Hattingen. Wieder gibt es in Hattingen Proteste gegen Wohnungsbau in Welper, Rewe in Winz-Baak und das Feuerwehrhaus Nord. So geht Politik damit um.

Mit jeweils großen Mehrheiten hat der Stadtentwicklungsausschuss jetzt beschlossen, dass drei heftig umstrittene Bauprojekte weiter verfolgt werden. Die Sozialwohnungen am Friedhofsweg in Welper, die Rewe-Ansiedlung in Winz-Baak und das Feuerwehrhaus Nord an der Blankensteiner Straße werden gebaut. Daran haben erneut heftige Proteste von Bürgerinnen und Bürgern in der Sitzung nichts geändert.

Entschieden hat der Fachausschuss in allen drei Fällen über die in den Bauleitverfahren vorgetragenen Einwände und Anregungen von Behörden und Bürgern. Vier Hattingerinnen und Hattinger meldeten sich dazu in der Sitzung zu Wort.

Emotional wurde es bei der Wortmeldung einer jungen Frau

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Architekt Michael Schindler wirft Rat und Verwaltung vor, den Bürgerwillen zu missachten. Er bezweifelt die Notwendigkeit der Baumaßnahmen an allen Standorten und fordert ein Umdenken in Richtung Klimaschutz. Weil er in der „Fragestunde für Einwohner“ keine Fragen stellte, Rat und Verwaltung wiederholt gezielte Falschinformationen vorwarf und sich nicht an die Redezeit von fünf Minuten hielt, geriet er mit der Ausschussvorsitzenden Melanie Witte-Lonsing (SPD) aneinander. Sie entzog ihm schließlich das Wort.

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Emotional wurde es bei der Wortmeldung einer jungen Frau. „Wann fängt die Stadt Hattingen endlich an, sich ernsthaft um den Klimaschutz zu kümmern“, fragte sie. „Ich möchte noch Kinder bekommen und werde wahrscheinlich 30 Jahre länger leben als Sie hier im Raum. Tun Sie den zukünftigen Generationen das nicht an.“

Zwischen Wuppertaler Straße, Denkmalstraße und Helenenweg soll die neue Rewe-Filiale entstehen.
Zwischen Wuppertaler Straße, Denkmalstraße und Helenenweg soll die neue Rewe-Filiale entstehen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Melanie Witte-Lonsing versicherte, dass sich die Politik die Entscheidung gerade mit Blick auf den Klimaschutz nicht leicht mache. „Es ist immer eine Abwägung“, sagte die Ausschussvorsitzende. „Und die Nahversorgung durch ein Lebensmittelgeschäft, die Sicherheit durch ein Feuerwehrhaus und der soziale Wohnungsbau müssen auch bedacht werden. Wir müssen und werden die Stadt weiterentwickeln.“

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Verschiedene Planungsbüros und die Bauverwaltung selbst haben sich mit den mehrere Hundert Seiten starken Bedenkenlisten von Bürgern und Behörden auseinandergesetzt und trugen ihre Sicht in der Sitzung vor. Auch Investor Stefan Lenk war anwesend. Alle kommen zu der Einschätzung, dass auch die jetzt vorliegenden Bedenken nichts an der Notwendigkeit und der Rechtmäßigkeit der aktuellen Planungen ändern.

Einstimmig für den geplanten Neubau des Feuerwehrhauses Nord

Was dann auch die breite Mehrheit der Politik überzeugt. Nur die Grünen stimmen weiterhin gegen das Wohnungsbauprojekt der Gartenstadt Hüttenau, die auf dem Eckgrundstück Marxstraße/Friedhofsweg 13 Sozialwohnungen errichten will. Den Plänen steht ein markanter Silberahorn im Weg.

Bei ihrem Nein bleiben die Grünen auch mit Blick auf den geplanten Rewe-Neubau in Winz-Baak. Dem schloss sich in der Sitzung auch „Die Partei“ an. Was aber nichts an der breiten Mehrheit von SPD, CDU und FDP für die Ansiedlung ändert.

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Ohne Gegenstimme passierte der geplante Neubau des Feuerwehrhauses Nord den Stadtentwicklungsausschuss. Er soll zwischen der Blankensteiner Straße und der Bergstraße entstehen. Erleichtert nahmen die ehrenamtlichen Retterinnen und Retter des Löschzugs Nord die politische Entscheidung auf der Tribüne zur Kenntnis. Weniger erfreut sind sie über die Mitteilung der Bauverwaltung, dass das Bauprojekt nicht mehr alleine oben auf der kommunalen Prioritätenliste steht. Da haben jetzt erst einmal Container für Flüchtlinge Vorrang.