Hattingen/Sprockhövel/EN-Kreis. Der Ennepe-Ruhr-Kreis bereitet sich auf Engpässe vor. Der Krisenstab wird um Energieversorger erweitert. Testläufe mit Notstrom bringen Klarheit.
Stromausfall: Die Tür vom Supermarkt öffnet nicht mehr, an der Tankstelle sind die Zapfsäulen aus. Nach wenigen Stunden setzt die mobile Telefonie aus. Richtig ernst wird es an Stellen, wo vom Strom Leben abhängt, wie an einer Herz-Lungen-Maschine.
Der Blackout ist kein unrealistisches Szenario für die bevorstehenden Wintermonate. Dementsprechend laufen die Vorbereitungen auf Zeiten ohne Strom beim EN-Kreis, bei den Städten, bei den Feuerwehren und Krankenhäusern. Doch darüber hinaus ist auch jeder einzelne gefordert, wie Astrid Hinterthür, Leiterin des Krisenstabs des Ennepe-Ruhr-Kreises deutlich macht.
Dieses Gremium hatten die Verantwortlichen nach anstrengenden Pandemie-Jahren gerade erst wieder zurückgefahren, da erschien mit der möglichen Energiemangellage im bevorstehenden Winter die nächste Katastrophe am Horizont. „Seit dem 15. September haben wir wieder begonnen, uns mit dem Krisenstab zu treffen“, sagt die erprobte Krisenmanagerin.
Satellitentelefone angeschafft
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Zuletzt kam das Gremium am 6. Oktober zusammen und ist im Vergleich zu den Corona-Beteiligten deutlich erweitert worden. „Wir haben neben Mitgliedern aus den Stäben für außergewöhnliche Ereignisse aus den neun Städten auch Vertreter der AVU sowie der Stadtwerke Witten und Hattingen mit am Tisch“, sagt Astrid Hinterthür.
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Die zentrale Frage: Als wie realistisch bewerten die Experten denn die Möglichkeit, dass es tatsächlich zu Stromausfällen kommt, die länger als ein paar Stunden andauern und die Menschen vor ernsthafte Herausforderungen stellen? „Die AVU rechnet mit einer Chance von 50:50, dass eine Gasmangellage eintritt, die beiden Stadtwerke sehen das nicht ganz so kritisch. Und: NRW würde von einer solchen Lage ohnehin nicht sofort bedroht, weil das Gasnetz von Nord- nach Süddeutschland aufgebaut ist und dementsprechend erst in Bayern oder Baden-Württemberg ein Mangel eintritt“, sagte die Chefin des Krisenstabs bereits in der Sitzung des Kreistags.
Gleichwohl, und das betont sie ausdrücklich, sollten die Menschen ihrer Pflicht zur Selbstvorsorge nachkommen. Um da entsprechende Informationen aus einer Hand zu geben, sind sowohl der Ennepe-Ruhr-Kreis als auch die neun Städte der RVR-Kampagne #besserbereit beigetreten und werden exakt diese Informationen und Hinweise nutzen, um die Privathaushalte zu informieren.
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Zum Strom sieht die aktuelle Einschätzung so aus, dass die Kreisverwaltung es für realistisch erachtet, dass in Teilen des Landes aber nie komplett der Strom ausfallen kann oder bewusst abgestellt wird. Beim Heizen komme es mit Sicherheit darauf an, wie hart der Winter werde, ob sich hier ein Mangel einstellt. „Die Menschen sind an gewissen Stellen für sich selbst zuständig. Sie sollten ihre dringend benötigten Medikamente bevorraten und Dinge wie Müsli, Nudeln, Nüsse, Wasser für drei bis sieben Tage im Haus haben“, sagt Astrid Hinterthür. Ein Asthmaspray mehr im Haus schade ebenso wenig.
Wohl von 324.000 Menschen
Gleichwohl trifft der Ennepe-Ruhr-Kreis, in dessen Hauptverwaltungsgebäude sich die Leitstellen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst befinden, Vorkehrungen auf gänzlich anderen Ebenen. „Sowohl wir, als auch die Städte rüsten sich mit Satellitentelefonen aus, um im Fall der Fälle die Kommunikation aufrecht erhalten zu können.“ Außerdem sind das Kreishaus und die Leitstellen mit Notstrom-Aggregaten versorgt, entsprechende Kraftstoffvorräte legt die Verwaltung bereits an. Ebenso wird Kraftstoff bevorratet, um Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge am Laufen zu halten. Gleiches gilt für die Feuerwehren der Städte.
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Zusätzlich hat das Kreishaus den ersten Testlauf unter vollem Betrieb hinter sich, die Verwaltung und die Leitstellen wurden stromlos geschaltet und nur der Notstrom lief. „Sonst haben immer nur kleine Tests und Wartungen stattgefunden, nun wissen wir, was im Ernstfall funktioniert“, sagt Astrid Hinterthür und fügt an: „Ohne EDV macht man gar nichts, und dieser Schmerztest hat zwar für Ruckeln im Betrieb gesorgt, uns aber auch deutlich gezeigt, dass wir arbeitsfähig bleiben an den entscheidenden Stellen“, betont die Leiterin des Krisenstabs, der sich mit der Sicherheit und der Gesundheit der immerhin 324.000 Menschen in den neun Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises auseinandersetzt.
Brennstoffzellen und Powerpacks
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Sie sind auch der Grund dafür, dass die Verwaltung Vorsorge betreibt für den Fall des Stromausfalls und Brennstoffzellen sowie mobile Powerpacks angeschafft hat und weiter anschafft. „Meldet sich jemand und teilt beispielsweise mit, dass ein Beatmungsgerät auszufallen droht, können wir damit reagieren“, sagt Astrid Hinterthür. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen weiter, werden ständig aktualisiert und angepasst, in der Hoffnung, dass es uns nicht so hart trifft.