Hattingen. Ein wertvoller Abendmahlteller galt in Hattingen lange als verschollen. Nun ist er zurück in St. Georg. Wie das kam, wo die Schale war.
Ein wertvoller Abendmahlteller aus dem Jahr 1673 galt in Hattingen lange als verschollen – nun ist er endlich wieder zurück in St. Georg bei dem Kelch und der Kanne, zu denen er gehört. Diese Abendmahlsgeräte seien als Ensemble „eines der wertvollsten, die die westfälische Landeskirche besitzt“, sagt Pfarrer Udo Polenske.
„Wir wussten immer, dass da etwas fehlt. Aber diese Patene war verschollen und dann ist das in Vergessenheit geraten“, erklärt Pfarrer Udo Polenske, der das gute Stück jetzt in Dortmund abholte und nach Hause zum Kirchplatz brachte. Die kleine Patene mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern ist aus Silber. Kelch und Kanne sind aus Silber und Gold. „Die Kanne ist so wertvoll, dass sie bei der Bank liegt und nur zu besonderen Ereignissen wie der Goldkonfirmation geholt wird.“
Wertvoller Abendmahlteller kehrt in die St.-Georg-Kirche Hattingen zurück
Die Patene stammt vom Nürnberger Silberschmied Kerstner. Heinrich Bock, der 1603 in Hattingen geboren wurde und 1673 in Nürnberg starb, hinterließ der Gemeinde St. Georg in Hattingen die drei Abendmahlsgeräte.
Wie die Patene nach Dortmund kam, ist ein Rätsel. „Es gibt den Verdacht, dass Pfarrer Erwin Haag, der bis 1945 in Hattingen war, den Teller einfach mitgenommen hat, möglicherweise, um ihn im Krieg vor Diebstahl und Beschädigung zu schützen. Er war dann später in der Lutherkirche in Dortmund. Warum er ihn nicht zurückgegeben hat, ist unklar“, so Polenske.
Zufällig stieß ein Mitarbeiter des Landeskirchenamtes auf die Schale
Dass die Patene wieder zugeordnet werden konnte, ist Ulrich Althöfer zu verdanken, der beim Landeskirchenamt zuständig ist für Bau, Kunst, Denkmalpflege, Inventarisierung und Beratung zum kirchlichen Kunstgut. „Er stieß bei der Inventarisierung auf den Teller.“ Er erkannte seine Bedeutung und begab sich auf die Suche nach dem Rest der Geräte. Er fand sie bei einem Besuch in Hattingen.
Den Wert der Patene „hat er mit einer vierstelligen Summe beziffert, aber eigentlich ist er natürlich unbezahlbar“, sagt Polenske. Zu sehen ist auf der Rückseite des Tellers der Name des Schenkers, die Jahreszahl 1673 sowie das Nürnberger Stadtwappen. Anders als auf Kelch und Kanne fehlt allerdings der Stempel des Silberschmieds.
In Dortmund war sie als Ringteller in Gebrauch
„Ich freue mich wahnsinnig, dass die Patene wieder da ist“, sagt Udo Polenske. In Dortmund war sie als Ringteller bei Trauungen in Gebrauch. In St. Georg soll sie wieder ihre ursprüngliche Funktion erfüllen und als Hostienschale eingesetzt werden – zusammen mit der deutlich glänzenderen, größeren Patene, die bislang genutzt wird. Die wiedergefundene Patene ist matter, weil sie nicht aufgearbeitet worden ist.
Doch der Teller ist nicht die einzige Neuigkeit, die Udo Polenske bereit hält. In Kürze wird die St.-Georgs-Kirche eine neue Glocke bekommen. „Sie stammt aus der Kapelle des Hauses Bruch, eines Ritterguts, in Hattingen. Sie lag in einem Archiv, wir fanden das schade und haben sie geholt.“
St.-Georg-Kirche bekommt eine neue Glocke
Knappe 30 Kilogramm ist die schlanke Bronzeglocke schwer – und „ich lasse den Schriftzug darauf vergolden, weil das zu St. Georg passt“. Die Leitung hoch in den Turm ist schon gelegt, damit die neue Glocke – bei den vorhandenen war jüngst die Elektronik defekt – elektronisch gesteuert werden kann. Sie soll in einem der Rundbogenfenster im Turm einen Platz finden, die gegenüber dem Gemeindehaus, also auf der Nordseite, liegen. „Sie soll von außen zu sehen sein.“
Erklingen soll sie dann zum Abendmahl und zum Vater-Unser-Gebet, so schwebt es Polenske vor. „Auch diese Glocke ist sehr wertvoll“, erklärt er. Und auch mit ihr werde die Kirche in wenig vollständiger. Denn: „Die St.-Georgs-Kirche hat früher eine fünfte Glocke nach außen gehabt, die verschollen ist.“