriebenen Vorgehen nach Italien transportiert zu haben. Darüber hinaus sind mehrere Beschuldigte des Netzwerkes sowie aus dessen unmittelbarem Umfeld verdächtig, mit Marihuana und Amphetamin im Kilobereich Handel getrieben zu haben.

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Rund 500 Einsatzkräfte der Polizei NRW und der Staatsanwaltschaft Düsseldorf durchsuchten am Mittwochmorgen mehr als 50 Objekte (Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte) in Nordrhein-Westfalen sowie vier Objekte in Erfurt (Thüringen) und vollstreckten insgesamt 18 Haftbefehle.

Internationale Zusammenarbeit

Der Schlag gegen die Mafia-Organisation ‘Ndrangheta war lange vorbereitet und gipfelte in einem europaweiten Großeinsatz am Mittwochmorgen. Mehr als 2770 Einsatzkräfte waren insgesamt beteiligt. Allein in Nordrhein-Westfalen waren rund 500 im Einsatz in Hattingen, Essen, Wuppertal, Bergisch-Gladbach, Hagen, Castrop-Rauxel, Siegen und Bedburg, sowie im Kreis Mettmann. Razzien gab es auch in Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland, in Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien.

Eurojust und Europol haben den europaweiten Zugriff unterstützt. Eurojust ist die Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen mit Sitz in Den Haag. Dort hat auch Europol seinen Sitz das bei der Verhütung und Bekämpfung schwerer internationaler und organisierter Kriminalität, Cyberkriminalität und Terrorismus hilft.

Ausgangspunkt der seit Juli 2020 andauernden Ermittlungen waren Hinweise der italienischen Strafverfolgungsbehörden zu Straftaten im Zusammenhang mit der italienischen Mafia-Organisation ‘Ndrangheta, unter anderem in Nordrhein-Westfalen.

Bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln und Geldwäsche

Hintergrund des Einsatzes ist ein Verfahren der bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW), das sich gegen mutmaßliche Verantwortliche, Mitglieder und Unterstützer einer deutschen sowie einer ausländischen kriminellen Vereinigung (’Ndrangheta) richtet.

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Rund 35 Beschuldigten wird in unterschiedlichem Umfang „neben der Mitgliedschaft oder Unterstützung einer kriminellen (ausländischen) Vereinigung unter anderem bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie gewerbs- und bandenmäßige Geldwäsche“ vorgeworfen.