Hattingen. Betrüger nutzen die Angst der Menschen. Ein Senior aus Hattingen verlor so eine fünfstellige Summe. Tipps der Polizei und wie Banken helfen.

Betrüger versuchen mit unterschiedlichen Maschen, an das Geld der Menschen zu kommen. Immer wieder sind sie dabei auch in Hattingen erfolgreich – wie vor wenigen Wochen, als die Polizei nach einem Täter fahndete. Was aus dem jüngsten Fall wurde, welche Maschen die Polizei kennt und was sie rät, erklärt Polizeisprecherin Sonja Wever. Auch Banken arbeiten mit, Betrug zu verhindern.

Falsche Polizisten

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Ein 82-jähriger Hattinger war Ende August Opfer des Betrugsanrufs einer falschen Polizistin geworden und hatte Münzen im Wert einer fünfstelligen Summe übergeben. Es ist eine verbreitete Masche: Anrufer geben sich als Polizisten, Richter oder Staatsanwälte aus. Sie erzählen Geschichten von Unfällen, Verhaftungen und Kautionen. Dabei bauen sie Dramatik auf, weiß Sonja Wever: „Da hört man ein Kind im Hintergrund weinen oder die Angehörigen um Hilfe rufen“.

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Die Betrüger versuchen, ihr Opfer am Telefon zu halten. „Sie lassen nicht zu, dass man vielleicht doch die Polizei ruft.“ Auch im jüngsten Fall wurde der Hattinger fast zwei Stunden am Telefon bearbeitet. Da knickt so mancher ein. „Die Täter werden unterschätzt“, sagt die Polizistin. Sie sind geübt, zu überzeugen, Druck aufzubauen.

Chancen, das Geld zurückzubekommen

Die Aufklärungsquote ist sehr gering. Dennoch rät die Polizei auch bei Betrugsversuchen zur Anzeige – auf der Wache oder online über internetwache.polizei.nrw. Wer also eine verdächtige SMS oder einen Anruf bekommt, soll sich gern melden. Nur so könne die Polizei einen Überblick über die Häufigkeit solcher Versuche bekommen.

Sein Geld zurückzubekommen, ist im Betrugsfall schwierig, wenn man selbst eine Überweisung beauftragt hat. „Es gibt sehr enge Fristen, um Überweisungen zurückzurufen“, weiß Volksbank-Sprecher Thomas Alexander. Auch die Sparkasse erklärt: Beim Enkeltrick hafte sie nicht für Verluste. Viele Fälle konnten aber durch Mitarbeiter verhindert werden.

Die Sparkasse haftet, wenn mit einer gefälschten Unterschrift Überweisungen angewiesen werden, erklärt Sprecher Udo Schnieders. Ausgenommen sind Fälle, in denen der Geschädigte eine Mitschuld trägt.

Beim Phishing wird im Einzelfall entschieden, ob der Geschädigte fahrlässig seine Daten preisgegeben hat oder über eine Haftung der Sparkasse Geld zurückbekommen kann.

Aber: „Die Polizei, Richter oder auch Staatsanwälte rufen nie mit Zahlungsforderungen an. So etwas gibt es nicht“, betont Wever. Übrigens fordern sie auch an der Wohnungstür nie Geld oder Wertgegenstände. Im Fall des 82-Jährigen hatte die Polizei nach dem Abholer gefahndet – ohne Erfolg.

Microsoft ruft an

„Ihr Computer wurde gehackt.“ Oder: „Ihre Ausweisnummer wurde missbraucht.“ Oft auf Englisch oder in gebrochenem Deutsch erklären die Anrufer, es gebe ein Problem mit dem Computer oder der „ID“. Für das nötige Sicherheitszertifikat soll der Angerufene zahlen.

Enkeltrick via Messenger

Der Enkeltrick wurde modernisiert. So kontaktieren Betrüger ihre Opfer inzwischen auch über Messengerdienste wie WhatsApp. Der Einstieg gleicht sich: „Mein Handy ist kaputt, hier ist meine neue Nummer“. „Dann geht es auch nicht direkt um Geld“, weiß Sonja Wever. Vielmehr wollen die Täter Vertrauen aufbauen, bevor die Geschichte der Geldnot vorgetragen wird. Die Polizei rät, dennoch skeptisch zu bleiben, Angehörige im Zweifel über die alte Nummer zu kontaktieren und niemals Geld ohne Rücksprache an Fremde herauszugeben.

Der Energieversorger klingelt

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Ein Anruf könne auch Gewissheit verschaffen, wenn zum Beispiel Ableser des Energieversorgers klingeln oder neue Verträge abschließen wollen. „Die Täter suchen sich Themen aus, die Angst machen und verunsichern. Derzeit ist das die Energiekrise“, erklärt die Polizei. Wever betont: Firmen melden sich immer vorher an, Mitarbeiter können nachweisen, dass sie bei der Firma arbeiten. Wer unsicher ist, sollte den Besucher vor der geschlossenen Tür warten lassen und mit einem Anruf bei der Firma klären, ob tatsächlich Mitarbeiter in ihrem Auftrag unterwegs sind. „Lassen Sie niemanden einfach so in die Wohnung.“

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Die Betrugsversuche tauchen oft in Wellen geballt auf. Dabei wissen die Täter nicht, wen sie kontaktieren. Es kann also jüngere Personen ebenso treffen. Häufig agieren die Täter organisiert aus dem Ausland. Den Telefonnummern, mit denen sie Kontakt aufnehmen, sieht man das nicht an. Deshalb ist es auch extrem schwierig, die Täter zu erwischen. Bestenfalls werden Kuriere, die Gelder abholen, festgenommen. „An die Hintermänner zu kommen, ist fast unmöglich“, weiß Wever.

Warnung beim Geldabheben

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Um die Geldübergaben zu verhindern, arbeitet die Polizei mit Banken zusammen. So gibt zum Beispiel die Sparkasse größere Bargeldabhebungen nur in speziellen Umschlägen heraus. Auf denen sind neben dem Polizeilogo verschiedene Fragen zu lesen und der Hinweis, wer mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten kann, ist vermutlich einem Betrüger aufgesessen. Auch die Volksbank Sprockhövel will diese Umschläge in Kürze einsetzen.

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