Hattingen. Pfarrer Udo Polenske geht in den Ruhestand. In der evangelischen Gemeinde St. Georg in Hattingen sieht er sich weiter. Ein Nachfolger kommt.

„Ich bin immer ein Kind des Glücks“, sagt Udo Polenske und strahlt. Nach 35 Jahren als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde St. Georg in Hattingen geht er in den Ruhestand. Mit Plänen.

Die letzte Adventszeit, das letzte Weihnachten, das letzte Osterfest: Udo Polenske, der mit Menschen ins Gespräch kommt, sie vernetzt, einbindet, ist glücklich und dankbar, dass sich der Abschied in den Ruhestand nach und nach vollzieht – und froh, dass „es eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger geben wird. Der Kreissynodalvorstand hat das befürwortet. Ich denke, dass man im Oktober dann mehr weiß“.

Pfarrer Udo Polenske aus Hattingen geht in den Ruhestand. Es gibt eine Nachfolge

Der dreifache Vater kann sich vorstellen, weiter in der Gemeinde aktiv zu sein. Allerdings: „Es gibt eine alte Regel, dass sich ein Emeritus ein Jahr lang zurückhalten sollte.“ Die möchte er beherzigen, damit die Nachfolgerin oder der Nachfolger „wie ich damals die Möglichkeit hat, sich zu entfalten und sich zu überlegen, wie das Gemeindeleben konzipiert werden soll“.

Jedoch versprach Polenske schon Maria Cristina Witte, sich weiter mit um die Konzertreihe zu kümmern, fürs Orgelbaumuseum möchte er sich engagieren, Pilgergänge anbieten. Privat plant er, weiter jeden Morgen um den Kemnader See zu laufen, vielleicht noch etwas mehr Sport zu machen, seine Enkeltochter mal vom Kindergarten abzuholen. Ansonsten gilt: „Ich habe ich keinen Nachholbedarf. Was ich machen wollte, habe ich gemacht.“ Ein Glück.

Eine Amtszeit voller Glück

Glück, das bezieht Polenske auch aufs Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen: „Was das hier leistet, ist Wahnsinn.“ Und: „Alles, was wir begonnen haben, hat immer geklappt, meistens durch Spenden.“ Er verweist da auf die Arbeiten in der St.-Georgs-Kirche: die Heizung- und Orgelsanierung, den Sternenhimmel, die Glocken – inklusive der fünften –, die von Alfred Schulte-Stade gespendeten Krippenfiguren, das Wörterfries. Als „großartig“ bezeichnet Polenske das nun wieder vollständige Abendmahlbesteck.

Verabschiedung und Vita

Letzter Gottesdienst von Udo Polenske ist am Sonntag, 30. April, um 10 Uhr in St. Georg, Kirchplatz.

Der Verabschiedungsgottesdienst für Udo Polenske findet am Samstag, 20. Mai, um 17 Uhr in St. Georg statt. Vorher steht noch viel auf dem Programm: „Die kammermusikalische Vesper am 29. April mit Professor Andreas Tromm, der auch geht, die Roetzel-Orgeltage vom 11. bis 14. Mai“, nennt Polenske nur zwei Events.

Dr. Udo Polenske stammt aus dem Siegerland, hat in Bonn studiert und sein Vikariat absolviert. Der Zufall führte ihn dann nach Hattingen – erst ein Jahr als Vikar in Blankenstein, dann bewarb er sich mit Erfolg als Pfarrer in der Gemeinde St. Georg. Er war auch Diakoniebeauftragter.

Während seiner Amtszeit hat sich die Zahl der Pfarrstellen halbiert. „Die Arbeit ist aber nicht weniger geworden, aber wir haben uns das gut aufgeteilt, uns gut profiliert.“ Polenske sieht den Trend hin zu einer Freiwilligkeitskirche, sagt: „Wir gewinnen da, wo wir Profil haben.“ Angebote wie tägliche Kurz-Mediationen würden geschätzt, als Pfarrer einfach in der Kirche ansprechbar zu sein, führe oft zu seelsorgerischen Gesprächen.

Pfarrer Frank Bottenberg widmet Udo Polenske einige Seiten im aktuellen Gemeindebrief. Den gibt’s als Download hier: www.stgeorg-hattingen.de/gemeinde/gemeindebrief.

Dass der Weihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz die „ständig offene Kirche“ möglich machte und macht – auch das ist Glück. „Im ersten Jahr hatten wir gleich 65.000 Besucher und die offene Kirche ist bis heute ein Renner.“ Eben erst gab’s die Vertragsverlängerung mit Alfred Schulte-Stade. Der Markt sei ein Garant dafür, dass Menschen den Weg in die Kirche fänden. „Zwei Mal ist der Weihnachtsmarkt wegen Corona ausgefallen. Da gehen die Besucherzahlen gleich runter.“ Für einen lebendigen Kirchplatz setzt sich Polenske ein.

Trauriges Erlebnis

Doch es gab Erlebnisse, die ihn noch heute noch traurig berühren und ernst werden lassen – beispielsweise der Tod seines Kollegen Klaus Sombrowski. „Ich war bei Freunden. Als ich später aufs Telefon schaute, hatte ich 52 Anrufe in Abwesenheit. Ich wusste, da ist was passiert. Mit Alfred Schulte-Stade bin ich jeden Tag an der Ruhr langgegangen, um nach Klaus Sombrowski zu suchen. Ich habe seine Brille gefunden.“

Pfarrer Udo Polenske aus Hattingen geht in den Ruhestand. Menschen liegen ihm am Herzen, aber auch die Lebendigkeit des Kirchplatzes und der St.-Georgs-Kirche.
Pfarrer Udo Polenske aus Hattingen geht in den Ruhestand. Menschen liegen ihm am Herzen, aber auch die Lebendigkeit des Kirchplatzes und der St.-Georgs-Kirche. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Corona-Pandemie bleibt ihm in Erinnerung: „Wir durften an Heiligabend keinen Gottesdienst machen. Da hat Maria Cristina Witte sieben Stunden lang Weihnachtslieder gespielt. Viele Menschen kamen rein, drehten eine Runde, gingen wieder. Es war ergreifend.“

„Die Kirche ist Corona-resistent.“

Er selbst saß die ganze Zeit in der Kirche, schrieb genau auf, wie viele Menschen wann kamen, was sich ereignete, wie die Stimmung war. Diese Notizen hat er als „zeithistorisches Dokument“ dem landeskirchlichen Archiv zur Verfügung gestellt. „Die Pandemie hat gezeigt, dass die Kirche Corona-resistent ist.“ Und sie regte an zu neuen Formaten wie der blauen Stunde, bei der Menschen in der Kirche bei Musik Ruhe fanden.

Pfarrer Udo Polenske geht in den Ruhestand. Er steht in der St.-Georgs-Kirche in Hattingen, in die jährlich viele Besuchende kommen.
Pfarrer Udo Polenske geht in den Ruhestand. Er steht in der St.-Georgs-Kirche in Hattingen, in die jährlich viele Besuchende kommen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Polenske ist einer, der das Positive sieht. Dass sich nach Corona die Gottesdienste wieder stabilisiert haben, zeigt ihm, „dass die Kirche lebt. Der Ruf ist schlechter als die Lage“.

Erlebnis machte sprachlos

Bei aller ihm eigenen Eloquenz: Was Polenske in der Osternacht erlebte, machte ihn sprachlos: „Seit 18 Jahren bekomme ich im Gottesdienst in St. Peter und Paul eine Osterkerze für unsere Gemeinde geschenkt. Bei den Fürbitten wurde für mich, weil ich in den Ruhestand gehe, gebetet. Ich wusste nicht, wie mir geschah.“

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Sein Kollege Frank Bottenberg hat ihm einige Seiten im neuen Gemeindebrief gewidmet. Dort finden sich persönliche, treffende Beobachtungen: „Dreist geparkter Pkw mit Kennzeichen EN UP vor Kirche, Gemeinde-Haus oder sonstwo in der Altstadt. Weil du, da kein anderer erreichbar war, mal wieder eben gerufen wurdest und sofort losgefahren bist. Eine deiner Stärken: Spontanfokussierungen!“ Oder: „Diese etwas zu dick aufgetragenen Komplimente-Feuerwerke und Lobeshymnen, die schon beim Mithören leichte Röte aufkommen lassen, und am Ende steht die Frage im Raum: Wie hat Udo es bloß geschafft, dass dieser Mensch jetzt so engagiert hier mitmacht?“ Udo Polenske ist eben ein Menschenfischer. Der von seiner Amtszeit schwärmt: „Mein Dienst war ein Highlight nach dem anderen.“

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