Hattingen. St. Peter und Paul muss sparen: Seelsorgerische Angebote und Immobilien stehen zur Debatte. Ideen der Basis sollen berücksichtigt werden.
Verwalten wir in der Zukunft den Notstand oder gestalten wir heute das Morgen? In dieser Frage haben sich die Leitungsgremien der Kirchengemeinde St. Peter und Paul – Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat, Seelsorgeteam – eindeutig positioniert. Und in den vergangenen Monaten einen Prozess angestoßen, an dessen Ende eine umfassende Umgestaltung der Stadtpfarrei stehen wird. Weil diese sparen muss. Und weil die Pfarrer in den nächsten Jahren weniger werden.
Viel Neues sei seit Gründung der Großpfarrei im Jahre 2007 entstanden, „unsere Pfarrei ist an vielen Stellen zusammengewachsen“, betont Mirco Quint, stellvertretender Pfarrer der Hattinger Großpfarrei. Allein: Es gibt auch unerfreuliche Entwicklungen. Einen deutlichen Rückgang der Gemeindemitglieder von 18 300 vor sieben Jahren auf aktuell noch 17 800 Gläubige etwa. Und im Jahr 2014, so Stadtpfarrer Winfried Langendonk, werde die Großpfarrei allein durch Austritte weitere 150 Gläubige verlieren.
Alles ist nicht mehr leistbar
Der Mitgliederschwund hat dabei nicht zuletzt auch spürbare finanzielle Auswirkungen auf die Kirchengemeinde. So werden die laufenden Haushaltskosten von jährlich 500 000 Euro bereits jetzt nicht mehr durch die – an die Gläubigen-Größe gekoppelten – Schlüsselzuweisungen des Ruhrbistums gedeckt. „15- bis 20 000 Euro im Jahr steuern wir aus unserer Rücklage hinzu“, so Dr. Markus Oles, stv. Kirchenvorstandsvorsitzender. Und ab dem Jahr 2016 gebe es noch weniger Geld vom Bistum.
Dass die Kirchengemeinde unter ihren 25 Immobilien viele hat, die zum Teil stark sanierungsbedürftig sind (Kosten: rund 2,5 Millionen Euro); dass die Anzahl der Gottesdienstbesucher deutlich weniger geworden ist; und dass die Pfarrei statt wie derzeit mit fünf Priestern im aktiven Dienst aufgrund von Alter und Nachwuchsmangel langfristig wohl mit zweien wird auskommen müssen, seien weitere Aspekte, die eine Neugestaltung der Großpfarrei erforderlich machten.
Einen Standort gänzlich aufzugegeben, daran sei bislang nicht gedacht, betonen Langendonk, Quint und Oles unisono. Aber dort, wo Gemeindehaus und Kirche eng beieinander liegen, auf ein Gebäude zu verzichten, sei denkbar – ebenso eine Reduzierung der Eucharistiefeiern. Auch die verstärkte Ausbildung Ehrenamtlicher zu Gottesdiensthelfern, der Ausbau einer Kirche zum medialen Gotteshaus, von dem aus Messen in die Altenheime übertragen werden könnten anstatt dass dort eigens ein Pfarrer vorbeischaut, seien erste Ideen der Leitungsgremien. Man wolle aber nichts von oben bestimmen. Vielmehr soll das Konzept, das im Frühjahr 2015 verabschiedet und binnen drei bis fünf Jahren umgesetzt werden soll, „im Dialog mit den Menschen vor Ort“ entwickelt werden.
Die Kirchengemeinde wolle christliche Angebote in dieser Stadt weiter möglich machen, betont Oles. „Aber klar ist auch: Alles ist künftig nicht mehr leistbar.“