Bochum. Schon jetzt unterstützt der Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn fünf Familien in Bochum. Bis Ende das Jahres soll die Zahl deutlich steigen.
In Bochum gibt es schätzungsweise 200 Kinder und Jugendliche, die so schwer erkrankt sind, dass sie das Erwachsenenalter wohl nie erreichen werden. Solch eine Diagnose ist für die ganze Familie ein Schock – sie verändert den gesamten Alltag und bringt alle Mitglieder an ihre Grenzen. Doch sie sind nicht allein. Ehrenamtliche Helfer können dem erkrankten Kind, den Geschwistern und den Eltern Lebensqualität schenken. Genau das ist das Ziel des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Löwenzahn, den es jetzt in Bochum gibt.
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Es ist gut zwei Jahre her, dass Thorsten Haase aus Unna einen mutigen Schritt gewagt hat. Nach 30 Jahren Selbstständigkeit im eigenen Unternehmen gründete der Mann, der selbst die Familie eines schwerkranken Jungen begleitet, den Verein Löwenzahn in Dortmund. Nach etwa einem Jahr aktiver Arbeit gibt es über 50 Ehrenamtler, die sich um 35 Familien kümmern.
Bochum: Ehrenamtler schenken schwer kranken Kindern und Jugendlichen Zeit
Sie gehen mit den Kindern und Jugendlichen auf den Spielplatz, lesen ihnen vor oder reden mit ihnen – je nachdem, wie es die Fähigkeiten der einzelnen zulassen. Die Erkrankungen der Mädchen und Jungen sind ganz verschiedenen. Ein Großteil von ihnen hat durch Geburtskomplikationen wie Sauerstoffunterversorgungen Spastiken oder andere schwere Behinderungen. Andere Kinder und Jugendliche haben Erbkrankheiten wie Trisomie 18 oder Krebserkrankungen. Eines haben alle dieser Erkrankungen gemeinsam: Das Leben der ganzen Familie verändert sich. Und so verbringen die Ehrenamtler Zeit mit den Geschwistern und sind eine Stütze für die Eltern.
Mittlerweile betreut der Dortmunder Verein fünf Familien aus Bochum. „Es gibt einen Riesenbedarf. Die Anfragen werden immer mehr“, sagt Haase, geschäftsführender Vorstand. Was in der Nachbarstadt klappt, klappt bestimmt auch in Bochum – dachte sich der Vereinsgründer. Mittlerweile hat der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst seinen Sitz an der Brückstraße 47. Der erste Schritt ist getan.
Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn sucht Ehrenamtler in Bochum
Nun suchen Haase und Projektbegleiterin Irene Steiner Ehrenamtler, die sich vorstellen können, Kindern und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen Zeit zu schenken. Im Optimalfall von der ersten Diagnose bis zum Lebensende der Erkrankten. Was ein oder auch zehn Jahre sein können. Am 26. März findet ein Treffen für die Ehrenamtler statt – das erste von 18, an denen diese auf ihre Arbeit vorbereitet werden. Es geht um den Umgang mit dem Leben und dem Tod, um die Trauer der Kinder, auch ein Besuch beim Bestatter ist geplant. Rund 100 Stunden dauert der Kurs insgesamt – und soll auf die neue Aufgabe vorbereiten.
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„Eine sehr sinnvolle Aufgabe“, sagt Irene Steiner, die sich selbst um ein neunjähriges Mädchen kümmert. „Wir freuen uns immer tierisch, wenn wir uns sehen. Das macht glücklich und zufrieden.“ Drei Stunden pro Woche besucht sie die Familie aus Dortmund, geht dann mit dem schwerkranken Kind auf den Spielplatz, zum Beispiel zum Schaukeln.
Pläne für die Zukunft sind groß
Kinder- und Jugendhospizdienst sucht Ehrenamtler
Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn in Bochum sucht Ehrenamtliche, die Familien mit schwer kranken Kindern Zeit schenken wollen. Kriterien sind, dass die Begleiter Respekt vor ihren eigenen Grenzen haben, freundlich und zugewandt mit Menschen umgehen sowie akzeptieren, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss.
Interessierte können sich bei Thorsten Haase unter 0234 91 28 31 79 sowie thorstenhaase@forum-dunkelbunt.de melden. Die Bürozeiten sind immer dienstags von 9 bis 13 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr an der Brückstraße 47.
Der Verein finanziert sich zum Großteil über Spenden. Spendenkonto: Sparkasse Bochum, IBAN: DE74 4305 0001 0004 4163 35.
Weitere Infos: ambulanter-kinderhospizdienst-bochum.de
Der Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn hat große Pläne für Bochum. Bis Ende des Jahres möchte er 20 Plätze anbieten, zudem soll im Herbst eine Geschwistergruppe gegründet werden – nach dem Dortmunder Vorbild. Hier treffen sich einmal im Monat Brüder und Schwestern der schwerkranken Kinder. „Wir unternehmen mit ihnen fetzige Dinge. Also Sachen, die sonst ihre Eltern mit ihnen machen würden, wenn es mehr Zeit gäbe“, erklärt Haase. Das gebe den Geschwistern viel – zudem haben schon einige neue Freunde gefunden.