Hattingen. St. Engelberts Kirche und Gemeindehaus in Hattingen-Niederbonsfeld stehen auf der Internet-Seite des Bistums zum Verkauf. Stimmen, Hintergründe.
Die katholische Kirche St. Mariä Empfängnis in Bredenscheid war die erste, die im Zuge des Pfarrei-Entwicklungs-Prozesses (PEP) in Hattingen verkauft worden ist. Im Sommer 2022 hat die Immobilie samt Gemeindeamt ein Unternehmen für Sanitär, Heizung, Solartechnik erworben. Nun stehen auch die Kirche St. Engelbert und das daneben liegende Gemeindehaus in Niederbonsfeld zum Verkauf. Bürger äußern sich betroffen.
Nutzung als Nachtlokal, Bordell, Spielhalle wird ausgeschlossen
Auf der Internetseite des Bistums Essen ist der zur Stadtpfarrei St. Peter und Paul gehörende Gebäudekomplex im Bereich „Immobilienangebote“ aufgeführt. Dort heißt es: „Die katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Hattingen beabsichtigt, die Liegenschaft St. Engelbert in Hattingen-Niederbonsfeld zu veräußern. Die zum Verkauf stehenden Grundstücke sind mit der Kirche St. Engelbert, dem an die Kirche angebauten ehemaligen Pfarrhaus und einem Gemeindeheim bebaut. Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz. Für die Verkäuferin ist eine Voraussetzung zum Verkauf, dass die Gebäude einer angemessenen Nutzung zugeführt werden.“ Eine Nutzung als Nachtlokal, Bordell, Spielhalle wird ausgeschlossen, ebenso eine durch eine nichtchristliche Religionsgemeinschaft.
Pfarrei-Entwicklungs-Prozess
Im Frühjahr 2015 leitete das Bistum Essen den Pfarrei-Entwicklungs-Prozess (PEP) in die Wege.
Angesichts sinkender Mitgliederzahlen im Gebiet des Ruhrbistums sowie rückläufiger Kirchensteuereinnahmen waren dabei alle Pfarreien und Institutionen im Bistum verpflichtet, bis spätestens zum Jahr 2017 Vorschläge für die lokale Kirchenentwicklung bis zum Jahre 2030 zu unterbreiten.
Hattingens Stadtpfarrei St. Peter und Paul, so hatte es die Gemeinde bereits 2014 hochgerechnet, würde ohne die Notbremse zu ziehen, im Jahr 2030 auf mehr als drei Millionen Euro Schulden kommen.
Richard Kreutzer, langjähriger Vorsitzender des Fördervereins St. Engelbert, ist enttäuscht, dass die Gläubigen in Niederbonsfeld nicht informiert worden sind darüber, dass das Ruhrbistum für den gesamten Komplex von St. Engelbert nun Käufer sucht.
Jahrelang für den Erhalt insbesondere des Gemeindehauses gekämpft
Jahrelang habe er mit dem Förderverein für den Erhalt insbesondere des Gemeindehauses gekämpft – weil man, wie Kreutzer einmal sagte, den Menschen rund um St. Engelbert „auch in Zukunft ein lebendiges und Gemeinschaft förderndes Gemeindeleben für alle Generationen im Ortsteil ermöglichen will“.
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Auch Georg Werwer, Kreutzers Nachfolger beim Förderverein, kritisiert, dass dieser Verkauf „nun so stickum“ passieren solle. Er habe ja nur über Dritte davon erfahren, dass die Liegenschaft St. Engelbert nun auf der Internetseite des Ruhrbistums zum Verkauf angeboten wird.
Zwar sei klar gewesen, „dass es im Zuge des Pfarrei-Entwicklungs-Prozesses irgendwann so kommen wird, dass wir uns am Kirchort von einem Gebäude werden trennen müssen“. Aber er und viele andere hätten gehofft, dass ihnen zumindest das Gemeindehaus bleibt.
Jährlich einen vierstelligen Betrag bringt Förderverein für Erhalt des Gemeindehauses auf
Jährlich einen mittleren vierstelligen Betrag bringt der Förderverein für dessen Erhalt auf – seit 2008, seit ihm keine Gelder mehr aus dem Kirchenhaushalt zufließen. Auch wenn die Einnahmen während Corona gelitten hätten, reichten allein die Rücklagen für weitere fünf bis zehn Jahre, sagt Georg Werwer. Die Pfadfinder vom Stamm Isenburg hätten im Gemeindehaus eine Heimat, es fänden dort regelmäßig Kaffeetrinken, Gemeindetreffen, Feiern statt.
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„Wir würden das Gemeindehaus hier gern erhalten wissen“, so Georg Werwer. Zumal das kirchliche Leben im Ortsteil ja bereits auf Sparflamme laufe, in Niederbonsfeld gerade noch je einmal im Monat eine Heilige Messe und ein Wortgottesdienst stattfänden.
Pfarrer: Im Verkaufsprozess für St. Engelbert „noch ganz am Anfang“
Andreas Lamm, Pfarrer von St. Peter und Paul, betont unterdessen, man stehe im Verkaufsprozess für St. Engelbert „noch ganz am Anfang“. Durch die Einstellung auf die Bistumsseite wolle man auch „erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, wie groß das Interesse an diesen Gebäuden in einem abgelegenen Gebiet überhaupt ist“. Auf der Internetseite der Stadtpfarrei steht dabei, dass „die Immobilien, für die nach den PEP-Plänen an diesem Kirchort eine neue Nutzung vorgesehen ist, auf einer entsprechenden Plattform des Bistums Essen präsentiert werden“. Lamm sagt, dieses Prozedere habe man der Gemeinde bereits Ende 2020 kommuniziert, diese nun über die Einstellung ins Internet indes nicht mehr in Kenntnis gesetzt.
Sobald es erste Interessenten und Ideen für St. Engelberts künftige Nutzung gebe, so der Pfarrer, werde die Gemeinde aber informiert. Und: Sie solle in die Entscheidungen mit einbezogen werden.