Hattingen. Ein Anrufer hat sich in Hattingen die Handy-Nummer einer Stromkundin erschlichen. Prompt erhielt sie einen Vertrag. So reagierte die Frau.
Der Anruf schien der Kundin aus Hattingen dubios. Sie sollte Daten zu ihrem neuen Stromzähler durchgeben. Das verweigerte die Frau zwar, ließ sich aber dazu hinreißen, ihre Handynummer zu nennen. Was sie dann bekam, erzürnt die Frau regelrecht. Denn sie erhielt eine SMS mit einem Stromvertrag.
Anrufer nannte Kundin aus Hattingen nicht einmal seinen Namen
Maria S. (ihren eigentlichen Namen möchte die Kundin aus Datenschutzgründen nicht in der Zeitung lesen) erhielt eines Mittags einen Anruf. Der Mann am anderen Ende der Leitung habe nicht mal seinen Namen richtig genannt, sondern nur genuschelt, erinnert sie sich. In welchem Auftrag er sich meldete, habe die Stimme sie nicht wissen lassen. Was die Seniorin aber verstehen konnte, „war erstaunlich“.
Sie habe doch jüngst einen neuen Stromzähler bekommen und für die weitere Registrierung brauche er die Daten des Geräts, habe der Anrufer erklärt. Dazu sei er beauftragt. Sie bekomme obendrein einen neuen Tarif namens Prima Strom. „Wir hatten in der Tat kurz zuvor einen neuen Zähler erhalten, aber darum hatte sich die AVU gekümmert. Die ist doch für die Grundversorgung zuständig.“
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Die meisten Anrufe sind illegal
Verbraucherschützer raten dringend. den Anrufern keine persönliche Daten zu nennen und wenn ein Vertrag zugeschickt wird, ihn nicht weiter anzurühren.
Schon allein der Anruf als solcher sei nicht erlaubt. Es sei denn, die Kundin habe Primastrom ihre Einwilligung zur Telefonwerbung gegeben.
Zudem gelte ein neues Gesetz seit Oktober 2021. Lieferverträge dürfen jetzt nicht mehr ausschließlich per Telefon geschlossen werden, sondern müssen auch immer auch in Schriftform vorliegen.
Das ganze Gehabe des Anrufers ließ Maria S. also hellhörig werden. Sie nannte weder die Zählerdaten, noch gab sie ihre Mailadresse heraus. Allerdings nannte sie ihre Handynummer, das schien ihr unverfänglich zu sein. Kurz danach endete das Gespräch – und ein paar Minuten später konnte sie ihren Augen kaum glauben. In der SMS stand zu lesen: „Ihr Auftrag prima bonus Home von Prima Strom GmbH.“ „Dabei hatte ich nichts bestellt und auch keine Informationen gewünscht.“
Die SMS ließ sie SMS sein, öffnete sie nicht – aus Sorge, dadurch doch einem Vertrag zuzustimmen. Stattdessen ging Maria S. zur Polizei und erstattete Anzeige. „Die Beamten haben sich die Daten von dem Handy geholt“, betont sie.
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Verbraucherschützer sind dem Unternehmen auf den Fersen
Prima Strom ist in der Branche bekannt und steht in der Kritik. Der Bundesverband der Verbraucherschutzzentralen wirft dem Unternehmen unrechtmäßige Preiserhöhungen vor und plant ein Musterfeststellungsverfahren. Darüber hinaus häufen sich aber auch die Beschwerden über diese Art von Telefonanrufen, wie sie auch die Hattingerin erlebt hat, sagt Gregor Hermanni, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale NRW. Der jeweilige Anrufer gebe häufig vor, im Namen des Energielieferanten zu sprechen, er versuche dann, an die Daten des Zählers zu kommen.
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Die Stromfirma Montana, bei der Maria S. seit rund zehn Jahren Kundin ist, spricht von einer Masche, um sich die Nummer zu „erschleichen“. Damit lasse sich der Altvertrag kündigen und ein neuer Vertrag abschließen, ohne dass der Kunde dies selbst veranlasst habe.
Ein Vertrag, wie ihn die Hattingerin erhalten hat, wird aber erst gültig, wenn sie ihn zurückschickt, so Hermanni, auch wenn keine Unterschrift des Kunden darunter steht. Eine Rücksendung sei zum Glück in diesem Fall auch nicht erfolgt.
Offene Frage zum Zählerwechsel
Die meisten Anrufe sind illegal
Verbraucherschützer raten dringend. den Anrufern keine persönliche Daten zu nennen und wenn ein Vertrag zugeschickt wird, ihn nicht weiter anzurühren.
Schon allein der Anruf als solcher sei nicht erlaubt. Es sei denn, die Kundin habe Primastrom ihre Einwilligung zur Telefonwerbung gegeben.
Zudem gelte ein neues Gesetz seit Oktober 2021. Lieferverträge dürfen jetzt nicht mehr ausschließlich per Telefon geschlossen werden, sondern müssen auch immer auch in Schriftform vorliegen.
Es bleibt aber noch die Frage offen, wie der Anrufer von dem Zählerwechsel wissen konnte. Die AVU leite, so Sprecher Jörg Prostka, die Angaben nur an den entsprechenden Lieferanten weiter, also Montana. Das Unternehmen gebe sie selbstverständlich nicht an Dritte, sagt Heidi Frühe.
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Da derzeitig ständig in Haushalten die Geräte ausgetauscht werden, könnte Prima Strom aber auch nach dem Zufallsprinzip vorgegangen sein und nur vorgetäuscht haben, von dem Wechsel zu wissen. Vielleicht hat der Anbieter auch anderweitig davon Wind bekommen. In Zeiten des Internets dürfte es auch für ein Unternehmen mit Sitz in Berlin möglich sein herausfinden, was gerade in Hattingen vor sich geht.
Maria S. wartet nun darauf, wie es mit ihrer Anzeige weitergeht. Das Unternehmen Prima Strom ließ Nachfragen zu dem Fall in Hattingen unbeantwortet.
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