Hattingen. Die HWG will in Hattingen eine Hospiz-WG einrichten. Es wäre ein wichtiger Schritt gegen die Unterversorgung im EN-Nordkreis. Was noch fehlt.

Hattingen soll ein Hospiz bekommen. Die HWG plant eine Hospiz-Wohngemeinschaft in ihrem neuen Wohnquartier „Alte Feuerwache“ im Norden der Südstadt. Eine solche Einrichtung würde die bestehende Unterversorgung im EN-Nordkreis mildern. Gerade in Hattingen gibt es bisher keine Möglichkeiten zur würdevollen Begleitung und Versorgung von Menschen am Lebensende.

„Die Absicht ist baulich bereits sehr konkret. Es fehlt allerdings noch ein Betreiber“, sagt Christoph Wiesmann auf Anfrage der WAZ. Er leitet die HWG-Abteilung Kundencenter und verweist auf die Pläne für das neue Wohnquartier „Alte Feuerwache“, die die Wohnungsgenossenschaft zuletzt im Stadtentwicklungsausschuss präsentiert hat.

Geplant ist eine Hospiz-WG mit acht Plätzen

Zur Wohnnutzung sind dort frei finanzierte Wohnungen ebenso vorgesehen wie rund 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen. Und: „Als weitere Wohnkonzepte sind eine Tagespflege sowie zwei Wohngemeinschaften für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung angedacht. Aktuell finden Abstimmungen bezüglich eines Hospizangebotes und einer Kurzzeitpflege statt. Weitere Interessenten sind Senioren-Wohngemeinschaften und ein nachbarschaftliches Wohnprojekt.“ So steht es in der Vorlage.

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Information und Ausstellung am Welthospiztag

Der Welthospiztag findet in diesem Jahr am Samstag, 8. Oktober, statt. Das Motto 2022 lautet: „Hospiz kann mehr.“ Ein weiteres Motto des Tages: „Gestorben wird immer. Darüber gesprochen zu wenig.“

Anlässlich des Welthospiztages und des 30-jährigen Bestehens der Hospizarbeit in Hattingen und Sprockhövel lädt der Ambulante Hospizdienst Witten-Hattingen alle Bürgerinnen und Bürger für Samstag von 10 bis 18 Uhr ins Reschop Carré ein, um mit ihnen über würdevolles Sterben ins Gespräch zu kommen. Der Tod gehört zum Leben, aber das Sterben verläuft nicht selten ohne Würde, sagt der Hospizdienst.

Gleichzeitig zum Welthospiztag wird im Reschop Carré die Wanderausstellung „Hospiz macht Schule“ eröffnet. Dort werden die Ergebnisse von Schulprojekten an Grundschulen in Hattingen und Sprockhövel gezeigt.

Im Gespräch mit der WAZ wird Wiesmann konkreter. „Wir planen eine Hospiz-WG mit acht Plätzen“, sagt der HWG-Manager. Jeweils zehn Plätze seien in der Senioren-WG und in der Kurzzeitpflege vorgesehen. Gerade die werden in Hattingen auch gerade dringend benötigt. 18 Plätze soll nach Wiesmanns Angaben die Tagespflege umfassen.

Wohngemeinschaft für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung

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Ebenfalls auf zehn Plätze angelegt ist die Wohngemeinschaft für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Für deren Betrieb steht die HWG in Kontakt mit der Lebenshilfe. Für die Hospiz-WG könne ein Betreiber noch nicht genannt werden, sagt Wiesmann. Die Gespräche liefen.

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Die nächste Möglichkeit, einen Hospizplatz zu finden, bietet sich für Hattingerinnen und Hattinger in Witten. Wie wichtig es ist, Angebote auch im Stadtgebiet von Hattingen vorzuhalten, hat der Ambulante Hospizdienst Witten-Hattingen immer wieder betont. Auch das Palliativnetz EN-Süd und Hattingen mit Sitz in Gevelsberg hat auf die Unterversorgung im Nordkreis immer wieder hingewiesen.

Scharf kritisierten SPD und Grüne das Vorgehen des Bürgermeisters

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Bürgermeister Dirk Glaser hat sich im Rat der Stadt zufrieden über die Entwicklung geäußert. Ausdrücklich erwähnte er die Pläne zur Einrichtung von Hospizplätzen auf dem Gelände der Alten Feuerwache. Eine weitere Möglichkeit gebe es auch in Bredenscheid, sagte Glaser, ohne in diesem Fall konkreter zu werden.

Bürgermeister Dirk Glaser hat die Kritik an seinem Vorgehen bei der Unterzeichnung der Charta akzeptiert.
Bürgermeister Dirk Glaser hat die Kritik an seinem Vorgehen bei der Unterzeichnung der Charta akzeptiert. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Das Thema Hospiz hat das Stadtparlament auch noch auf andere Art beschäftigt. Scharf kritisierten SPD und Grüne das Vorgehen des Bürgermeisters, die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland im Alleingang und damit ohne Diskussion im Stadtrat zu unterschreiben.

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„Welche Haltung die Stadt Hattingen beim Töten auf Verlangen einnimmt, entscheidet die Stadtverordnetenversammlung und nicht der Bürgermeister“, schimpften SPD-Fraktionschefin Melanie Witte-Lonsing und Frank Staacken von den Grünen. Sprockhövels Bürgermeisterin Sabine Noll etwa habe entsprechend gehandelt und den Rat damit befasst.

Dirk Glaser akzeptierte die Kritik. Machte aber geltend, aus Zeitdruck unterschrieben zu haben. Schließlich habe der Ambulante Hospizdienst Witten-Hattingen gerade das 30-jährige Bestehen gefeiert und der Welthospiztag sei am 8. Oktober.