Hattingen. 200 Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr Hattingen proben den Ernstfall und retten Leben. Nicht nur marode Gerätehäuser bereiten Probleme.

Rauch steigt aus dem Fenster eines Einfamilienhauses. Unter schwerem Atemschutz kämpfen sich die Feuerwehrleute ins Gebäude vor. Schnell ist der erste Brandherd gefunden, aber es gilt auch noch die vermissten Personen zu finden. Daher geht ein Team zur Menschenrettung vor, während ein weiterer Trupp das Feuer kontrolliert. Das richtige Vorgehen zum Schutz der eigenen Sicherheit ist bei der Realbrandausbildung elementar.

40 Retterinnen und Retter der Freiwilligen Feuerwehr Hattingen haben das jetzt einmal mehr sehr wirklichkeitsnah geübt – bei einem Ausbildungstag in Weeze. Auf dem ehemaligen Stützpunkt der Royal Airforce stehen ganze Straßenzüge, Fahrzeuge und Sonderbauten zum Üben zur Verfügung. Immer wieder proben die rund 200 ehrenamtlichen Mitglieder der Feuerwehr Hattingen den Ernstfall, damit sie fit sind für die realen Einsätze in ihrer Heimatstadt.

Damit wird das Schutzziel 2 voll erreicht

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Dort diskutieren Rat und Verwaltung gerade über den Brandschutzbedarfsplan für die nächsten fünf Jahre. Der Feuerwehrchef sieht die Wehr gut aufgestellt. „Die Bürgerinnen und Bürger können sich sicher fühlen“, sagt Tomas Stanke. „Die Freiwillige Feuerwehr trägt verlässlich ihren Teil dazu bei, dass 13 Minuten nach dere Alarmierung 16 Rettungskräfte am Brandort sind. Damit wird das Schutzziel 2 voll erreicht.“

Die Temperaturen verlangen sowohl den Einsatzkräften alsauch dem Material einiges ab. Die Belastungsgrenzen sind spürbar.
Die Temperaturen verlangen sowohl den Einsatzkräften alsauch dem Material einiges ab. Die Belastungsgrenzen sind spürbar. © Feuerwehr Hattingen | Jens Herkströter

Was die Feuerwehr nicht schafft, ist das Schutzziel 1. Danach sollen nach acht Minuten zehn Retter vor Ort sein. 2015 hatte die Feuerwehr ihr Einsatzkonzept umgestellt. Bis dahin galt: Nach einer Alarmierung rücken mindestens zehn hauptamtliche Kräfte der Hauptwache am Wildhagen zum Brandort aus und erreichen ihn innerhalb von acht Minuten.

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So verfährt die Wehr seit sieben Jahren nur noch im Tagesbetrieb. Nachts und an Wochenenden starten vom Wildhagen aus nur noch acht Retterinnen und Retter zum Einsatzort. Drei weitere kommen aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr. Doch dieser Teil des Plans geht nicht auf.

EN-Kreis soll Betrieb eines Rettungswagen übernehmen

Die Wehr setzte darauf, dass die Kolleginnen und Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr nachts und an Wochenenden auf Alarmierungen schneller reagieren können als tagsüber, wenn sie ihre Berufe ausüben. „Doch das hat nicht geklappt – trotz der Anschaffung kleiner und wendiger Fahrzeuge“, sagt der Feuerwehrchef. Nur in 19 Prozent der Alarme sind die ehrenamtlichen Helfer nach acht Minuten da. „Es war ein Versuch, in der Theorie sah das gut aus“, so Stanke. Die Freiwillige Feuerwehr verweist auf ihre maroden Gerätehäuser und Standortprobleme, etwa bei der aktuellen Übergangslösung in Bredenscheid.

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Mittelfristig muss die Feuerwehr also wieder zu ihrer Zehn-Personen-Besetzung der Hauptwache nachts und an Wochenenden zurück. Helfen soll der Landrat, indem der EN-Kreis den Betrieb eines Rettungswagen übernimmt, was Personal freisetzt. Ob das klappt und dann auch reicht, kann Tomas Stanke nicht sagen. „Die Personalsituation ist schwierig. Überstunden sind das eine Problem, der Fachkräftemangel ein anderes.“

Feuerwehrchef Tomas Stanke.
Feuerwehrchef Tomas Stanke. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Bleibt die Unzufriedenheit der Freiwilligen Feuerwehr mit ihrer Raumsituation. Der neue Löschzug Nord ist strategisch bereits aus den Kräften aus Welper, Blankenstein und Holthausen zusammengeführt. Das neue Feuerwehrhaus steht nicht vor 2026. Bis dahin bleiben sie an die alten Gebäude gefesselt – das in Holthausen ist teilweise einsturzgefährdet, das in Welper von Baustellen umzingelt, in Blankenstein passt kein Großfahrzeug mehr hinein.

Übergangslösung wird gesucht

In Holthausen soll jetzt ein Container Abhilfe schaffen. Für den gesamten Löschzug wird nach einer Übergangslösung gesucht – eine Halle vielleicht. Auch in den übrigen Löschzügen herrscht mehr Verdruss als Wohlfühlstimmung. Die Ausnahme: Niederwenigern. Dort konnte das neue Gerätehaus gerade bezogen werden.

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„Die Stimmung ist nicht gut“, sagt einer der Ehrenamtlichen. Dabei wollen sie helfen – und üben dafür nicht nur in Weeze.