Hattingen/ Bochum. Bochumerin Sophia Blanke ist Praktikantin im Haus Kemnade in Hattingen. Ab Montag ist sie mit Starkoch Tim Mälzer bei Vox zu sehen.
Die Tische im Haus Kemnade in Hattingen sind sorgfältig eingedeckt. Eifrig dabei geholfen hat Sophia Blanke (19). Die junge Frau aus Bochum mit Trisomie 21 (Down-Syndrom) ist Praktikantin in dem Betrieb von Heinz Bruns – und ab Montag im Fernsehen zu sehen.
Praktikantin mit Down-Syndrom aus dem Restaurant Haus Kemnade kommt ins TV
Sophia Blanke – schick gekleidet mit schwarzer Hose und weißer Bluse – strahlt. „Das macht sie eigentlich immer“, sagt Bruns. „Ich bin im Moment im Service, aber in die Küche möchte ich auch gerne“, sagt die junge Frau, die ab Montag in „Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer“ auf Vox zeigt, was sie kann. Darüber hat sie Heinz Bruns auch kennengelernt.
„Die Produktionsfirma rief im Frühjahr bei der Dehoga Westfalen an, wo ich Vizepräsident bin, und fragte nach einem Praktikumsplatz für einen Menschen mit Down-Syndrom, der bei der Sendung dabei ist.“ Der Gastronom war neugierig. Aber: „Vorher wollte ich wissen, was auf mich zukommt“, erklärt Bruns, der eine Cousine mit Down-Syndrom hat.
Vatertag war es, als er sich ins Auto setzte und nach Kirchzarten in den Schwarzwald fuhr, hin zu dem Inklusionsbetrieb, in dem gedreht wurde. Mittags kam er an, wurde gleich verkabelt, ins Restaurant gesetzt, interviewt und von Sophia bedient, wechselte erste Worte mit ihr. „Es war der letzte Drehtag. Alles war hochemotional. Nach Drehschluss bekamen alle Praktikumszeugnisse, eine Teilnehmerin begann zu singen ,We are the champions’, später weinten alle. Ich war total geflasht.“ Er zeigt das Foto von damals auf seinem Handy.
An drei Tagen in der Woche arbeitet Sophia Blanke im Service mit
Wieder daheim nahm er Kontakt zu Sophia Blankes Eltern auf, mit dem Träger. Nach einigem Hin- und Her begann die junge Frau ihr Praktikum am 1. Oktober im Haus Kemnade. „Ich komme immer mittwochs, donnerstags und freitags.“ Noch bringt ihre Mutter sie. Ziel sei es, so Bruns, dass sie irgendwann alleine mit dem Bus fahre.
Doku-Serie auf Vox läuft ab Montag
Der Fernsehsender Vox zeigt ab Montag, 24. Oktober, dreimal montags um je 20.15 Uhr die Dokuserie „Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer“.
Das Besondere am Restaurantprojekt: 13 Menschen mit Down-Syndrom sollen in nur drei Monaten lernen, im eigenen Restaurant möglichst selbstständig in den Bereichen Service und Küche zu arbeiten – eine Aufgabe laut Vox, die zeigen kann, wozu die Teilnehmenden mit der notwendigen Unterstützung fähig sind und was es braucht, um sie fit für den Arbeitsmarkt zu machen.
Starkoch Tim Mälzer: „In der Gastronomie ist Platz für jedes Talent und jeden Charakter. Wir versuchen hier etwas auf die Beine zu stellen, was es so noch nie gegeben hat und hoffentlich über die Sendung hinaus eine Wirkung auf den Arbeitsmarkt und den Umgang mit Menschen mit Behinderung haben wird.“ Mit dabei: Schauspieler André Dietz, der selbst eine Tochter mit Einschränkung hat.
In der Mittagsschicht arbeitet sie. „Abends ist der Stress oft größer, da ist das eine zu große Belastung für sie.“ Und es bliebe auch nicht genug Zeit für Erklärungen. Denn noch sei das selbstständige Arbeiten schwierig, aber Sophia Blanke macht das durch ihre freundliche Art wett. „Sie schließt alle in ihr Herz. Sie ist ein Sonnenschein.“ Sie sagt über: „Hier sind alle gut.“ Und strahlt. Bruns lobt: „Wir haben in der Ausbildung häufiger junge Menschen, die sich nichts sagen lassen. Da ist Sophia anders.“
Basketballerin aus den USA arbeitet auch im Team mit
Das Servietten-Falten, erklärt sie, müsse sie noch etwas üben, sagt Sophia Blanke, die selbst gerne vegetarisch isst und noch zwei Geschwister hat. Aber sie ist fest entschlossen, es zu lernen. Bunt ist Bruns’ sein Team ohnehin: Sarah Olson aus den USA spielt bei den VfL Viactiv-AstroLadies Bochum Basketball. Noch spricht sie nur Englisch. „Sie lernt hier Deutsch, ich verbessere wieder mein Englisch. Für Gäste ist das kein Problem.“ Sarah macht sich gut im Service, kann Sport und Arbeit verbinden.
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Für den Gastronomen ein Glücksgriff. Länger schon sucht er nach Auszubildenden im Servicebereich. Vergeblich. Auch Alina aus der Ukraine arbeitet im Service. „Alle im Team unterstützen sich gegenseitig.“ Aus Bulgarien, Somalia, Syrien stammen weitere Mitarbeitende. „Die Gastronomie ist für internationale Teams ideal.“
Positive Reaktionen
Positiv sind die Reaktionen in den sozialen Medien auf Praktikantin Sophia, die in ihrer Freizeit Kampfsport betreibt, Tennis und Klavier spielt. Wie lange sie im Haus Kemnade ihr Praktikum macht? „Sie kann so lange bleiben, wie sie will“, sagt ihr Chef. Und Sophia Blanke strahlt.
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