Hattingen. Nach dem Chaos der vorigen Monate hat die Stadt Hattingen ihr Bürgerbüro umorganisiert. Klappt es jetzt besser? Die WAZ hat vor Ort nachgefragt.

Die Kritik am Bürgerbüro im Spätsommer war laut: WAZ-Leser meldeten sich in der Redaktion und beklagten Wartezeiten von bis zu drei Monaten, die Grünen brachten das Thema auf die politische Agenda. Folge: Die Stadt hat Verbesserungen versprochen! Hat sich inzwischen tatsächlich etwas verbessert? Ein Besuch an der Bahnhofstraße.

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Nach elf wird die Schlange an diesem Morgen vor dem Bürgerbüro wieder lang und länger. Ob mit oder ohne Termin stehen Frauen und Männer bei ungemütlichen, feuchten sieben Grad und warten. Die Stimmungslage ist gemischt. Bei manchen läuft alles reibungslos, andere sind genervt, weil sie mit Termin doch warten müssen.

Neue Warteschlagen-Regelung mit und ohne Termin am Bürgerbüro an der Bahnhofstraße in Hattingen.
Neue Warteschlagen-Regelung mit und ohne Termin am Bürgerbüro an der Bahnhofstraße in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

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„Warum man online die Info bekommt, man soll sich – wenn man einen Termin hat – an der Information melden, verstehe ich nicht. Jetzt stehen wir auch mit Termin draußen und werden nicht hineingelassen“, ärgert sich Dagmar Müller. Vor ungefähr drei Wochen hatte sie sich im Internet einen Termin holen wollen. „Aber da ging überhaupt nichts auf dem Portal“, sagt sie. Vor elf Tagen hat sie es wieder probiert und einen Termin buchen können. Das aber erspart ihr heute auch keine Wartezeit.

Äußere Faktoren und bürokratische Hürden verärgern

Die äußeren Faktoren sind das eine – andere bürokratische Hürden ärgern sie aber nicht weniger. „Ich wohne an der Blankensteiner Straße und muss mir immer Besucherausweise holen.“ Die Heftchen, die aus ein paar Blättern bestehen, auf denen das Kennzeichen, Tag und Uhrzeit des Besuchs für eine Park-Erlaubnis eingetragen werden müssen, gibt es nur hier. „Warum muss ich für ein solches Heftchen ins Bürgerbüro? Es müsste doch möglich sein, das irgendwo einfach zu kaufen.“

Aktuelle Regelungen im Vergleich

Die Ruhrgebietsstädte handhaben den Ablauf in den Bürgerbüros ganz unterschiedlich. Nachdem die Stadt Hattingen in früheren Zeiten die Möglichkeit bot, sich zehn Wochen im Voraus einen Termin geben zu lassen, wurde die Regelung wieder abgeschafft. „Viele hatten nach zwei Monaten längst vergessen, dass sie einen Termin festgemacht hatten“, sagt Dezernentin Christine Freynik.

In Essen bekommt man innerhalb einer Woche einen Termin, in Hattingen geht es zurzeit innerhalb eines Monats.

Andere, die das Warte-Chaos vergangener Monate kennen, sind begeistert von den neuen Regelungen. Für andere sind schon die Schilder an der Türe eine Warnung, dass es möglicherweise doch nicht besser wird: Auf beiden Seiten der Türe hängt ein Schild ,Warteschlange’; links steht in grüner Schrift ,Terminkunden’, rechts in roter Schrift ,Ohne­ Termin’. Wie gewünscht, bilden­ sich Schlangen an beiden Seiten.

Mal klappt es reibungslos, mal dauert es etwas länger

Nazan Resit
Nazan Resit © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Bei Nazan Resit, die vor 30 Jahren aus Griechenland nach Deutschland kam, hat alles reibungslos geklappt. Sie hat andere Probleme: „Seit gestern habe ich eine Arbeitsstelle in einem Krankenhaus“, freut sie sich. Jetzt will sie ihre Steuerklasse ändern lassen – aber damit scheitert sie. Die 43-Jährige ist verheiratet, aber die Griechen haben auf wichtige Papiere bei ihrem Mann ,ledig’ und bei ihr ,geschieden’ geschrieben. „Jetzt muss ich zum griechischen Konsulat nach Düsseldorf. Das gibt mit Sicherheit wieder Probleme“, fürchtet sie.

Melanie Gülderen muss einen Behindertenausweis verlängern lassen. Auch das geht nicht, ohne immer wieder im Bürgerbüro zu erscheinen. Sie hatte sich einen Termin geholt, den sie etwas nach hinten verschieben wollte, weil sie sich verspätete. Sie hat es versucht, „aber das war nicht möglich“, sagt sie. Nun wartet die 43-Jährige schon mehr als eine Dreiviertelstunde.

Stadt Hattingen: Situation hat sich deutlich entspannt

Die Erste Beigeordnete Christine Freynik erklärt auf WAZ-Anfrage, dass man „nach wirklich viel Chaos vor dem Bürgerbüro“ umorganisiert habe. Eine Serviceperson vorne am Eingang erklärt etwa, welche Unterlagen man braucht, um einen Pass zu beantragen. „Weil ein Raum freigeworden ist, gibt es jetzt gibt es zwei Büros, eins für die Bürger mit Terminen, eins für Personen ohne Termine. Die Situation hat sich deutlich entspannt“, sagt Freynik.

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