Hattingen. Die Kirchenglocken-Automatik in der Kirche St. Georg in Hattingen war defekt. Noch vor der Spezialfirma findet ein Ehrenamtlicher den Fehler.

Pfarrer Udo Polenske kann es kaum fassen: Die Automatik der Kirchenglocken in der Kirche St. Georg in Hattingen ist repariert – nicht etwa von einem Fachbetrieb, sondern von einem Ehrenamtlichen.

Erst brach ein Hammer an einer der vier Glocken, der Totenglocke, ab. Dadurch klingt derzeit der Viertelstundenschlag nicht wie gewohnt. Einer von zwei Schlägen kann nicht ertönen. Dann plötzlich funktionierte auch die Automatik für das Geläut nicht mehr. Pfarrer Udo Polenske war ratlos.

Der Retter der St.-Georg-Kirchenglocken-Automatik in Hattingen

Eine Firma holte den defekten Hammer ab, nahm ihn vom Kirchplatz mit nach Norddeutschland. „Sie haben auch alles fotografiert und wollten dann in Ruhe den Fehler in der Automatik suchen“, berichtet Polenske.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Das ist nun nicht mehr notwendig. Denn Diplom-Ingenieur Volker Ulrich (70) hat sich förmlich auf die Lauer gelegt, um den Fehler zu finden. „Er hat beim Zwölf-Uhr-Geläut genau vor dem bronzenen Rad gelegen, das den elektrischen Impuls hoch zu den Motoren der Glocken gibt. Er hat gesehen, dass es den Impuls gab, die Glocken aber nicht läuteten“, erzählt Polenske.

Kontaktplatte war runtergefallen

Eine schlaflose Nacht habe Ulrich dann gehabt – und am Ende glücklicherweise einen Verdacht, der sich bestätigte, als er sich den Glockenmotor ansah. „Ich habe den Motor aufgeschraubt – und da fiel mir eine Kontaktplatte entgegen, die den Motor normalerweise ansteuert. Das Gewinde einer 20-Millimeter-Messingschraube war ausgeschlagen, die die Kontaktplatte hält. Dadurch ist die Kontaktplatte heruntergefallen“, so Volker Ulrich.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Vom Erkennen des Problems bis zu seiner Lösung war es nun nur noch ein kleiner, preiswerter Schritt: „Mit einer Ein-Cent-Schraube konnte ich das Problem lösen“, freut sich Volker Ulrich.

Nun fehlt nur noch der Hammer der Totenglocke

Udo Polenske ist aus dem Häuschen, jubelt dankbar: „Ist das nicht toll?“ Pünktlich erklingt das Geläut jetzt wieder täglich um 9, 12 und 21 Uhr sowie nach dem 17-Uhr-Stundenschlag zum Friedensgebet in der Kirche mit der Roetzel-Orgel. „Das Geläut wird gesteuert von der Uhr, ist halb mechanisch, halb elektrisch“, erklärt Polenske.

Jetzt wartet er nur noch auf die Reparatur des Hammers, der zur Totenglocke gehört – damit die Menschen in Hattingen endlich wieder mit zwei Schlägen über eine Viertelstunde informiert werden.