Hattingen. Diese Aktion einer Bäckerei in Hattingen lässt aufhorchen. Zum Adventsgebäck gibt’s auch gute Wünsche – und das aus einem besonderen Grund.
Die Adventszeit ist auch immer die Zeit der guten Wünsche. Dazu setzt die Wodantaler Landbäckerei eine besondere Idee in die Tat um und lässt Menschen mit Behinderungen zu Wort kommen.
Hattinger Betrieb legt großen Wert auf Inklusion
Ab dem 1. Advent (27. November) bietet die Bäckerei, die Am Walzwerk 26 zu Hause ist, Tüten mit Adventsgebäck an, an denen ein Wunschzettel haften wird. Darauf stehen dann Sätze wie „Ich wünsche mir, dass jeder Mensch so akzeptiert wird, wie er ist“. In diesem Fall stammen die Worte von dem 21-jährigen Max, der in einer Einrichtung für behinderte Menschen lebt. In dreien solcher Häuser haben sich die Bewohner Zeit genommen und ihre Gedanken zum Advent und zu Weihnachten aufgeschrieben. „Wir legen in unserem Betrieb großen Wert auf Inklusion“, sagt Delia Will, deren Mann Henrik zusammen mit Geschäftspartnerin Celina Meyer die Wodantaler Landbäckerei im Sommer übernommen hat.
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Die 35-Jährige hat bis vor kurzem noch selbst in einem Inklusionscafé gearbeitet. In dem Vollmarsteiner Betrieb unter Regie der Awo machte sie die Bekanntschaft von Wenke Müller, die nach einem Verkehrsunfall als Teenager mit spastischen Lähmungen zu kämpfen hat. Inzwischen schmeißt die 23-Jährige den Bürobetrieb der Bäckerei. Gemeinsam überlegten die beiden Frauen, wie man gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit Menschen mit Behinderung mehr Geltung verschaffen kann. „Dabei kamen wir dann eben auf die Idee, dass die Betroffenen aus ihrer eigenen und persönlichen Sicht Wünsche äußern sollen, was sie für wichtig halten.“
Drei Heime meldeten sich prompt zurück
Zahlreiche Häuser bekamen daraufhin Post von den beiden Bäckereibeschäftigten und drei antworteten auch prompt. Dazu gehören das Tom-Mutters-Haus (Lebenshilfe), Haus Theresia (Therese-Albers-Stiftung) und die Wohnstätte der Awo in Marl. Insgesamt kamen rund 100 Wünsche zusammen. Unter ihnen findet sich beispielsweise auch der Satz von Michael (62): „Ich wünsche allen Menschen auf dieser Welt Liebe.“ Schmunzeln ist sicherlich erlaubt, wenn Lothar (63) formuliert: „Ich wünsche mir, dass Winnetou noch lebt und Frieden stiftet.“
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Damit der Bäckerei nun auch ausreichend Wunschzettel zur Verfügung stehen, „haben wir die Originale mehrfach kopiert“, sagt Delia Will. Bleibt noch die Frage offen, was denn die Kundschaft in den Tüten erwartet. „Sie kann wählen zwischen Berliner Brot, Marmortalern, Schwarz-Weiß- sowie Spritzgebäck“, so Will. Der Preis liegt zwischen einem und sechs Euro. Der Erlös vom Verkauf kommt dem Kinder- und Jugendhospizdienst in Bochum zugute. Die Bewohner, die mitgemacht haben, will die Bäckerei im nächsten Jahr zum Besuch einladen. Der Wunsch, selbst backen zu können, geht in Erfüllung, verspricht Delia Will.
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