Hattingen. Fundtiere aus Hattingen kommen ab sofort nicht mehr ins Bochumer, sondern ins Wittener Tierheim. Was das für die heimischen Halter zur Folge hat.

Wenn ausgesetzte oder ausgebüxte Tiere in Hattingen gefunden werden, nimmt sie seit Jahresbeginn nicht mehr das Bochumer, sondern das Wittener Tierheim auf. Das ist für die Hattinger Stadtverwaltung billiger. Der Wechsel bringt allerdings keine Veränderungen für diejenigen mit sich, die ihr Tier abgeben wollen. Sie können sich auch weiterhin an beide Einrichtungen wenden.

Für Hattingen wird es jetzt billiger

Die Stadt Hattingen hatte sich für die Station in Witten vor allem aus finanziellen Gründen entschieden. „Die jährliche Pauschale beträgt 13.000 Euro“, sagt Stadtsprecherin Jessica Krystek. Bochum hatte zuletzt mit 37.000 Euro fast das Dreifache gefordert. Der Vorsitzende des zuständigen Trägervereins, Julian Behrmann, bedauert den Schritt, den Hattingen jetzt gegangen ist, betont aber zugleich auf Anfrage, dass die massiv gestiegenen Betriebs- und Personalkosten die Anhebung unumgänglich gemacht hätten. Zudem platze das Heim mittlerweile aus allen Nähten, da nach den Coronajahren immer mehr Menschen ihre Tiere dort abgeben, so der Vorsitzende des zuständigen Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung.

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Doch auch schon in der Vergangenheit war Bochum deutlich teurer als Witten, die Pauschale lag früher bei rund 30.000 Euro jährlich. „Wir haben das Haus nach neuesten Standards gebaut, dadurch sind entsprechende Ausgaben entstanden“. Ohnehin sei es ungleich größer als die Wittener Einrichtung. Während sich an dem einen Standort etwa 20 ausgebildete Tierpflegerinnen und -pfleger um rund 180 Tiere kümmern, sind es an dem anderen vier Mitarbeiter plus freiwillige Helfer für etwa 100 Vierbeiner & Co.

Kirsten Simon, Leiterin des Wittener Tierheims: Der überwiegende Teil der Fundtiere kommt binnen kürzester Zeit wieder zu seinem Halter zurück.
Kirsten Simon, Leiterin des Wittener Tierheims: Der überwiegende Teil der Fundtiere kommt binnen kürzester Zeit wieder zu seinem Halter zurück. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Helfer aus Witten holen Fundtiere rund um die Uhr ab

Halter können Tiere weiterhin in Bochum abgeben

Der Vertrag den Hattingen mit dem Tierheim Witten geschlossen hat, bezieht sich auf Fundtiere. Den heimischen Bürgern bleibt es frei gestellt, welche Einrichtung sie wählen, um ein Tier abzugeben.

Das Bochumer Heim hat auch weiterhin Angebot für Hattingen im Angebot, beispielsweise einen Welpenkurs, der am 30. Januar um 18 Uhr startet, Kontakt: 0234/36927248 oder info@hundeschulebochum.net

Das Tierheim Witten ist zuständig für Witten, Wetter, Herdecke, Sprockhövel, Breckerfeld und Wuppertal.

Die Anzahl der Fundtiere aus Hattingen betrug 2018 insgesamt 36, 2019 waren es 45 und 2020 lag die Zahl bei 22.

Der Vertrag mit Hattingen ist für drei Jahre geschlossen, nach einem Jahr soll ein Check erfolgen, wie es gelaufen ist.

Für Witten spricht aus Hattinger Sicht zudem, dass an allen Tagen der Woche rund um die Uhr Mitglieder des Teams selbst rausfahren, um die Fundtiere abzuholen.

Noch ein weiteres Argument ist Hattingen wichtig: Das Geld für die gesamte Versorgung der Fundtiere bleibe im EN-Kreis, erklärt Krystek. Ob Futter, Medikamente oder die Untersuchung beim Tierarzt: Das Haus in Witten nimmt dazu meist örtliche Angebote in Anspruch.

Bedenken, wonach dem Wittener Heim der Platz fehle, nun auch noch die Tiere aus Hattingen aufzunehmen, widerspricht Leiterin Kirsten Simon sehr deutlich. Die aufgefundenen Hunde und Katzen bleiben nur eine kurze Zeit, betont die Leiterin, da die Halter sie alsbald wieder abholen. Dadurch sei schnell Platz für die nächsten Tiere frei.

Bochumer Heim nimmt weiterhin Tiere von privater Hand aus Hattingen auf

Wenn nun Halter aus Hattingen Hund, Vogel oder Katze von sich aus in einem Tierheim abgeben wollen „steht unser Haus dafür natürlich bereit, solange es die Kapazitäten zulassen“, betont Julian Behrmann vom Trägerverein in Bochum. „Diese Möglichkeit ist auch weiterhin vorhanden“. Es bleibe auch bei dem Namen Tierschutzverein Bochum, Hattingen und Umgebung, da von den 1000 Mitgliedern ein erheblicher Teil in Hattingen wohne und am Vereinsleben mitwirke. Eine gewisse Sorge umtreibt Behrmann aber schon, dass durch die Verträge mit Witten Bürger aus Hattingen sich jetzt neu orientieren. „An dem gesamten Angebot unseres Vereins wird sich aber nichts ändern“, so Behrmann. Der Vorsitzende hofft, dass die Mitglieder dem Verein die Treue halten.

Die Würfel für einen Wechsel sind in Hattingen bereits im Sommer des vorletzten Jahres gefallen. Der Entscheidung war eine scharf geführte öffentliche Debatte vorausgegangen, in der sich die SPD für Bochum stark machte. Die Station sei deutlich besser aufgestellt, betonten die Sozialdemokraten immer wieder. In der Abstimmung unterlagen sie aber einer Mehrheit aus CDU, Grünen und FDP, die die Pluspunkte eindeutig bei Witten sahen.