Hattingen. Zu fit für die Werkstatt, nicht selbstständig genug für den ersten Arbeitsmarkt: Lebenshilfe Hattingen begleitet Menschen mit Down-Syndrom.

Gruppen für Menschen mit einer geistigen Einschränkung bietet die Lebenshilfe Hattingen. „Dort treffen sich auch viele Menschen mit Down-Syndrom“, berichtet Jasmin Soika vom Familienunterstützenden Dienst (FUD) der Lebenshilfe Hattingen.

Sie weiß: „Down-Syndrom ist nicht gleich Down-Syndrom. Es gibt sehr fitte Menschen mit Down-Syndrom und solche, die viel mehr Unterstützung brauchen.“ Ein Problem sei bei der Berufswahl der Fitteren, dass „sie sich im Graubereich bewegen. Sie sind in Werkstätten im Grunde unterfordert und langweilen sich, aber in der freien Marktwirtschaft finden sie in den Betrieben oft nichts, weil sie eben doch etwas mehr Anleitung benötigen.“

Lebenshilfe Hattingen betreut Menschen mit Down-Syndrom

Die Inklusion, sagt Jasmin Soika, sei in Deutschland immer noch schwierig. Denn gerade bei Alltagstätigkeiten, beispielsweise als Helfende in Küchen oder Cafés, könnten Menschen mit Down-Syndrom gut arbeiten.

Schwieriger sei es, wenn beispielsweise der Wunsch bestünde, im Kindergarten zu arbeiten, wie ihn eine junge Frau hegt. „Das sind Bereiche, in denen oft schnell eigene Entscheidungen getroffen werden müssen.“ Das völlig eigenständige Arbeiten falle Menschen mit Down-Syndrom häufig schwer. Besser seien klar vorgegebene Aufgaben.

Auf dem ersten Arbeitsmarkt haben es Menschen mit Down-Syndrom schwer

Doch der Arbeitsmarkt sei weit entfernt von einer Inklusion dieser Arbeitskräfte. „Das ist in den Niederlanden ganz anders. Dort war man immer schon viel weiter – auch was Therapien und Lernmethoden betrifft. Gesellschaft und Arbeitsmarkt sind da offener.“ Da herrsche oft die Devise: „Komm’ mal dazu und wir schauen mal.“

Groß sei der Frust oft für Eltern von Kindern mit Down-Syndrom, weil sie viel Ablehnung erfahren würden. „Das fängt damit an, dass eine Mutter-Kind-Kur abgelehnt wird mit der Begründung, man könne die Betreuung nicht sicherstellen“, sagt Jasmin Soika. Dabei sei in dem Fall, den sie vor Augen hat, das Mädchen ganz unkompliziert. „Manchmal sind sie sogar besser erzogen und höflicher als Gleichaltrige ohne Einschränkung.“

Eltern geraten oft an Grenzen

Eltern würden oft an Hürden verzweifeln. „Wir motivieren die Eltern, weiter dran zu bleiben. Aber für sie ist es nicht einfach. So schön, wie Inklusion dargestellt wird, ist sie leider noch nicht.“ Und das gilt für den Kindergarten, die Schule und den Arbeitsmarkt gleichermaßen. Doch es gibt auch Betriebe, die sich bemühen – wie das Haus Kemnade. Dort macht eine junge Frau mit Down-Syndrom ein Praktikum.

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15 Kinder- und Jugendliche betreut der FUD der Lebenshilfe Hattingen in der Stadt. Bezahlt wird das über die Krankenkassen, denn es gibt Entlastungsleistungen und auch einen Anspruch auf Verhinderungspflege.

Gruppenangebote und Einzelbetreuung

Die Gruppenangebote sind gut angenommen von den Menschen mit geistiger Behinderung unterschiedlichster Art. Es gibt Angebote für verschiedene Altersgruppen. „Einige – wie Bjarne – sind seit Jahren bei uns. Es haben sich Freundschaften entwickelt, wir machen Ausflüge, auch in die Disco.“ Auch Urlaubsfahrten organisiert der FUD. „Wir bieten drei Freizeiten in den diversen Altersgruppen.“ Neben den Gruppenangeboten gibt es auch Einzelbetreuungsmöglichkeiten.

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