Hattingen. Die zweite Bürgerbeteiligung zur Feuerwache Nord zeigt, wie umstritten der Standort in Hattingen ist. Diese Naturschützer über scharfe Kritik.
Die Arbeitsgemeinschaft Ökozelle Hattingen fordert Rat und Verwaltung der Stadt auf, den geplanten Standort für die neue Feuerwache Nord in Welper aufzugeben. Wie es in einer Stellungnahme der AG heißt, sei das Auswahlverfahren kritikwürdig, die ökologischen Folgen seien schwerwiegend und nicht auszugleichen. Das Schreiben der Naturschützer ist eine von vielen Eingaben, mit denen sich Bürgerinnen und Bürger an der zweiten öffentlichen Beteiligung zum Bau der Wache beteiligt haben.
Die Ökozelle setzt sich überwiegend aus Nabu-Mitgliedern zusammen und kritisiert, dass die Einschätzungen für den Artenschutz auf nur einer Ortsbegehung basierten, dazu noch in einer ungünstigen Jahreszeit.
Naturschützer sehen keine Ausweichquartiere
Sprecher Thomas Griesohn-Pflieger: „Die Bemühungen des Planungsträgers, die dortige Fauna und Flora zu erfassen, sind mehr als mangelhaft.“ Der Hinweis darauf, dass die hier wohnenden Tiere anderswo unterkommen können, sei „an Naivität nicht zu überbieten“. In einer Welt schwindender Lebensräume seien alle Plätze besetzt.
Die Naturschützer betonen: „Ausweichquartiere gibt es nicht. Zilpzalp und Waldbettspiel, Erdkröte und Vierbindiger Schmalbock können nicht umziehen. Die Roten Liste werden immer länger, auch der Bestand der ,Allerweltsvögel’ nimmt erschreckend ab.“
Bürgerbegehren scheiterte im April 2021
Die neue Feuerwache Nord wird die gemeinsame Heimat der Löschzüge Welper, Holthausen und Blankenstein der Freiwilligen Feuerwehr Hattingen. Alle drei aktuellen Gerätehäuser weisen erhebliche bauliche Mängel auf. Als Standort war zunächst eine Fläche an der Lindstockstraße in Holthausen geplant, direkt gegenüber dem Schulzentrum.
Ende 2017 brachte die SPD den Standort zwischen Berg- und Blankensteiner Straße ins Gespräch. Das entspricht auch dem Wunsch der ehrenamtlichen Feuerwehrleute. Bei den davon betroffenen Anwohnern regte sich Widerstand, Naturschützer schlossen sich an. Im April 2021 scheiterte ein Bürgerbegehren gegen den Standort.
Der geplante Bau ließe sich nur ausgleichen, wenn ein zweimal so großes Stück Land dafür entsiegelt würde. Denn es sei in der Hauptsache der unversiegelte humusreiche Boden, der als wichtiger CO2-Speicher diene. Zudem müsse ein Ausgleich immer ortsnah erfolgen und nicht wie geplant zum Teil im Südkreis.
Auch ethisch haben die Mitglieder der AG Ökozelle Bedenken. Alle Mitglieder des Stadtrates trügen Verantwortung, vor allem wenn die Folgen ihrer Beschlüsse über mehrere Generationen wirkten.
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Nach ihrer Überzeugung wird der empfohlene Beschluss dieser ethischen Verpflichtung zur Verantwortung der Mandatsträger und des Bürgermeisters nicht gerecht. „Denn er enthält Fehleinschätzungen und lässt eine gewissenhafte und gründliche Auseinandersetzung mit den Folgen ihres Beschlusses nicht erkennen“, so Griesohn-Pflieger.
Die Stadt wird die Eingaben jetzt bewerten
Auch Holger Wonitza hat der Stadt einen kritischen Brief geschrieben. Der ehemalige Wortführer des Bürgerprotestes gegen die Wohnbebauung Dahlhauser Straße und Kritiker des Rewe-Standortes in Winz-Baak hat auch zur Wache Nord eine klare Position. Wosnitza fordert eine Kompensation des für das Projekt zu fällenden Baumbestandes im Verhältnis 1:2 und kritisiert die Absicht, die neuen Bäume teilweise auch außerhalb des Hattinger Stadtgebietes zu pflanzen.
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Weitere Kritikpunkte: Die Artenschutzprüfung lasse die aktuelle Rote Liste Deutschland außer Acht und der Umweltbericht sei unvollständig. Die Stadt Hattingen wird die Eingaben der Bürgerinnen und Bürger jetzt bewerten und den politischen Gremien vorlegen.