Hattingen. Kaum Busse und keine Straßenbahnen: Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst trafen auch Hattingen. Die Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger.
Spürbare Auswirkungen haben die Warnstreiks im öffentlichen Dienst an diesem Dienstag (14.2.) in Hattingen für die Bürgerinnen und Bürger, die sonst mit Bus und Straßenbahn unterwegs sind.
Bogestra-Busse und die Straßenbahn 308 etwa fahren bis Mittwoch, 3 Uhr, gar nicht, Busse im Auftrag der VER nur wenige. Hier gibt es lediglich ein stark eingeschränktes Notfallangebot durch Fremdunternehmen, etwa für den 141-er und den 559-er. Für die meisten Buskunden bedeutet das: Sie müssen sich Alternativen suchen. „Das nervt total“, sagt einer.
„Ich warte nun schon über eine Stunde“
Mojib Ali (21) etwa sagt, er habe erst gegen 8 Uhr am Morgen durch einen Kumpel erfahren, „dass die Busse heute bestreikt werden“. Aus Oberwinzerfeld hat sich der junge Mann aus Afghanistan dann sofort zu Fuß aufgemacht in die Innenstadt – in der Hoffnung, dort noch irgendeine Verbindung zu erwischen, mit der er rechtzeitig zum VHS-Sprachkursus in Bochum kommt. Vergeblich. „Ich warte nun schon über eine Stunde. Der Kursus hat längst angefangen, ich gehe gleich wieder zu Fuß nach Hause zurück.“
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So hat es auch Peter Rau (66) vor, einen schweren Rucksack auf dem Rücken nach seinem Einkauf bei Kaufland. „Etwas hinter dem Evangelischen Krankenhaus“ wohnt er. „Bei schönem Wetter in die Innenstadt zu laufen mit leichtem Gepäck ist ja ganz schön“, sagt er. Aber zurück hätte er gern darauf verzichtet. Doch der 359-er Bogestra, den er normalerweise nimmt, fährt heute nicht.
„Inflation sollte übers Gehalt schon ausgeglichen werden“
Für den von der Gewerkschaft Verdi ausgerufenen Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr hat Peter Rau dabei allerdings Verständnis, ebenso für die Forderungen nach 10,5 Prozent Lohnerhöhung mindestens aber 500 Euro für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst insgesamt: Busfahrer, Erzieher, Sozialarbeiter und andere. „Bei der Inflation“, sagt der Hattinger. „Die sollte übers Gehalt schon ausgeglichen werden.“
Das findet auch Maurice Matschke (21), angehender Erzieher. Er hat für diesen Dienstag eigens mehr Zeit für den Schulweg aus Welper zum Berufskolleg eingeplant. „Die Lehrer haben uns ja noch einmal eigens auf den Warnstreik heute aufmerksam gemacht.“ Dass er nun statt den Bus nehmen zu können, zu Fuß gehen muss, finde er „zwar nicht toll, aber machbar“. Für die Leute, die dagegen auf den öffentlichen Nahverkehr unabdingbar angewiesen seien, „ist dieser Warnstreik total blöd“ sagt er. Immerhin: Die S-Bahn-Linie 3 nach Essen ist nicht von diesem Warnstreik betroffen, auch nicht die Busse der Wuppertaler Stadtwerke.
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Und so manche Berufstätige, die auf andere Verbindungen unbedingt angewiesen sind, haben frühzeitig Vorsorge getroffen – und sich zum Beispiel für den frühen Morgen ein Taxi bestellt, sagt Taxiunternehmer Ramazan Gökyer (46). Und fügt hinzu, dass auch am Taxistand am Reschop Carré Dienstag früh mehr Betrieb als sonst üblich geherrscht habe. Er selbst etwa habe zwischen fünf und neun allein fünf Fahrten absolviert. „Zwei nach Bochum, eine nach Holthausen, eine ins Oberwinzerfeld, eine ins Rauendahl.“ Sonst üblich in dieser Zeit seien zwei Kurzfahrten.
Zwei Schülerinnen des Gymnasiums Waldstraße haben aufs „Mamataxi“ gesetzt
Aufs „Mamataxi“ haben unterdessen am frühen Morgen Julia (14) und Lucia (15) gesetzt, zwei Schülerinnen des Gymnasiums Waldstraße aus Winz-Baak. Vom Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr hätten sie dabei per Mail durch Schulleiterin Anette Christiani am Montag erfahren, sagen sie. Auch dadurch habe „alles gut geklappt“. Aus ihrer Klasse sei aufgrund des ja ebenfalls bestreikten Schulbusverkehrs zumindest „niemand zu spät gekommen zum Unterricht“.