Sprockhövel. Zehn Schilder werden an den Ortseingängen in Sprockhövel aufgestellt. Sie sollen die Stadt und die Einwohner als tolerant und weltoffen ausweisen.

In der letzten Ratssitzung vor der Kommunalwahl, als die Ratsfraktionen spürbar in Wahlkampfstimmung waren und Einigkeit in Sachfragen eher schwierig zu erzielen war, war Verständigung über die gemeinsame Abwehrhaltung gegen Rassismus in Sprockhövel dann doch möglich. Einstimmig wurde beschlossen: „Sprockhövel hat keinen Platz für Rassismus“, und auf zehn Ortseingangsschildern wird diese Botschaft nun den Ankommenden als Bekenntnis mit auf den Weg gegeben.

Straßen NRW hat Aktion genehmigt

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Ein Einsatz für die Mitarbeiter des Bauhofes: Am Laufe des Dienstags fuhren Peter Will und seine Kollegen Max Heiermann und Christian Wilkes zu insgesamt zehn Stellen an den Grenzen zu Nachbarstädten, um den Ratsbeschluss umzusetzen. Nun kann niemand, auch nicht eine Kommune, ohne weiteres eigene Schilder an Wegen aufstellen, die in der Verantwortung des Straßenbaulastträgers Straßen NRW stehen. „Es ist nicht erlaubt, die Schilder gegen Rassismus unmittelbar am Ortseingangsschild anzubringen“, sagte Ulrich Höhmann, Fachbereichsleiter Tiefbau/Bauhof. Aber die Stadt habe eine Genehmigung erhalten, die Schilder gesondert in der Nähe dieser Hinweistafeln aufzustellen.

Zufriedenheit bei Bürgermeister Winkelmann

Bürgermeister Ulli Winkelmann freute sich über diesen Termin. Für das Stadtoberhaupt beginnt nun der letzte Monat seiner Amtszeit, „da ist es eine schöne Aufgabe, nach dem einstimmigen Votum des Stadtrates ein deutliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen.“ Es sei befriedigend gewesen, dass sich die 41 Ratsmitglieder ohne jegliche Diskussion einige gewesen seien. Mit dem Antrag wollen die Parteien verdeutlichen, dass Extremismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und darüber hinaus jegliche gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit die Würde des Menschen und damit die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik in ihren Grundfesten berührt, „das wollen wir nicht zulassen“, so der Bürgermeister.

Initiative aus dem Café Miteinander

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Die Initiative für das Zeichen gegen Rassismus in Sprockhövel entstammt dem Café Miteinander, das in kombinierter Trägerschaft von evangelischer Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel und der Flüchtlingshilfe Sprockhövel im Gemeindehaus am Perthesring betrieben wird. „Die dort aktive Gruppe hat sich gefragt, warum unsere Stadt noch nicht wie doch so viele andere Kommunen in Deutschland ein Bekenntnis gegen Fremdenfeindlichkeit und Extremismus abgelegt hat“, berichtet Miriam Venn, ehrenamtliche Koordinatorin der Flüchtlingshilfe.

Rassismus breitet sich weltweit aus

Miriam Venn behauptet nicht, dass der Hintergrund und die Motivation für eine solche Aktion bemerkenswerte fremdenfeindliche Übergriffe in Sprockhövel gewesen wären. „Aber wenn wir uns umschauen, so müssen wir doch feststellen, dass Rassismus etwa in den USA, aber auch in Deutschland wieder auf dem Vormarsch ist“, sagt sie. Daher sei ein Zeichen wie das der Ortseingangsschilder von großer Bedeutung. „Ich bin froh, dass es jetzt nicht allein Flüchtlingshilfe und Kirchengemeinde sind, die sich an die Spitze einer solchen Initiative setzen, sondern dass es die Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerschaft sind, die das einstimmig vorantreiben.“ Jetzt müssen jedoch konkrete Handlungen folgen, so Venn.

KOMMENTAR

Symbolische Akte haben ihren Wert. Sie müssen jedoch mit Inhalt gefüllt werden, sonst werden sie das, was oft abfällig Symbolpolitik genannt wird und was ungefähr so wertvoll ist wie ein buntes Zertifikat für die Schrauberwerkstatt oder eine Urkunde der Bundesjugendspiele.

In Sprockhövel gibt es bereits Initiativen, die glaubwürdig Einsatz zeigen gegen Rassismus – die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule gehört etwa mit ihrem Engagement dazu. Die umtriebige Flüchtlingshilfe-Koordinatorin Miriam Venn hat das im Blick, wenn sie von konkreten Handlungen spricht: Demnächst, so kündigt sie an, will die Flüchtlingshilfe zusammen mit anderen Einrichtungen eine noch nicht bekannte Initiative starten.