Hattingen. . St. Engelbert wurde einst als Notkirche gebaut. Dass sie 116 Jahre später immer noch stehen würde, dachte damals niemand. Die Einrichtung für das Gotteshaus sparte sich die Gemeinde zusammen.
„Das ist unser Dömchen an der Deile“, sagt Karlheinz Quade über die Kirche, die er vor 46 Jahren selbst mit umgestaltete. Er weiß: Das Gotteshaus ist etwas ganz Besonderes. „Das habe ich hier in der Gegend noch nirgendwo anders gesehen.“ 116 Jahre alt wird St. Engelbert, dabei war eigentlich nie geplant, dass die Kirche am Kressenberg so lange stehen würde.
Als Notkirche wurde das Gotteshaus 1900 gebaut, nachdem bereits ein Jahr zuvor eine Missionsstation in Niederbonsfeld eingerichtet worden war. Zunächst wurde in einem Haus an der Kohlenstraße Gottesdienst gefeiert, während der Vikar auf Betteltour ging. Mit Erfolg: Für 40 076,94 Mark konnte die Kirche gebaut werden.
„Besonders ist, dass das Pfarrhaus und die Kirche eins sind“, sagt Karlheinz Quade. Ein Dachreiter auf dem Pfarrhaus beherbergte zunächst auch die Kirchenglocke. „Aber er drohte zusammenzubrechen“, weiß Architekt Quade, denn die Schwingungen waren statisch wohl nicht berücksichtigt worden. So kam die Notkirche 1909 auch zu einem eigenen Kirchturm.
Klamottenmauerwerk
Weil aber das Geld knapp war, wurde an St. Engelbert – so gut es eben ging – gespart. Das Baugrundstück, zweieinhalb Morgen Land, schenkte Landwirt Heinrich Kolkmann der Gemeinde. Der Bau selbst wurde aus nur notdürftigst bearbeiteten Ruhrsandsteinen errichtet – das nannte man „Klamottenmauerwerk“. Den Putz sparte man sich gleich ganz. Außerdem erhielt die Kirche zum Beispiel keine aufwändige Kuppel, sondern wurde als Scheunenkirche gebaut. Blickt man nach oben, sieht man das frei liegende Balkenwerk. Heimelig und geborgen fühlen sich die Gemeindemitglieder noch heute darunter. „Die Frage ist, ob das Gebälk ewig hält, denn es ist keine Eiche“, gibt Quade zu bedenken. Stattdessen seien die günstigeren Arten Fichte und Tanne verbaut worden.
Der Sparzwang ließ die Niederbondsfelder auch weiter erfindungsreich werden. Vieles, das zur Ausstattung einer Kirche gehört, erwarb die Gemeinde gebraucht oder bekam es gar geschenkt. 1000 Mark spendete ein Unternehmer für die Anschaffung eines Altars, für 200 Mark gab es eine Kommunionbank. Die erste Orgel war vorher in der Langenberger Kirche gespielt worden. Und einige Monate hatten die Gemeindemitglieder in ihrer Kirche stehen müssen. Erst im Laufe eines Jahres wurden Kirchenbänke angeschafft.
Zu allem Überfluss wurde in Kirche und Pfarrhaus in den 1920er Jahren auch noch zweimal eingebrochen. Die Diebe ließen Teppiche, Läufer und Kerzen mitgehen. Beim zweiten Mal standen gleich fünf Einbrecher vor der Schlafzimmertür des Vikars. Mit mehreren Warnschüssen konnte er die Übeltäter aber vertreiben.