Hattingen. Feuerwehr und Rettungsdienste in Hattingen sehen sich verstärkt Übergriffen ausgesetzt. Jetzt gibt es dazu einen QR-Code. Was der leisten soll.
Die Übergriffe auf Rettungskräfte in der Silvesternacht beschäftigen Feuerwehr und Sanitäter in Hattingen auch weiterhin. Was sich in Berlin und anderswo ereignet hat, macht die heimischen Einsatzkräfte fassungslos und zugleich kommen ihnen manche Szenen in den Sinn, die ihnen selbst mächtig zugesetzt haben. Nun wollen sie die Pöbeleien und Anfeindungen erfassen und auflisten.
Bürger verweigern sich freundlicher Bitte von Einsatzkräften
„Wenn unsere Leute draußen sind, wollen sie Menschen helfen, Leben retten“, sagt Hattingens Feuerwehrchef Tomas Stanke. „Da kann und darf es nicht sein, dass man sie beschimpft, beleidigt oder schlichtweg Anweisungen nicht befolgt“. Das komme nämlich immer wieder vor, erklärt der Oberbrandrat. Ob bei einem Unfall oder einem Brand: Schaulustige stehen in direkter Nähe, behindern die Arbeit der Rettungskräfte. Wenn dann ein Verantwortlicher darum bittet, doch Platz zu machen, „verweigern sich manche Menschen einer solchen höflichen Aufforderung und meckern auch noch rum“, sagt Stanke.
Insgesamt rund 300 Einsatzkräfte
Für die hauptamtliche Wehr in Hattingen sind rund 70 Feuerwehrleute und etwa 30 Rettungssanitäter tätig.
Rund 200 Frauen und Männer engagieren sich für die freiwillige Feuerwehr. Damit gibt es in Hattingen rund 300 Einsatzkräfte insgesamt.
Der Anteil von Frauen liegt je nach Bereich im ein- oder niedrigen zweistelligen Bereich. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Feuerwehr Tomas Stanke.
In den vergangenen Jahren haben Feuerwehr und Rettungsdienste den Eindruck gewonnen, dass solche Fälle zunehmen. „Wir erleben doch auch im Alltag eine „Verrohung der Gesellschaft“. Die Leute gehen nach Stankes Worten doch schon wegen Kleinigkeiten aufeinander los.
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Um sich nun ein konkretes Bild von der Situation in Hattingen machen zu können, will die Feuerwehr folgenden Weg gehen: Sie hat einen QR-Code entwickeln lassen, mit dem sich Übergriffe aller Art, ob rein verbal oder körperlich, dokumentieren lassen. „Damit haben die Kolleginnen und Kollegen an Ort und Stelle die Gelegenheit, den Eintrag vorzunehmen“, hebt der Feuerwehrchef hervor. Die Erfahrung zeige nämlich, dass die seine Leute nach einem Einsatz nur noch froh sind, alles überstanden zu haben. Sich dann auch noch mit Formalia zu befassen, wolle dann kaum noch jemand. Dafür habe er, Stanke, auch durchaus Verständnis.
Feuerwehr will Daten am Jahresende auswerten und über Konsequenzen sprechen
Direkt vor Ort Notizen einzutragen, gehe mit Sicherheit nicht zu Lasten eines Einsatzes, hebt der 55-Jährige hervor. Feuerwehrleute und Sanitäter achten natürlich nach seinen Worten darauf, dass sie auch entsprechend Zeit haben und es auch in dem Moment zum Einsatzgeschehen passt.
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Damit ein solcher Eintrag auch recht schnell erfolgen kann, beschränkt sich die Liste auf die wesentlichen Fragen. Einsatzkräfte können die Schwere des Eingriffs einer von drei Kategorien (leicht, Bagatelle bis schwer) zuordnen. Um welche Art des Angriffs es sich überhaupt handelt, sollen die Helfer beantworten. War es eher eine bedrohliche Situation oder gab es doch einen verbalen oder gar tätlichen Angriff? Inwieweit eine Sachbeschädigung vorliegt, sollen die Rettungskräfte angeben.
Ihnen bleibt vorbehalten, den Vorfall mit ein Worten oder Sätzen zu schildern, das ist aber nicht verpflichtend. Es bleibe auch den Helfern überlassen, ob sie ihren Namen angeben oder anonym bleiben wollen, sagt Stanke. Frei gestellt bleibe auch anzukreuzen, inwieweit Vorgesetzte informiert werden sollen.
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Der ganze Aufbau des Fragerasters mache deutlich, worauf es wirklich ankomme: „Wir möchten uns einen Überblick verschaffen, was Feuerwehrleute und Sanitäter an Übergriffen erleben“. Im Laufe des Jahres wolle man alle Angaben sammeln und zum Jahresende die Daten auswerten. Wie das Ergebnis am Ende aussieht, dazu lasse sich nur schwerlich eine Prognose abgeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass wohl doch recht viele Einträge vorliegen, sei allerdings recht hoch. In einem weiteren Schritt werde man sicherlich über notwendige Konsequenzen unterhalten, sagt Stanke.