Hattingen. Der Streit ums Bürgerbüro geht weiter. Dass die zentrale Anlaufstelle der Stadt Hattingen jetzt zwei Tage schließt, sorgt für große Empörung.

Das Bürgerbüro der Stadt Hattingen bleibt in der Kritik. Mehr noch: Aus Verärgerung wird Empörung. Dass die zentrale Anlaufstelle der Stadtverwaltung in der kommenden Woche zwei Tage geschlossen bleibt, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam an einer Fortbildung teilnehmen, wird von der Politik scharf kritisiert.

„Es ist unglaublich, wie die Stadt am Bürger vorbei arbeitet“, schimpft etwa die SPD-Fraktionsvorsitzende Melanie Witte-Lonsing. Besonders scharf kritisiert sie die Entscheidung, dass auch das Telefon des Bürgerbüros an den Schulungstagen 15. und 16. November nicht besetzt ist. „Da stehen die Menschen dann entweder vor verschlossenen Türen oder können ihre Anliegen nicht einmal telefonisch vorbringen – so geht das nicht“, sagt Witte-Lonsing.

Die Online-Terminvergabe läuft offenbar reibungslos

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Das sieht auch Gilbert Gratzel so. „Das Bürgerbüro ist das Aushängeschild der Verwaltung. Da trifft der Bürger auf die Stadt. Das kann ich nicht zwei Tage dichtmachen und dann auch noch die Telefone abstellen“, so der FDP-Fraktionschef.

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Zur Wahrheit gehört für Gratzel allerdings auch, dass das Bürgerbüro nach den Problemen in den ersten beiden Corona-Jahren inzwischen wieder „vernünftig arbeitet“. Vor allem über die Online-Terminvergabe laufe das reibungslos. „Ich selbst habe eben erst einen Internationalen Führerschein auf diesem Wege beantragt und abgeholt. Das hat prima geklappt.“

Christine Freynik kann die Kritik nicht verstehen

Dass das Bürgerbüro als zentrale Einrichtung der Stadtverwaltung durchgehend erreichbar sein sollte, sieht auch Oliver Degner so. „Das sollte man nicht zwei Tage komplett schließen“, meint der Fraktionschef der Grünen. „Ganz sicher hilft das auch nicht beim Abarbeiten des Rückstaus von Anträgen.“ Grundsätzlich sind die Grünen der Meinung, die Öffnungszeiten müssten sich noch mehr an den Bedürfnissen der Bürger orientieren.

Wirbt für Verständnis: Die Erste Beigeordnete Christine Freynik begründet die Schließung de Bürgerbüros mit einer wichtigen Schulung de Mitarbeiter.
Wirbt für Verständnis: Die Erste Beigeordnete Christine Freynik begründet die Schließung de Bürgerbüros mit einer wichtigen Schulung de Mitarbeiter. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Christine Freynik kann die Kritik nicht verstehen. „Wir haben für die beiden Tage keine Termine vergeben und öffentlich gemacht, dass das Bürgerbüro geschlossen bleibt“, sagt die Erste Beigeordnete und Dezernentin für den Bürgerservice.

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Es habe auch keine Alternative zu dieser Maßnahme gegeben, führt Freynik an. „Das zweitägige Seminar befasst sich mit dem Gesundheitsschutz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Publikumsverkehr mit besonderem Blick auf Übergriffe. Wir haben auf diesen Termin mit der Polizei fünf Monate gewartet. Die Schulung lässt sich nicht teilen, da müssen alle im Block teilnehmen.“

Für Gerhard Nörenberg ist die Begründung schlüssig. „Dann muss das Bürgerbüro eben einmal schließen“, sagt der CDU-Fraktionschef.

Bürgerbüro, Bauverwaltung und Wirtschaftsförderung sind die großen Aufreger

Dass die Stadtspitze keine Möglichkeit sieht, durch verwaltungsinterne Umbesetzungen den Betrieb im Bürgerbüro in solchen Fällen aufrecht zu erhalten, kann wiederum Gilbert Gratzel nicht verstehen. „Ich beobachte seit Jahren, dass andere Städte mit weniger Personal mehr Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger hinbekommen“, sagt der Liberale. „Nur in Hattingen sind die dafür nötigen Veränderungen im Personalbereich nicht möglich. Offenbar fehlt der Wille zu Umstrukturierungen.“

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Beschwerden über die Stadtverwaltung als Dienstleisterin hatten sich auch durch fast alle Gespräche gezogen, die Melanie Witte-Lonsing im Rahmen ihrer Sommertour 2022 geführt hat. „Bürgerbüro, Bauverwaltung, Wirtschaftsförderung – das sind die großen Aufreger bei den Bürgerinnen und Bürgern. Da gibt es großen Handlungsbedarf“, so die SPD-Fraktionschefin.

Die Zustände im Bürgerbüro will sie wieder auf die politische Tagesordnung setzen. „Wir waren kurz davor, die Kommunalaufsicht zu informieren. Da muss sich endlich etwas ändern“, sagte Witte-Lonsing im August.