Hattingen. Ukraine, Energie, Corona, Feuerwehr, Bürgerbüro: Die Erste Beigeordnete in Hattingen blickt auf ein Jahr im Dauerstress zurück. Was sich ändert.
„Das Kriegsgeschehen in der Ukraine überschattet alles, beruflich und privat“, sagt Christine Freynik. „Das löst Ängste aus, das schüttelt man nicht ab.“ Die Erste Beigeordnete der Stadt Hattingen ist auch Rechts- und Ordnungsdezernentin sowie verantwortlich für die Flüchtlinge, die Feuerwehr, das Bürgerbüro, die Parkraumbewirtschaftung. Ein Krisenjahr wie 2022 hat Freynik noch nicht erlebt.
„In der Summe gab es keinen Tag ohne Krisenmodus“, zieht die 59-Jährige Bilanz. Immer noch tagt der von Bürgermeister Dirk Glaser geleitete Krisenstab einmal in der Woche, analysiert die Lage, stimmt sich ab, legt Maßnahmen fest. Christine Freynik wird allerdings das Gefühl nicht los, dass die Krisen stets und überall gegenwärtig sind.
Froh ist Freynik über die Welle der Hilfsbereitschaft
„Man muss das abstufen können“, sagt die Erste Beigeordnete. „Die direkten Folgen des Krieges in der Ukraine stehen oben auf der Liste: Unterbringung der Flüchtlinge, Versorgung der Bevölkerung, Notfallpläne – darum müssen wir uns zuerst kümmern.“
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Froh ist die Stellvertreterin des Bürgermeisters daher über die Welle der Hilfsbereitschaft, die wie bei der Flüchtlingskrise 2015 wieder enorm unterstützt. Knapp 400 Geflüchtete hat die Stadt aktuell in eigenen oder angemieteten Einrichtungen untergebracht. Vielen hat die Verwaltung eine Wohnung vermittelt, viele sind direkt über private Kontakte in Hattingen untergekommen.
Notfallpläne für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger
Dass der Krieg in der Ukraine nun schon fast ein Jahr dauert, kann nach Freyniks Einschätzung aber zum Problem werden. „Wir haben von vielen Privatpersonen gehört, dass sie ihren Wohnraum nur zeitlich begrenzt für Flüchtlinge zur Verfügung stellen können“, sagt die Dezernentin. Auch deswegen führe kein Weg daran vorbei, dass die Turnhalle Talstraße ab Mitte Januar 2023 wieder mit Geflüchteten belegt werden muss. Und auch deswegen würden die beiden jetzt zusätzlich bestellten Wohncontainer sicher dringend benötigt, wenn sie in einigen Monaten denn an der Werksstraße aufgestellt sind.
Notfallpläne für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger gehören aktuell ebenfalls zu Freyniks Tagesgeschäft. Drei Notstromaggregate hat die Stadt bestellt. Das Satellitentelefon zur Kommunikation mit der Kreisverwaltung hat Freynik selbst beim Landrat in Schwelm abgeholt.
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Mit dabei: Feuerwehrchef Tómas Stanke, mit dem die Erste Beigeordnete in diesem Jahr auch öfter als sonst zusammengesessen hat. Da ist das Problem Feuerwehrhaus Nord. Der Bau ist seit Jahren beschlossene Sache, kommt aber nicht voran. Formfehler, Bürgerproteste, zwischenzeitlich andere Prioritäten – aktuell spricht die Bauverwaltung von einer Fertigstellung nicht vor 2026. Ein Generalunternehmen soll’s jetzt richten.
Neu ausrichten muss sich die Feuerwehr nicht nur räumlich, sondern auch einsatzstrategisch. Der zuletzt vollzogene Taktikwechsel mit weniger hauptberuflichen und mehr ehrenamtliche Retterinnen und Rettern nachts und an Wochenende funktioniert nicht. Schutzziel eins wird nicht erreicht. Jetzt muss die Wehr personell und finanziell nachbessern. „Das muss jetzt zügig gemacht werden“, sagt Christine Freynik. „Nicht nur für die Sicherheit der Bürger, sondern auch zum Selbstschutz der Feuerwehrleute.“
Der Ärger im Altstadt-Parkhaus reißt nicht ab
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Was die Winz-Baakerin nicht begreifen kann, ist „die Aufregung über das Bürgerbüro“. Zuletzt hatte die Tatsache, dass die zentrale Anlaufstelle der Verwaltung wegen einer Weiterbildung der Mitarbeiter zwei Tage geschlossen war, für Empörung gesorgt. „Dabei läuft die Arbeit dort gerade gut“, sagt Freynik. „Die Terminvergabe klappt, es gibt keine Warteschlangen.“
Die gibt es dafür immer wieder am Altstadt-Parkhaus. Der Ärger dort reißt nicht ab. Daran hat auch die Vergabe des Betriebs an Saba nichts geändert. „Im Januar wird entschieden, wie es weitergeht“, so die Dezernentin. Möglich sei alles, sogar ein Verkauf, für den man dann natürlich mit der Miteigentümerin Sparkasse reden müsse.
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Was schon feststeht: Bei der Bewältigung der vielen großen und kleinen Krisen bekommt Christine Freynik im nächsten Jahr Unterstützung. Die Stadt richtet eine zusätzliche Stelle für kommunales Krisenmanagement ein. „Die Hilfe können wir gut brauchen“, sagt die Erste Beigeordnete. Denn es gebe noch viele andere Krisenbereiche. „Der Katastrophenschutz ist nur einer davon“, so Freynik. „Die nächste Flut wird kommen.“